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Im Visier der Securitate: rumänische Journalisten im Ausland

Das kommunistische Regime hielt die rumänische Presse gnadenlos an der Kandare: Wer nicht parierte, war seinen Job los – oder riskierte im Extremfall Leib und Leben. Doch der Geheimdienst ging auch gegen unbequeme Journalisten im Ausland vor.

Im Visier der Securitate: rumänische Journalisten im Ausland
Im Visier der Securitate: rumänische Journalisten im Ausland

, 03.07.2017, 17:36

Der in München von den USA eingerichtete Sender Freies Europa spielte im kommunistischen Rumänien eine wichtige Rolle — es war das einzige Medium, wo regimekritische Stimmen zu Wort kommen konnten. Das war der kommunistischen Partei und der Geheimpolizei ein Dorn im Auge. Vehement kritisch war die Sendung Thesen und Antithesen in Paris“. Sie wurde produziert von der Journalistin, Schriftstellerin und Literaturkritikerin Monica Lovinescu und ihrem Ehemann Virgil Ierunca, die in den 1940er Jahren in die französische Hauptstadt umgezogen waren. Lovinescu erinnerte sich 1998 in einem Gespräch mit den Mitarbeitern des Zentrums für mündliche Geschichte von Radio Rumänien, dass viele Leiter des rumänischen Dienstes von RFE einen verdächtigen Tod starben:



Dienstleiter waren Dimitrie Ionescu, Noël Bernard, Mihai Cismărescu, Vlad Georgescu und zuletzt Nicolae Stroescu — der beste von ihnen war Noël Bernard. Ein einzigartiger Mensch, leidenschaftlich, reaktionsschnell. Er war Dienstleiter bis zu seinem Tod, dann kam Mihai Cismărescu, ein sehr feiner Mann, ein Essayist. Der Reihe nach starben diese Dienstleiter an Krebs.“



Wie Monica Lovinescu ausführt, waren Noël Bernard, aber auch seine Nachfolger Mihai Cismărescu und Vlad Georgescu überzeugt, radioaktiv vergiftet zu werden. Auch ein stellvertretender Leiter, Preda Bunescu, kam suspekt um: Er war vollkommen allergisch gegen Eier, aber nachdem er tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde, erschien bei der Obduktion, dass er massenweise Eier zu sich genommen hatte — dabei rührte der Mann nie etwas an, was mit Eiern hätte zubereitet werden können. Der Tod war verdächtig, aber die amerikanischen Behörden waren übervorsichtig, erzählt Monica Lovinescu. Auch sie wurde zum persönlichen Ziel des kommunistischen Regimes. Es fing sehr früh schon mit diversen Schikanen an:



Es begann mit Hetzangriffen in den rumänischen Medien, sehr heftige Angriffe, die schon sehr früh einsetzten, noch bevor der Sender Freies Europa gegründet wurde. An Anfang gingen sie nur gegen Virgil vor. Es waren Artikel, die in Bukarest von [den Schriftstellern] George Călinescu und Zaharia Stancu geschrieben wurden“, berichtete die 2008 in Paris verstorbene Dissidentin. Die Securitate hatte neben diesen Diffamierungen auch eine weitere Strategie — sie schickte Schriftsteller oder Intellektuelle nach München und sagte den Intendanten, dass die Sendungen eigentlich in Ordnung seien, wären da nicht die beiden Wahnsinnigen in Paris — das Ehepaar Lovinescu-Ierunca. Doch die Redaktionsleitung stand 100-prozentig hinter den Pariser Literaten.



Weil sie sich nicht fügen wollten, drehte die Geheimpolizei weiter an der Repressionsschraube, erzählte Monica Lovinescu. Als sie sahen, dass es einfach nicht funktioniert und wir 1977 fast pausenlos über die Dissidentenbewegung von Paul Goma berichtet hatten, wurden sie direkt handgreiflich“, sagte sie den Kollegen vom Zentrum für mündliche Geschichte. Am 18. November 1977 sollte Goma in Paris eintreffen und am Tag davor wurde Monica Lovinescu von zwei Männern brutal zusammengeschlagen. Sie hatte dabei noch Glück, denn es ist davon auszugehen, dass die beiden — nach Aussagen des rumänischen Geheimdienstchefs Ion Mihai Pacepa waren es palästinensische Agenten, Handlager des kommunistischen Regimes — sie umbringen wollten. Sie hatten ihr gesagt, dass sie ihr in der Wohnung eine persönliche Botschaft überbringen wollen, doch erschienen ihr die Männer irgendwie verdächtig und sie lie‎ß sie nicht in die Wohnung. Also schlugen sie sie praktisch auf der Stra‎ße zusammen. Ein Passant griff ein und Monica Lovinescu kam noch relativ glimpflich davon — sie wurde aber ohnmächtig und wachte einige Stunden später im Krankenhaus mit einem Nasenbeinbruch auf. Und 1983 schickte die Securitate einen Agenten namens Bistran, der Virgil Ierunca umbringen sollte. Die deutsche Polizei bekam Wind von der Operation, gab der französischen Polizei einen Hinweis und Bistran stellte sich schlie‎ßlich.



Am brutalsten gingen die kommunistischen Geheimdienste aus Osteuropa jedoch 1981 vor: Am 21. Februar explodierte eine Bombe beim Sitz von RFE in München und verletzte mehrere Mitarbeiter. Glücklicherweise kamen niemand ums Leben.

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