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Planwirtschaft im Kommunismus: Fehlinvestitionen beschleunigten das Ende

Ein Grundsatz des marxistischen Wirtschaftsmodells besagte, dass kapitalistische Krisen durch Planwirtschaft vermieden werden können.

Planwirtschaft im Kommunismus: Fehlinvestitionen beschleunigten das Ende
Planwirtschaft im Kommunismus: Fehlinvestitionen beschleunigten das Ende

, 17.04.2017, 17:53

Nach der Machtübernahme der ersten kommunistischen Regierung in Rumänien am 6. März 1945 begann die PCR (Kommunistische Partei Rumäniens) das Wirtschaftssystem umzusetzen. Der Übergang von einer freien Marktwirtschaft zu einer Planwirtschaft dauerte einige Jahre, allerdings waren die Ziele und Etappen sehr gut definiert. In der Praxis gelang es den Wirtschaftsplanern im Kommunismus nicht nur, die gesteckten Ziele zu erreichen, sondern auch die letzten Freiheiten einzuschränken. Das starre System führte letzten Endes zum Bankrott. Am Anfang stand aber die Nationalisierung oder die Beschlagnahme der Produktionsmittel, anschlie‎ßend ging es gemä‎ß der marxistischen Wirtschaftslehre und den sowjetischen Beratern weiter. Eine ausschlaggebende Behörde war in diesem Zusammenhang das Staatskomitee für Planung. Dessen Vorsitzender hatte den Rang eines Ministers.



In den 1950er Jahren war Anton Moisescu Vorsitzender des Staatskomitees für Planung. Im Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks von 1995 erinnerte er sich an die Ma‎ßnahmen zur Verbesserung der Planwirtschaft.



Zu meinen Aufgaben im Planungskomitee gehörte das Problem der Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen den Wirtschaftsbranchen des Landes — vor allem die hohen Baukosten des Donau-Schwarzmeerkanals führten zu Ungleichgewichten. Der Kanal war aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll, alle wussten, dass er nur eine strategische Bedeutung hatte, bereits seit Stalin wusste man das. Und da sind wir mit der Erarbeitung einer gründlichen Studie beauftragt worden, am Ende deren Vorschläge für eine ausgeglichene Landeswirtschaft stehen sollten. Die Folge war die Stilllegung einiger Werke, die Abstellung bestimmter Investitionen, die als nicht unbedingt notwendig galten. Dann kam die Frage von der Donaubrücke in Giurgiu auf, die für Rumänien nicht unbedingt notwendig war, die Verbindung zwischen uns und den Bulgaren. Es lag mehr im Interesse der Bulgaren und Sowjets, denn diese Brücke hätte die direkte Verbindung zwischen Bulgarien und der Sowjetunion und dem restlichen Europa hergestellt. Aus wirtschaftlicher Sicht war die Brücke nicht sehr nützlich für uns, aber an den Kosten hatte Rumänien eine erhebliche Beteiligung. Wir konnten die Arbeiten nicht einstellen, denn das Projekt war fast abgeschlossen, man musste nicht mehr viel daran machen. Dafür ist die Einstellung der Arbeiten am Donau-Schwarzmeer-Kanal beschlossen worden — dieses lag den Sowjets am Herzen, obwohl Stalin bereits gestorben war.“




Und das sollte am Ende die Planwirtschaft behindern — aus ökonomischer Sicht nicht realisierbare Projekte, die aber politisch wichtig waren, etwa der Donau-Schwarzmeer-Kanal. Ursache für die Probleme sei die Nichtbeachtung wirtschaftlicher Effizienz gewesen, sagt Anton Moisescu.



Infolge der Studie ist eine Debatte entfacht worden, es haben sich auch die Sowjets eingemischt. Damals gab es noch sowjetische Berater, leider war auch die Rote Armee noch in Rumänien stationiert. Die Sowjets hatten damals noch ein gewichtiges Wort mitzureden hier. Und sie entsendeten eine Zentralkommission, die angeblich mit einer Analyse beauftragt war. Anstatt einer Analyse führten sie aber Ermittlungen durch. Am Ende wollten sie uns die Schuld zuschieben, es hie‎ß, wir seien bei der Erarbeitung der Studie inkompetent gewesen. Die damaligen Parteikader und die Regierung stemmten sich gegen diese Schlussfolgerung. Und deshalb wurden dann doch die Arbeiten am Kanal eingestellt. Denn aus unseren Berechnungen war hervorgegangen, dass der Kanal auch drei‎ßig Jahre nach Abschluss der Arbeiten für Rumänien aus Sicht damaliger Verhältnisse nicht rentabel sein würde. Heute kommt dem Kanal eine höhere Bedeutung zu, nach all den Seitenkanälen, die entlang der Donau gebaut wurden. Mit der Zeit wird er langsam rentabel sein, allerdings ist er bis heute noch nicht rentabel. Er stellt die Verbindung zu ganz Europa auf einer Wasserstra‎ße her, auf der Donau, doch damals war es noch nicht so. Unsere damalige Führung hat nicht zurückgerudert, aber dennoch musste man Kompromisse schlie‎ßen. Der gesamte Vorstand des Planungsausschusses musste gehen. Zuerst wurden alle Vizepräsidenten ersetzt und schlie‎ßlich der Vorsitzende Miron Constantinescu.“




Der Ökonom und Wirtschaftsprofessor Costin Kiriţescu sagte in einem Interview aus dem Jahr 1994, dass die Planwirtschaft unter einem autoritären Regime wie dem kommunistischen eine Behörde wie den Planungsausschuss nötig gehabt hätte.



Der Planungsausschuss war ein notwendiges Gremium für eine Planwirtschaft wie der im damaligen Rumänien. Ein derartiger Zentralismus kann nur gemä‎ß einem Plan funktionieren, und der Staatsausschuss war für die Ausarbeitung dieses Plans zuständig. Das Wirtschaftsleben ist aber so komplex, es gibt so viele Unbekannte, dass nicht einmal die besten Planer alles erfassen können. Also ist die staatliche Planung manchmal völlig verschieden von der Realität drau‎ßen. Und hier sind die Konflikte entstanden, die manchmal auf das Politische überschwappten. Man war der Ansicht, dass der Plan in bestimmten Bereichen wegen des Klassenfeinds nicht erfüllt werden konnte. Aber, als Schlussfolgerung: Der Planungsausschuss war im gegebenen Wirtschaftssystem eine logische Behörde. Seine Ergebnisse waren immer schwächer, bis man das Jahr 1989 schrieb. Die Planungstätigkeit war so schwach geworden, dass die Unterschiede zwischen den Daten in den Büros der Planern und der Wirklichkeit drau‎ßen so gro‎ß waren, dass die Krise unvermeidbar geworden war. Es war die Krise, die die Revolution einleitete.“




Das Experiment einer Planwirtschaft endete in Rumänien also im Jahr 1989. Auch wenn zwischen 1945 und 1989 viele Bereiche einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten, sind sich die meisten einig, dass das auch mit erheblich weniger Aufwand hätte erreicht werden können.

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