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Rumänisch-russische Beziehungen: Zankapfel Bessarabien

Die Beziehungen zwischen Rumänien und Russland waren von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. Die Annexion Bessarabiens durch das zaristische Russland 1812 und durch die Sowjetunion 1940 belasteten das Verhältnis der beiden Länder nachhaltig.

Rumänisch-russische Beziehungen: Zankapfel Bessarabien
Rumänisch-russische Beziehungen: Zankapfel Bessarabien

, 29.06.2020, 17:30

Mit Zustimmung von Nazi-Deutschland stellte die Sowjetunion am 26. und 27. Juni 1940 Rumänien zwei Ultimaten, Bessarabien und die nördliche Bukowina abzutreten. Diese Aggressionen bestätigten die Gewalttätigkeit der beiden Arten des Totalitarismus, der Nazis und der Kommunisten. Für die Rumänen zwischen dem Pruth und dem Dnister folgte bis Juni 1941, als die rumänische Armee Bessarabien kurzzeitig befreien konnte, ein Jahr voller Morde, Raubüberfälle und Deportationen.



Die Beziehungen Rumäniens zu Russland waren im Laufe der Zeit kurvenreich. Die politische Russophilie im rumänischen Raum beginnt im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts mit dem moldauischen Fürsten und Humanisten Dimitrie Cantemir, einem Bewunderer und Verbündeten des russischen Zaren Peter der Gro‎ße. Die Annäherung an Russland wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fortgesetzt, als die Rumänen ihren Weg suchten, um einen modernen Staat aufzubauen und dem osmanischen Einfluss mehrerer Jahrhunderte zu entkommen. Russland war somit der beste militärische Verbündete und ein Vorbild für die Modernisierung. Nach der Revolution von 1848, nach dem Krimkrieg von 1853 bis 1856 und insbesondere nach dem russisch-rumänisch-türkischen Krieg von 1877 bis 1878, durch den Rumänien seine Unabhängigkeit erlangte, wurde Russland in der Wahrnehmung der Rumänen ein Feind, sogar der am meisten gefürchtete Feind. Ab dem 20. Jahrhundert kommt es jedoch zu einer leichten Erwärmung der rumänisch-russischen Beziehungen: Zar Nikolaus II. besuchte 1914 Rumänien mit seiner gesamten Familie und die beiden Königshäuser planten die Hochzeit des Kronprinzen von Rumänien, Karl, mit der Gro‎ßherzogin Olga von Russland. Auch die Übergabe der rumänischen Goldreserve an Russland zwecks sicherer Aufbewahrung im Jahr 1916 und das Militärbündnis an der Front im Jahr 1917 waren Schritte, die die beiden Länder näher zusammenbrachten. Aber was vielversprechend aussah, würde sich um 180 Grad drehen.



Die Revolutionen vom Februar 1917 und insbesondere die sozialistische vom Oktober 1917 in Russland waren der Moment des Bruchs in den russisch-rumänischen Beziehungen. Die bolschewistische russische Armee auf rumänischem Gebiet sollte von der rumänischen Regierung wegen des Chaos, das sie verursachte, gewaltsam evakuiert werden. Rumäniens legitimer Akt der Wiederherstellung der Ordnung wurde jedoch als feindselig angesehen, und am 13. Januar 1918 beschloss die Sowjetregierung, die Beziehungen zu Rumänien abzubrechen. Hinzu kam, dass Bessarabien, das 1812 von Russland annektiert worden war, im März 1918 aus eigenem Willen und aufgrund des leninistischen Prinzips der nationalen Selbstbestimmung mit Rumänien vereinigt wurde. Zweitens war die rumänische Militärkampagne im Sommer 1919 gegen das Räterepublik-Regime in Ungarn, das Rumänien im Frühjahr angegriffen hatte, von der UdSSR als neuer feindlicher Akt eingestuft worden. Die Intervention Rumäniens im Norden zur Unterstützung der Polen gegen die rote Armee und die Blockierung der Verbindung zwischen der russischen und der ungarischen roten Armee vereitelten den leninistischen Plan der sozialistischen Revolution. Der Historiker Ioan Scurtu erklärte, dass das Ende des Ersten Weltkriegs den Beginn der Spannungen zwischen Rumänien und Russland einläutete.



Dann kam der Friedenskongress in Paris und die Unterzeichnung des Vertrags zwischen Rumänien und den USA, Gro‎ßbritannien, Italien und Japan am 28. Oktober 1920, in dem die Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien anerkannt wurde. Die Sowjetregierung gab am nächsten Tag eine Erklärung ab, in der sie bekannt gab, dass sie weder die Legitimität der ‚Entführung‘ Bessarabiens am 27. März 1918 noch den ‚imperialistischen‘ Akt vom 28. Oktober 1920 anerkannte, so dass sich die Beziehungen verschlechterten. Es gab Versuche, sie wieder aufzunehmen, einige Verhandlungen begannen 1924 in Wien, wurden aber nicht fortgesetzt, und erst nach 1928–1929 begannen sich diese Beziehungen zu verbessern, und die diplomatischen Beziehungen wurden am 4. Juni 1934 wieder aufgenommen.“




In der Zwischenkriegszeit versuchte Rumänien wiederholt, die Beziehungen zur UdSSR zu normalisieren, wurde jedoch abgelehnt. Und die gescheiterten Verhandlungen in Wien im Jahr 1924 sind ein Beweis dafür. Darüber hinaus setzte die UdSSR die feindlichen Aktionen gegen Rumänien fort. 1924 lie‎ß Moskau am linken Ufer des Dnisters eine Art Arbeiterstaat für Propagandazwecke, die Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik gründen. Ebenfalls 1924 infiltrierten sowjetische Agenten das Gebiet Tatar-Bunar in Südbessarabien und provozierten einen Bauernaufstand, der die Errichtung der Sowjetmacht in Bessarabien proklamierte. Es wurde immer deutlicher, dass die Sowjetunion die Beziehungen zu Rumänien erst dann normalisieren wollte, wenn sie die Gebiete annektieren würde, die zuvor das zaristische Russland annektiert hatte. Aber Rumänien hat die Idee der Versöhnung nicht aufgegeben. Weitere Schritte in diese Richtung unternahm der rumänische Au‎ßenminister Nicolae Titulescu Anfang der 1930er Jahre. Der Historiker Ioan Scurtu dazu:



Die Sowjetregierung, die die Erklärung von 1920 nicht aufgegeben hatte, stimmte nicht zu, die Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien anzuerkennen. Auf der anderen Seite vertrat Titulescu den Standpunkt, dass Rumänien nicht um die Genehmigung der Sowjetunion für die Vereinigung von Bessarabien mit Rumänien bitten sollte, da dies ein Willensakt der Rumänen gewesen war und die Sowjets diese Realität berücksichtigen mussten. Titulescu versuchte, von den Sowjets die Anerkennung der Grenzen zwischen Rumänien und der Sowjetunion am Dnister zu erhalten. Infolgedessen verhandelte er mit dem sowjetischen Au‎ßenminister Maxim Litwinow und erhielt einen Entwurf eines gegenseitigen Hilfspakts, in dem der Dnister viermal als Grenze zwischen Rumänien und der Sowjetunion erwähnt war.“




Titulescus Illusion zerplatzte im Sommer 1940. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs und dem Rückzug Englands aus Europa teilten sich die Nazis und die sowjetischen Kommunisten den Kontinent. Es war eine echte Tragödie für die Rumänen, Polen, Litauer, Letten und Esten, die unter die Besatzung der Sowjetunion fielen, ein echtes Gefängnis für die Völker, aus dem sie 1941 zeitweilig befreit wurden.

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