Iosif Berman – der Star-Fotoreporter der Zwischenkriegszeit
Einer der wichtigsten Fotoreporter und Fotografen der Zwischenkriegszeit in Rumänien war Iosif Berman. Der Künstler jüdischer Abstammung schaffte es bis zum offiziellen Fotografen des rumänischen Königshauses.
Steliu Lambru, 18.01.2016, 20:10
Einer der wichtigsten Fotoreporter und Fotografen der Zwischenkriegszeit in Rumänien war Iosif Berman. Der Künstler jüdischer Abstammung verkehrte in Kreisen der rumänischen Avantgarde, fotografierte für bekannte Tageszeitungen und illustrierte Publikationen, begleitete den Soziologen Dimitrie Gusti während seiner Feldforschung und schaffte es bis zum offiziellen Fotografen des rumänischen Königshauses. Mit den Rassengesetzen von 1938 wurde ihm jede Tätigkeit als Fotograf untersagt. Wenige Jahre später starb der erkrankte Berman in großer Verbitterung. In „Pro memoria“ gingen wir dem filmreifen Leben Iosif Bermans nach.
Vor der Erfindung der Fotografie wurden die Zeitungen mit Zeichnungen illustriert. Die Fotografie hat die Presse verändert und ihr mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Dadurch entstand auch eine neue Kategorie von Journalisten: die Fotoreporter. In der Geschichte des 20. Jahrhunderts gibt es zahlreiche legendäre Bilder, die eine Mischung von alltäglichem Leben, bildender Kunst, Symbolik, Gesten und Erlebnissen darstellen.
Einer der ersten rumänischen Fotoreporter war Iosif Berman. Er wurde 1892 im nordrumänischen Dorohoi, in der Familie eines jüdischen Kaufmanns geboren. Sein Vater kämpfte im Krieg für die Unabhängigkeit Rumäniens in den Jahren 1877-1878 und wurde dafür per königlichem Erlass eingebürgert. Bis dahin hatten die Juden in Rumänien keine rumänische Staatsbürgerschaft. Es scheint, dass Berman während eines Besuchs in Czernowitz sein Interesse am Fotografieren entdeckte. Das erklärte zumindest seine Tochter.
1912 kommt Berman nach Bukarest, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Die Journalistin Adina Stefan ist Biographin von Iosif Berman und hat das Foto-Album Iosif Bermans Rumänien“ veröffentlicht. Im folgenden sprach sie über die Anfänge der Karriere des wichtigsten Fotoreporters der Zwischenkriegszeit in Rumänien:
Seine Kollegen sagten, er habe die Begabung eines amerikanischen Fotojreporters gehabt, dass er sogar besser als diese war. 1912 kam er nach Bukarest und wurde angestellt. Er arbeitete zunächst bei einer illustrierten Zeitung. Später stellte ihn der Journalist Constantin Mille bei den linken Zeitungen »Adevărul« und »Dimineaţa« ein. Dort hat er etwa 20 Jahre lang gearbeitet. Weiter war er Mitarbeiter der Zeitschrift »Realitatea ilustrată« und hat zusammen mit großen zeitgenössischen Avantgarde-Künstlern Kunst-Fotos in der Zeitung »Cuvântul liber« veröffentlicht. Berman war ein Star in der Zwischenkriegszeit und leistete nur qualitätsvolle Arbeit. Er führte kein mondänes Leben, war aber eine sehr präsente und unwiderstehliche Person. Er hinterließ ein paar Dutzend Tausend Fotos.“
Per Definition muss ein Journalist ein Suchender, eine Person sein, die die Wahrheit und die Menschen liebt. Gerade das trifft auf Berman zu. Der Krieg stellte für Journalisten eine sehr gute Gelegenheit dar, ihre Qualitäten zu beweisen. Im Ersten Weltkrieg hatte Berman die Gelegenheit, seine Begabung und seinen Mut zu beweisen. Während des Ersten Weltkriegs lernte er auch seine zukünftige Frau kennen. Biographin Adina Ştefan:
1917 wurde Berman mit einem Regiment nach Russland geschickt, um die Kämpfe dort zu fotografieren. Es handelte sich dabei um den Ersten Weltkrieg und um die bolschewistische Revolution. Da setzt er sein Leben aufs Spiel und verliert seine Fotos. Mal schnappen ihn die Weißen, mal die Roten und zerstören seine Glas-Fotoplatten. Von der Schwarzmeer-Küste, von Odessa, kommt er bis zum Fuße des Kaukasus, bis nach Noworossijsk. Was folgte, ist filmreif: Er geht in ein Café rein, wo sich mehrere junge Leute unterhielten. Ihm werden Essen und Getränke angeboten und ein junger Mann bietet ihm auch Unterkunft an. Berman akzeptiert und wacht am zweiten Tag im Haus einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Auf einem Balkon erblickt er ein schönes Mädchen, das sich gerade die Haare kämmte. Es war Liebe auf den ersten Blick, sie hieß Raissa und war 20 Jahre alt, er war 27 Jahre alt. Sie haben schnell beschlossen, zu heiraten.“
Bis 1923 haben Berman und seine Frau in Konstantinopel gelebt. Hier war er als Korrespondent für die Zeitungen Dimineaţa“ und Adevărul“ tätig. Berman hat auch eng mit dem Soziologen Dimitrie Gusti zusammengearbeitet und diesen auf seinen Feldforschungsreisen in den ländlichen Gebieten Rumäniens begleitet. Er wurde sehr bekannt und hat auch mit der New York Times“ und mit den Nachrichtenagenturen Associated Press und Scandinavian Newspapers Press zusammengearbeitet. In kurzer Zeit wird er zum Fotografen des Königs Karl II. Adina Ştefan erzählt weiter aus dem Werdegang Bermans:
Berman war von Anfang an ein innovativer Fotograf. Er fotografierte alles. Er fotografierte das Leben, die Gestalten sind lebendig. Seine Tochter Luiza berichtete, dass er offizieller Fotograf des Königs Karl II. wurde. Ihm gelang es, den König aus allen Winkeln zu fotografieren, und immer sah der König souverän aus. Das gelang den anderen Profi-Fotografen nicht.“
Der Zweite Weltkrieg, die rumänischen Rassengesetze von 1938 und die antisemitische Verfolgung waren harte Schläge für Berman, der seine Tätigkeit nicht mehr ausüben durfte. Er musste seinen jüdischen Namen ändern, die Zeitungen, für die er arbeitete, mussten ihre Tätigkeit einstellen, sein Studio wurde gesperrt und seine Kameras und seine Fotos wurden beschlagnahmt. Bis 1940 durfte er ab und zu noch arbeiten, danach wurde ihm als Jude die Tätigkeit gänzlich untersagt. Am 17. September 1941 verstarb der verbitterte und nierenkranke Iosif Berman im Alter von 49 Jahren in Bukarest.