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Rumänischer Rundfunk: 90 Jahre bewegter Geschichte

Während Groß-Rumänien 2018 sein 100-jähriges Bestehen feiert, begeht der rumänische Rundfunk sein 90-jähriges Jubiläum seit der ersten Ausstrahlung im Jahr 1928.

Rumänischer Rundfunk: 90 Jahre bewegter Geschichte
Rumänischer Rundfunk: 90 Jahre bewegter Geschichte

, 05.11.2018, 17:30

Ausgehend von der Initiative einiger leidenschaftlicher Radiofans und mit staatlicher Unterstützung war Radio Rumänien zeitgemä‎ß, mit den gro‎ßen Momenten der Zwischenkriegszeit verbunden und stets bemüht, den Anforderungen der Zuhörer gerecht zu werden.



Vasile Ionescu war zwischen 1935 und 1944 der erste Intendant der rumänischen Rundfunkgesellschaft. Er war Zeuge eines der wichtigsten politischen Momente in der Geschichte Rumäniens, zu dem die rumänische Rundfunkanstalt direkt beigetragen hat, nämlich des Aktes vom 23. August 1944, der die Ausrichtung der Au‎ßenpolitik veränderte. Rumänien verlie‎ß die Allianz der Achsenmächte unter deutscher Führung und trat der Koalition der Vereinten Nationen bei. Das Interview mit Vasile Ionescu im Archiv des Zentrums für Mündliche Geschichte der rumänischen Rundfunkgesellschaft stammt aus dem Jahr 1974.



Die rumänische Rundfunkgesellschaft, die seit ihrer Gründung stets im Dienste des Landes stand, sowohl in Zeiten politischer und sozialer Ruhe als auch in schwierigen Zeiten für die Nation, spielte eine entscheidende Rolle in Sachen Information in der rumänischen Öffentlichkeit sowie im Ausland. Das Radio stand an der Seite der Rumänen in dem Moment, als Seine Majestät König Michael zusammen mit den wahren Vertretern des nationalen Willens, den Befehlshabern der gro‎ßen Streitkräfte-Einheiten und den Patrioten, die sich im Palast an der Calea Victoriei (Siegesstra‎ße) um ihn herum versammelten, den Staatsstreich vom 23. August 1944 beschloss. Die Tätigkeit des Rundfunks bei der Vorbereitung und Durchführung des späteren historischen Aktes hatte lange zuvor begonnen.“




Am 6. Juni 1944 wurde Rundfunkintendant Vasile Ionescu zu einer Audienz bei König Michael I. nach Sinaia ins Schloss Pelişor einbestellt. Er wurde dort nach der Reichweite des nationalen Radiosenders gefragt und aufgefordert, den Empfang der Sendung aus Bukarest auch in Kairo zu gewährleisten, wo Geheimverhandlungen über den Austritt Rumäniens aus dem Bündnis mit Deutschland geführt wurden. Die Antonescu-Regierung verhandelte mit den Sowjets, während die demokratische Opposition mit den Briten und den Amerikanern verhandelte und die Delegierten mussten Informationen aus Rumänien erhalten können. Mit der Installation von Sende-Empfänger-Anlagen sei die Verbindung hergestellt worden, erinnerte sich Vasile Ionescu.



Es wurde festgelegt, dass eine Rundfunkstation in Bukarest unter dem Schutz des Königspalastes in der Calea Victoriei installiert werden sollte. Diese nannten wir »Karpaten«. Eine weitere in Sinaia in der Villa des Armee-Generals Gheorghe Racoviceanu, des Taufpaten des Königs. Diese Station wurde »Bucegi« genannt. Und die dritte mit dem Codenamen »Piatra« sollte in Predeal, hinter der Villa von Marschall Antonescu installiert werden. Dies alles mit der Begründung, dass die Deutschen nur an diesen Orten nicht gewagt hätten, eine Durchsuchung anzuordnen, obwohl die Kurzwellen aufgrund ihrer besonderen Ausbreitungseigenschaften vom Goniometer sowieso nicht entdeckt werden konnten. Innerhalb von 3 Tagen wurden diese Kurzwellensendestationen installiert und in Empfang genommen. Die Station »Karpaten« aus dem Königspalast in Bukarest wurde vom auszubildenden Ingenieur C. Bonifaciu installiert, die Station »Bucegi« in Sinaia vom Ingenieur Gheorghiu Vladimir und die Station »Piatra« in Predeal vom Techniker Niculae Davidescu.“




Vasile Ionescu erlebte die Tage nach dem 23. August 1944 und dem Seitenwechsel Rumäniens im Krieg sehr intensiv.



Am Mittwoch, dem 23. August 1944, um 17:00 Uhr, wurde ich per Telefon zum Militärkommando der Hauptstadt einberufen und mir wurde befohlen, die Militäruniform zu tragen. Gegen 17:30 Uhr war ich im Kabinett des Generalkommandanten der Hauptstadt, wo ich zu meiner Überraschung Armeegeneral Iosif Teodorescu und seinen Generalstabschef, den Oberstadjutanten Demeter Dămăceanu, in Zivilkleidung vorfand, obwohl sie Karrieremilitärs waren. Armeekorps-General Iosif Teodorescu sagte zu mir: ‚Herr Generalintendant, ab diesem Moment hören Sie nur noch auf die Befehle Seiner Majestät König Michael und des Generaladjutanten Constantin Sănătescu, des Premierministers. Und Sie werden auf dem kürzesten Weg zum Palast gehen.‘ Der Oberstadjutant Demeter Dămăceanu stellte sofort die Telefonverbindung zum Königspalast in der Calea Victoriei her und sprach mit Divisions-General Aurel Aldea, dem damaligen Innenminister der Regierung des Generaladjutanten Constantin Sănătescu, den er über meine Ankunft informierte.“




Bei dem Rat, den der König am Abend des 23. August 1944 einberufen hatte, war auch der Rundfunkintendant Vasile Ionescu zugegen. Diese Einladung belegte die strategische Bedeutung des Radios in der Architektur des rumänischen Staates, sagt er.



Im Kabinett des Königs nahm ich ab dem 23. August 1944 um 18 Uhr bis um 22.05 Uhr für 4 Stunden an allen Vorbereitungen und Formalitäten des Staatsstreichs teil. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Verhaftungen Marschall Antonescus und seiner wichtigsten Mitarbeiter stattgefunden, nämlich Professor Mihai Antonescu, Vizepräsident des Ministerrates, Au‎ßenminister und Propagandaminister; Armeekorps-General Piki Vasiliu, Staatssekretär im Innenministerium und Generalinspekteur der Gendarmerie; Professor George Leseanu, ehemaliger Gouverneur von Transnistrien. I. Lecca, ein ehemaliger Regierungskommissar im Jüdischen Gemeindehaus, war bereits zwischen 15:30 und 16 Uhr festgenommen worden, bis zur Unterzeichnung des Dekrets für die Amnestie, Begnadigung und Abschaffung der Konzentrationslager, Dokumente, die vom Kommunistenführer Lucreţiu Pătrăşcanu, vorgelegt wurden.“




Radio Rumänien war stets dort, wo es gebraucht wurde, als es gebraucht wurde. Nach 90 Jahren hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Geschichte, die immer noch ihren Lauf nimmt.

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