Politische Rivalitäten: König Karl (Carol) II. versus Prinz Nicolae
Wenige rumänische Persönlichkeiten waren so umstritten wie König Karl II. Sowohl prominente Figuren der rumänischen Demokratie, wie Iuliu Maniu, als auch die Rechtsextremen haben ihn verabscheut.
Steliu Lambru, 02.09.2013, 14:37
Wenige rumänische Persönlichkeiten waren so umstritten wie König Karl II. Sowohl prominente Figuren der rumänischen Demokratie, wie Iuliu Maniu, als auch die Rechtsextremen haben ihn verabscheut. Mehr über den dritten rumänischen König und seine Beziehung zu seinem jüngeren Bruder Nicolae erfahren Sie in unserer Geschichtssendung.
König Karl II. war eine hochmütige und autoritäre Person. Die Folgen seines Führungsstils ließen nicht lange auf sich warten. Nach einem Jahrzehnt unter seiner Herrschaft (1930-1940) war die Fläche Rumäniens kleiner geworden, Gebiete im Osten, Westen und Süden gingen verloren.
Karl II. ist auch mit Mitgliedern seiner Familie in Konflikt geraten. So zum Beispiel mit seinem Bruder, dem Prinzen Nicolae (rum. für Nikolaus). Nicolae war das vierte Kind von König Ferdinand und Königin Maria. Sein Taufpate war der russische Zar Nikolaus II., der 1918 von den Bolschewiken erschossen wurde. Der Prinz Nicolae hatte die Gelegenheit, selbst König zu werden. Er wollte jedoch diese Mission nicht übernehmen, er lehnte die Idee ab, König zu werden. Der Historiker Ioan Scurtu erläutert:
Prinz Nicolae war der zweite Sohn von Prinzessin Maria, der zukünftigen Königin, und Ferdinand. Die beiden hatten sechs Kinder. Prinz Nicolae wünschte sich nicht, König zu werden. Auch dann nicht, als Ministerpräsident Marghiloman 1918 vorschlug, dass Nicolae zum Thronfolger ernannt wird, nachdem Karl seine Freundin Zizi Lambrino heiratete und fast aus dem Königshaus ausgewiesen wurde. Während der Regentschaft 1927-1930 schlug Königin Maria vor, dass Prinz Nicolae zum ersten Regenten ernannt wird und damit eigentlich die Führung des Königshauses übernimmt. Doch wie gesagt — Prinz Nicolae hatte keine solchen Wünsche.“
Brüder haben nicht selten Auseinandersetzungen, das ist nicht anders in königlichen Familien. Der Historiker Ioan Scurtu meint, Karl II. erwartete Gehorsam von allen ringsum. Auch wenn es um persönliche Angelegenheiten ging.
Als Karl am 6. Juni 1930 aus seinem selbstgewählten Exil ins Land zurück kam, hat ihn Prinz Nicolae mit offenen Armen empfangen und ihn im Cotroceni-Palast umarmt. Der Konflikt findet seine Wurzeln in einer subjektiven Angelegenheit und zwar in der Heirat des Prinzen Nicolae mit einer Frau, die nicht einer königlichen Familie angehörte. Das Statut des Königshauses genehmigte das nicht. Karl versuchte Nicolae zu überreden, auch wenn er selbst mit Elena Lupescu, die keiner Herrscherfamilie angehörte, lebte. Er heiratete diese jedoch nicht. Nicolae heiratete im Dezember 1931 Ioana Dolete-Săveanu. Auf Karls Wunsch hat Innenminister Constantin Argetoianu den Bürgermeister der Ortschaft Tohani, wo die Ehe geschlossen wurde, aufgefordert, zusammen mit dem Notar das ganze Heiratsregister zu kopieren und dabei die Eheschließung zwischen dem Prinzen Nicolae und Ioana Săveanu auszulassen.“
Eine zweite Rivalitätsquelle zwischen den beiden Brüdern war die politische Option von Nicolae. Der Historiker Ioan Scurtu ist der Ansicht, das habe eine wichtigere Rolle in ihrer Beziehung gespielt.
Ein zweiter Grund für den Konflikt waren die politischen Optionen von Nicolae. Er rückte immer näher an die Eiserne Garde. Diese hatte im April 1936 einen Kongress organisiert, bei dem die Todestruppen gebildet wurden. Diese sollten eine Reihe von politischen Gegnern ermorden, darunter auch Elena Lupescu. Prinz Nicolae hat seine Sympathie gegenüber der Eisernen Garde gezeigt. In diesem Kontext hat die Eiserne Garde ein Manifest veröffentlicht, in dem der Prinz Nicolae gepriesen wurde, weil er gegen Elena Lupescu Stellung bezogen hatte. Ein Jahr später, im April 1937, beschloss der Kronrat die Ausweisung des Prinzen Nicolae aus der königlichen Familie. Er wurde beschuldigt, eine Frau geheiratet zu haben, die keiner Herrscherfamilie angehörte und damit das Statut des Königshauses verletzt zu haben.“
Das Kriegsende brachte auch den Untergang des Königreichs Rumänien mit sich, König Karl II. war schon 1940 ins Exil gegangen, die anderen Familienmitglieder folgten. Prinz Nicolae war derjenige, der den Weg zur Versöhnung mit seinem Bruder öffnete. Historiker Ioan Scurtu dazu:
Auch wenn er des Königshauses verwiesen wurde, auch wenn Karl ihm gegenüber eine sehr negative Einstellung hatte, war Prinz Nikolaus das einzige Mitglied der königlichen Familie, das an der Beerdigung von Karl II. teilnahm. Sein Sohn Michael oder seine Schwestern haben das nicht getan. Prinz Nicolae war eine interessante Figur der rumänischen Politik, die den Platz von Karl II. nicht einnehmen wollte. Er wollte nicht König werden, aber er hielt es auch nicht aus, dass Elena Lupescu sich in die Politik einmischt.“
Die Rivalität zwischen König Karl II. und dem Prinzen Nicolae ging nicht so weit wie zum Beispiel die zwischen dem König und dem Anführer der Eisernen Garde, Corneliu Zelea-Codreanu. Der launische König hat aber alles versucht und die Künste seiner List eingesetzt, um seinen Willen gegen die Meinung seines Bruders durchzusetzen.