Königin Maria von Jugoslawien
Vor kurzem hat das Oberste Gericht Serbiens die ehemalige königliche serbische Familie rehabilitiert. Darunter auch die ehemalige Königin Maria, die Gattin des Königs Alexander I. und eine Tochter des rumänischen Königspaars Ferdinand und Maria.
Steliu Lambru, 12.05.2014, 17:14
Prinzessin Maria von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 6. Januar 1900 als drittes Kind und zweite Tochter von Ferdinand, dem zukünftigen König Rumäniens, und seiner Ehefrau Maria geboren. Ihre Mutter gab ihr den Spitznamen Mignon, nach der gleichnamigen Oper von Ambroise Thomas, einem französischen Musiker, der zwischen 1811 und 1896 gelebt hat. Genannt wurde sie weiter Marioara oder Mărioara, liebkosende Verkleinerungsformen ihres Namens. Sie wurde die erste und einzige Königin Jugoslawiens, nach ihrer Hochzeit mit König Alexander I.
Maria von Hohenzollern-Sigmaringen wurde ein paar Monate nach ihrer Geburt orthodox getauft. In ihren Memoiren Meine Lebensgeschichte“ beschrieb ihre Mutter sie als ein fröhliches, lachendes Kind, das erstaunlich liebevoll“ war. Sie wurde zusammen mit ihren Brüdern privat geschult. Einer ihrer Lehrer war der berühmte rumänische Historiker Nicolae Iorga. Während des 1. Weltkriegs musste die zusammen mit der Familie nach Iași (Jassy), im Osten Rumäniens fliehen. Nach Ende des Krieges ging ihr Bruder nach Großbritannien studieren. Sie werden sich erst 25 Jahre später, im Exil, treffen.
Das Kriegsende brachte auch den ersten großen Wandel in ihrem Leben. Am 9. Juni 1922, im Alter von 22 Jahren, heiratete Mignon König Alexander I. Karadschordschewitsch (serbisch: Karađorđević), den Vereiniger der Serben, Kroaten und Slowenen. Die scheue und bescheidene Prinzessin wurde Königin von Jugoslawien. Die beiden hatten sich 1921 bei einem Rumänienbesuch des jugoslawischen Königs getroffen. Die Verlobung fand in Bukarest statt, die Hochzeit in Belgrad. An dieser nahmen viele Angehörige der europäischen Königshäuser teil.
Mignon handelte wie eine echte Königin und lernte die Sprache ihrer Untertanen. Das Königspaar hatte drei Kinder: Peter, der später König wurde, Tomislav und Andreas. Man sagt, die Königin habe schon am ersten Tag ihr neues Volk verführt. 1934 folgte jedoch der zweite Wandel im Leben der Königin. Ihr Ehemann, König Alexander I., kam durch ein Attentat in Marseille ums Leben. Danach trug Königin Maria bis zum Ende ihres Lebens Trauerkleidung.
An ihrer Seite stand auch ihr Sohn, der minderjährige König Peter II. Als der Prinzregent Paul Karađorđević 1941 dem Antrag Hitlers zustimmte, durch Jugoslawien Waffen nach Griechenland zu transportieren, protestierte Mignon heftig. Der zweite Schock kam im April 1941, als Jugoslawien von Deutschland und Italien besetzt und aufgelöst wurde. Mignon und ihr Sohn gingen ins Exil in die Schweiz. Das Ende des 2. Weltkriegs brachte mit sich den dritten Wandel im Leben der Königin. Die Kommunisten von Tito übernahmen die Macht, riefen die Republik aus. Dem legitimen König Peter II. wurde die Einreise verboten.
Im Frühling 1947 folgte ein Dekret der kommunistischen Leitung Jugoslawiens. Der Königin Maria Karađorđević wurde die Staatsbürgerschaft entzogen und ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Ich habe alles für immer verloren“, schrieb sie der Königsmutter Elena, der Mutter des rumänischen Königs Michael I. von Rumänien. Ich habe das Land meiner Eltern, das Land meiner Untertanen, meinen Ehemann, die Krone, den Thron meines Sohns und den Großteil meines geerbten Eigentums verloren. Ich habe nur meine drei Söhne, Gott sei Dank sind sie gesund, eine nutzlose Freiheit und ein zu fortgeschrittenes Alter für Lebensfreude“, schrieb sie noch im Brief an ihre Mutter.
Am 14. April 2014 hat das Oberste Gericht Serbiens ein Urteil betreffend Königin Maria ausgesprochen. Das Dekret der kommunistischen Behörden habe aus politischen und ideologischen Gründen die Menschenrechte der Königin Maria verletzt, so das Gericht. Der Rehabilitations-Antrag kam von ihren Nachfolgern, ihren Söhnen Tomislav und Andreas Karađorđević und ihren Enkelkindern Lavinia, Katarina, Dimitrie und Mihailo. Lucian Marina ist Journalist bei Radio Novi Sad. Wir haben ihn gebeten, die Entscheidung des serbischen Gerichts betreffend die Königin Maria zu kommentieren.
Sie wurde vor kurzem bürgerrechtlich rehabilitiert. Die Entscheidung der Obersten Gerichts Serbiens war eine erwartete, normale und logische Entscheidung. Serbien blickt in Richtung Europa und hält die zivilen Rechte ein. Nach dieser Amnestie der Familie Karađorđević, der Königin Maria, müssen ihre Nachfolger das Recht auf ihr Erbe als Bürger bekommen. Im Panzerschrank des Staatschefs gibt es viele Gegenstände, die aus dem Tresor der Königin, aus der Zeit des großen Königs Karađorđević stammten.“
Mignon starb am 22. Juni 1961 in London. Im Sinne der Rehabilitation hat die serbische Regierung einen Ausschuss gebildet, der die Exhumierung und die Überstellung der sterblichen Überreste der Mitglieder des Königshauses Karađorđević nach Serbien organisieren soll. Diese sollen dann im Königsmausoleum Oplenac, in der Nähe von Belgrad, ihre letzte Ruhe finden.
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