RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Persönlichkeiten des rumänischen Unternehmertums: Dumitru Mociorniţă (1885–1953)

Dumitru Mociorniţă war einer der begabtesten Unternehmer Rumäniens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aus einfachen Verhältnissen stammend brachte er es zum Industriellen, mit seiner Schuhfabrik beherrschte er den Bukarester Ledermarkt.

Persönlichkeiten des rumänischen Unternehmertums: Dumitru Mociorniţă (1885–1953)
Persönlichkeiten des rumänischen Unternehmertums: Dumitru Mociorniţă (1885–1953)

, 17.08.2020, 17:30

Rumäniens Wirtschaft wuchs insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach der Souveränitäts- und Unabhängigkeitserklärung des Staates. Ausländische Kredite trugen zur Bildung des rumänischen Bankensystems bei, das wiederum Kredite an Menschen mit unternehmerischen Fähigkeiten vergab, zwecks Entwicklung der produktiven Wirtschaftsbereiche des Landes. Vor allem der Industrie galt die Aufmerksamkeit — dem Wirtschaftszweig mit der grö‎ßten Wertschöpfung. So entwickelte sich das rumänische Unternehmertum, gebildet aus mutigen und intelligenten Menschen, die ihre Fähigkeiten einsetzten, um Industrie- und Konsumgüter herzustellen. Gro‎ßen Namen des rumänischen Unternehmertums waren Max Ausschnitt, Ion Gigurtu, Nicolae Malaxa, Aristide Blank. Die Liste könnte fortgesetzt werden. Auf dieser befindet sich auch Dumitru Mociorniţă, einer der begabtesten Unternehmer Rumäniens zu Beginn des 20. Jahrhunderts.



Mociorniţă wurde 1885 in einer einfachen Familie geboren. Seine brillante Karriere zeigt jedoch, dass die soziale Herkunft kaum eine Rolle spielt, wenn angeborene Talente mit Bildung und Unterstützung durch andere, mächtige Menschen zusammen kommen. 1997 nahm das Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks ein Interview mit dem Juristen Ionel Mociorniţă, dem Sohn Dumitru Mociorniţăs, auf, in dem er über den Aufstieg seines Vaters sprach:



Mein Vater, Dumitru Mociorniţă, Sohn eines armen Bauern aus dem Dorf Ţintea im Landkreis Prahova, floh nach Abschluss der Grundschule aus seinem Heimatdorf und kehrte erst nach erfolgreichem Abschluss der Hautes Études Commerciales in Paris zurück. Er war der Erste unter 400 Absolventen seines Jahrgangs. Er kam zurück, um seine Familie zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit lernte er meine Mutter kennen, die Tochter des Geschäftsmanns Grigore Alexandrescu, des Gründers der rumänischen Leder- und Schuhindustrie, der 1862 den Grundstein für eine kleine Fabrik legte. Er heiratete meine Mutter und arbeitete bis 1923 mit meinem Gro‎ßvater zusammen. Dann nahm er, mit der Unterstützung Vintilă Brătianus und seines Schwiegervaters, einen Kredit von der Generalbank der Walachei auf und kaufte zwei Hektar Land in der Umgebung Bukarests, das von Mineralwasser durchfurcht war. Nachdem er das Land trockengelegt hatte, baute er dort die Dumitru-Mociorniţă-Fabriken, die verschiedene Produktionsbereiche umfassten: Schuhe, Kleidung, Leder, Reiseartikel u.a.m.“




1923 errichtete Dumitru Mociorniţă seine am Stadtrand von Bukarest gelegene Schuhfabrik. Mithilfe der aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich geleasten Werkzeuge wurde Mociorniţă in kurzer Zeit zum wichtigsten Schuhproduzenten in Rumänien. Es war ein Familienunternehmen, und Mociorniţă bereitete seine Kinder auf die Übernahme des Unternehmens vor, erinnert sich sein Sohn:



Im Alter von 11 Jahren begannen mein Bruder und ich, diesen Beruf zu erlernen. Jeden Tag, von zwei bis sechs Uhr nachmittags, wenn wir nach Hause zurückkehrten und unsere Hausaufgaben für den nächsten Tag erledigt hatten, widmeten wir unsere Zeit dem Unternehmen und konnten so all seine Geheimnisse kennenlernen. Mein Vater hatte immer eine Redewendung parat: »Du kannst von jemanden nicht etwas verlangen, was du selbst nicht verstehst.« Ich glaube, er hatte recht. Wir hatten keine Kindheit, denn anstatt die Luft von Predeal oder Eforie zu atmen, Kurorte, in denen wir Villen hatten, schickte er uns ins Ausland, um uns zu perfektionieren. So haben wir in Freiburg gearbeitet und in Grenoble gewohnt. Wir haben diesen Beruf von der Pike auf gelernt und die offizielle Gesellenprüfung in Anwesenheit der Gewerkschaften abgelegt.“




Die Lederprodukte der Marke Mociorniţă wurden von den Kunden sehr geschätzt. Im Jahr 1945, als das kommunistische Regime eingesetzt wurde, änderte sich alles — sowohl für Rumänien als auch für Dumitru Mociorniţă. Am 11. Juni 1948 wurde die Fabrik beschlagnahmt, nachdem sie zuvor mehrere Jahre lang in der kommunistischen Presse angegriffen worden war. Ihm selbst wurde vorgeworfen, einer faschistischen Vereinigung angehört zu haben. Ionel Mociorniţă bestritt die Anschuldigungen und erinnerte sich in diesem Zusammenhang an einen Vorfall, der sich während der faschistischen Regierung der Legionäre ereignete:



Der Geschäftsmann Mociorniţă war Mitglied der Liberalen Partei, aber er zog sich aus der Politik zurück, obwohl Parteigrö‎ßen und Ministerpräsidenten wie Duca und Tătărescu ihm mehrmals Ministerposten vorschlugen. Zu seiner Überraschung ernannte ihn König Karl II. während der ersten rumänischen Diktatur 1938 zum Senator. Er konnte nichts tun, uns wurde aber verboten, den Namen dieses Königs zu Hause auszusprechen. Er wurde von den Legionären bewundert, und ich muss zugeben, dass Corneliu Codreanu in seinen Reden meinen Vater als Beispiel gab und sagte, dass wir nur dann ein freies und rumänisches Land sein würden, wenn wir dem Beispiel des Geschäftsmannes Dumitru Mociorniţă folgen würden. Mein Vater kannte Codreanu nicht persönlich, er hat nie mit ihm gesprochen. Als die Legionäre aufkamen und Antonescu die Leitung übernahm, erschien ein Ingenieur aus Sibiu vor meinem Vater und sagte, die Legionärsbewegung habe ihn geschickt, um die Fabrik zu »rumänisieren« (d.h., jüdische Mitarbeiter zu entlassen — Anm. d. Red.). In Anwesenheit von 40 Angestellten packte ihn mein Vater an dem Kragen und warf ihn aus der Fabrik. Soviel zu seinen angeblichen Beziehungen zu den Legionären.“




Dumitru Mociorniţă weigerte sich, das Land zu verlassen, als die Kommunisten an die Macht kamen. 1953, als er im Alter von nur 68 Jahren starb, war sein ganzes Vermögen konfisziert und seine Söhne befanden sich im Gefängnis.

Patriarhul Daniel (foto: Agerpres)

Rumänisch-Orthodoxe Kirche feiert zwei historische Jubiläen

Zur symbolischen Bedeutung des zweiten Ereignisses, des Jahrhundertjubiläums, erklärte der Historiker Dragoș Ursu vom Nationalmuseum der...

Rumänisch-Orthodoxe Kirche feiert zwei historische Jubiläen
Rumänisch-japanische diplomatische Beziehungen

Rumänisch-japanische diplomatische Beziehungen

Unabhängig von physischen Entfernungen nähern sich Menschen, Gemeinschaften und Gesellschaften einander an, weil sie Nähe spüren und wünschen....

Rumänisch-japanische diplomatische Beziehungen
Институт технической документации Румынии

50 Jahre seit der Unterzeichnung der Akte von Helsinki

Nach 1945 war Europa brutal geteilt, und die Hoffnungen der Europäer, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zur Normalität zurückzukehren, nachdem...

50 Jahre seit der Unterzeichnung der Akte von Helsinki
Das unvollendete Bukarest

Das unvollendete Bukarest

Im rumänischen Raum begannen sich die modernen Städte nach dem europäischen Modell ab den 1830er Jahren zu entwickeln. Zu dieser Zeit bezogen sich...

Das unvollendete Bukarest

100 Jahre rumänischer Schachverband

In Paris war das berühmte Café de la Régence ein solcher Ort, während in Sankt Petersburg das Dominique mit Billardsälen, Dame- und Schachspiel...

100 Jahre rumänischer Schachverband

Diplomatische Beziehungen Rumänien – Bundesrepublik Deutschland

Die Entstehung zweier deutscher Staaten auf der europäischen Landkarte nach 1945 war die Folge tiefgreifender Divergenzen zwischen den USA,...

Diplomatische Beziehungen Rumänien – Bundesrepublik Deutschland

Revolution von 1989: Wie nimmt die junge Generation die historischen Ereignisse wahr?

  RadioRomaniaInternational · Revolution von 1989: Wie nimmt die junge Generation die historischen Ereignisse wahr?   Seit 1989 gedenken...

Revolution von 1989: Wie nimmt die junge Generation die historischen Ereignisse wahr?

Die Wende in Rumänien: ein Dauerthema

Die rumänische Revolution im Dezember 1989 ist der Wendepunkt der jüngeren Geschichte Rumäniens, der Nullpunkt, von dem aus die Ereignisse der...

Die Wende in Rumänien: ein Dauerthema

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company