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Nachkriegsjahre 1945–46: Versorgungsengpässe und schlechte Infrastruktur

Die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Bukarest von schweren materiellen Entbehrungen gekennzeichnet: Lebensmittelrationierung, eingeschränkter öffentlicher Verkehr, Kriegsflüchtlinge, mühsam wiederangekurbelte Wirtschaft.

Nachkriegsjahre 1945–46: Versorgungsengpässe und schlechte Infrastruktur
Nachkriegsjahre 1945–46: Versorgungsengpässe und schlechte Infrastruktur

, 06.08.2018, 17:45

Die Menschheit erholt sich schwer nach einem Krieg. Abgesehen von der materiellen Zerstörung müssen die Menschen den Verlust ihrer Angehörigen bewältigen, was eine längere Zeit erfordert. Glücklicherweise führt die Mobilisierung, um die Folgen des Krieges zu beseitigen, und der Druck der jüngeren Generationen dazu, dass schlie‎ßlich jedes Hindernis überwunden wird.



Aber die Traumen des Krieges sind viel schwieriger zu überwinden, wenn eine Gesellschaft, die heilen will, nicht auf gerechtem Fundament steht. Das von der Roten Armee in allen Ländern Mittel- und Osteuropas installierte kommunistische Regime versuchte die Gesellschaften neu zu gestalten. Diese Länder wurden mit Gewalt besetzt, alle Menschen, die eine andere Meinung hatten, wurden unterdrückt. In Rumänien war das Regime härter als in jedem anderen Land, das von den Sowjets besetzt wurde, so dass der Wiederaufbau länger dauerte, obwohl die erlittenen Kriegsschäden einigerma‎ßen geringer als in anderen Ländern waren. Mitte der 1940er Jahre, als die Menschen versuchten, ihr Leben wieder aufzubauen, wurde die neue kommunistische Regierung von den Schwierigkeiten der Nachkriegsführung überwältigt. Die Unfähigkeit der neuen Politiker, die keine politische und administrative Erfahrung hatten, aber der Sowjets hörig waren, führte dazu, dass die kommunistische Regierung die ohnehin gro‎ßen Schwierigkeiten erheblich vertiefte.



Die grö‎ßten Mängel waren die Lebensmitteln-Knappheit, die schlechte Beheizung der Wohnungen und die Mobilität in den Städten. Ştefan Bârlea war damals ein junger Mann wie jeder andere, ein Gymnasiast in den 1940er Jahren, später stieg er in der oberen Parteihierarchie auf. Im Jahr 2002 wurde er vom Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte des Rumänischen Rundfunks interviewt. Er erinnerte er sich an die täglichen Schwierigkeiten, mit denen sich die Einwohner Bukarests und anderer Gro‎ßstädte konfrontierten.



Beginnend mit dem Jahr 1946, eigentlich schon ab 1945, gab es enorme Versorgungsprobleme: Probleme im Transport, in der Versorgung, es gab Treibstoffknappheit. 1946 bewegte sich wieder etwas in der Wirtschaft, so wie sie damals war — im kapitalistischen Sektor, in den Genossenschaften und Branchengemeinschaften, im privaten Bereich, vom Staat mal ganz zu schweigen… Die Wirtschaft wurde mit allen Mitteln angespornt, man wollte allen unter die Arme greifen, und die Arbeitsplätze wurden allmählich wieder besetzt. Die ganze Bevölkerung, die während des Krieges geflüchtet war, kehrte zurück, die Schulen funktionierten wieder, schwierig war es aber mit dem Transport. Es war unvorstellbar, wer diese Zeit erlebt hat, versteht, was die Folgen eines Krieges bedeuten.“




Die Lage des öffentlichen Verkehrs in Bukarest war desolat. Die Komfortverhältnisse der Fahrgäste waren nur schwer vorstellbar, und öfters gab es tragische Unfälle. Ştefan Bârlea erinnert sich weiter:



Die Stra‎ßenbahnen waren voll, die Leute hingen an den Türen und Treppen. 1945 stellten die zurückgekehrten Flüchtlinge einen wichtigen Teil der Einwohner Bukarests dar. Bis die Leute ihren Platz fanden und das gesellschaftliche Leben sich stabilisierte, war auch der Winter eingebrochen, etwas früher als in den vorangegangenen Jahren. 1945 wartete man nicht 5–10 Minuten auf die Stra‎ßenbahn, sondern eine halbe Stunde. Es gab nur wenige. Wir wohnten im Ghencea-Viertel, ich besuchte aber das Lazăr-Gymnasium im Zentrum. Viele Kinder aus der Nachbarschaft besuchten Schulen im Zentrum. Ich musste ein-zwei Stunden früher aufstehen, um mit der Stra‎ßenbahn fahren zu können. Die Stra‎ßenbahn fuhr an unserem Haus vorbei und ein-zwei Stationen weiter drehte sie um — dort war die Endstation. Ich stieg in die Stra‎ßenbahn und fuhr zuerst in die andere Richtung. Die Stra‎ßenbahn kehrte dann zurück und als sie die Haltestelle vor meinem Haus erreichte, war sie schon voll. Sie stoppte noch einmal, und dann, angefangen mit der Petre-Ispirescu-Station, konnten die Passagiere nur noch auf den Wagenpuffern stehen. Einige sind dabei auch umgekommen, sie fielen von den Puffern zwischen die Räder, solche Unfälle passierten damals häufig. Das war das grö‎ßte Problem — wie man zur Arbeit oder in die Schule kam. Im Sommer gingen wir fot zu Fu‎ß in die Schule und den ganzen Weg zurück.“




Die Versorgung mit Lebensmitteln war auch ein äu‎ßerst schwieriges Problem. Die Regierung und die lokalen Behörden haben daraufhin Rationskarten eingeführt, um mit der bestehenden Krise fertig zu werden, eine unbefriedigende Notlösung. Ştefan Bârlea dazu:



Die Versorgung mit Brot und Fleisch war sehr schwierig. Sie waren nur mit der Karte zu bekommen, und das Missgeschick war, dass es kein Fleisch gab. Das Brot kam, aber nicht in ausreichenden Mengen — stellen Sie sich vor, was für riesige Schlangen entstanden. Die Leute standen um zwei oder drei Uhr nachts auf, um sich für Fleisch anzustellen. Und Jahrzehnte später führte Ceauşescu wieder Lebensmittelmarken ein, obwohl es damals nicht mehr notwendig war. Damit warf er Rumänien um Jahrzehnte zurück, ich fühlte mich als Erwachsener erneut wie in meiner Kindheit nach dem Krieg, als alles rationiert war. Ceausescu war unsinnig, er sagte Rumänien hätte eine hohe Auslandsverschuldung. Diese war auch relativ hoch, etwa 12 oder 13 Milliarden Dollar, aber immerhin geringer als die von Ungarn, Polen und anderen Ländern.“




Der materielle Wiederaufbau Rumäniens nach dem Zweiten Weltkrieg war eine gro‎ße Herausforderung, die die rumänische Gesellschaft in den ersten Jahren nur mühsam bewältigte. In einem demokratischen Regime, ohne den absurden Druck der kommunistischen Ideologie, wäre das Ganze viel einfacher gewesen.

Timişoara, 35 years ago (photo: Costantin Duma)

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