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Frühmittelalter: die Deutschordensritter im rumänischen Siedlungsgebiet

Anfang des 13. Jh. siedelten sich Ritter des Deutschordens als Grenzschützer und strenge Verfechter des Katholizismus vorübergehend im Karpatenbecken an. Sie blieben zwar nur kurz, doch spielten sie eine wichtige Rolle in der damaligen Politik.

Frühmittelalter: die Deutschordensritter im rumänischen Siedlungsgebiet
Frühmittelalter: die Deutschordensritter im rumänischen Siedlungsgebiet

, 24.02.2020, 17:30

Mittelalterliche militärisch-klösterliche Orden wurden gegründet, um sowohl die Botschaft des Christentums zu verbreiten als auch die von Muslimen besetzten Gebiete zu befreien oder zurückzuerobern. Die berühmtesten mittelalterlichen militärisch-klösterlichen Orden waren der Johanniterorden, der Templerorden und der Deutsche Orden. Nach Johannitern und Templern war der Deutsche Orden der dritte der gro‎ßen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugszeit. Der Deutsche Orden, dessen Mitglieder sich nach einem ehemaligen deutschen Spital in Jerusalem Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“ nannten, wurde 1190 in Akkon gegründet, zunächst als Spitalbruderschaft und seit 1198 auch als ritterliche Kampfgemeinschaft zum Schutz der Pilger im Heiligen Land.



Die Deutschordensritter kamen in das Karpatenbecken als Teil einer Expansionsstrategie, die der Westen erarbeitete, unterstützte und in den Osten führte. Der ungarische König Andreas II. versuchte, die Grenze zu den Ostkarpaten zu befestigen und die katholische Lehre im Norden und im Osten zu verbreiten. Infolge dieser Strategie kamen die Deutschordensritter in diese Region. Die strengen, kriegerischen, in der deutschsprachigen Welt bereits etablierten Deutschordensritter konvertierten heidnische Wandervölker und Mitglieder der orthodoxen Gemeinschaften zum Katholizismus, um die Einheit der christlichen Kirche wiederherzustellen. Die Strenge der Deutschordensritter zeigte sich auch in ihrer äu‎ßeren Erscheinung: Auf dem wei‎ßen Mantel und dem wei‎ßen Schild in der Farbe des reinen religiösen Glaubens war ein schwarzes Kreuz zu sehen, das Symbol des Opfers im Krieg zur Verteidigung des Glaubens. 1211 setzten die Deutschordensritter ein starkes Verteidigungszeichen innerhalb des Karpatenbogens, in den Krümmung-Karpaten und nach Südosten, im Gebiet des heutigen Landkreises Vrancea.



Akademiemitglied Ioan Aurel Pop, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg), spricht über den Beitrag der Deutschordensritter zur Kultur und Zivilisation des rumänischen Raumes, auch wenn sie nicht sehr lange Zeit hier geblieben waren:



Die Deutschordensritter haben ziemlich viel gebaut, und die uns vorliegenden Beweise zeigen, dass damals mindestens eine sehr wichtige Festung, die Kreuzfestung, existierte. Sie bauten sogar weitere Festungen ‚ultra montes nivium‘, zu dt. ‚über den schneebedeckten Bergen‘, und dehnten sich dabei mehr aus, als der ungarische König Andreas II. zugelassen hatte, im Widerspruch zu seiner Politik, die mit der Präsenz der Deutschordensritter eher auf lokale als auf allgemeine Ziele abzielte. Der Heilige Stuhl wollte einen Staat schaffen, der in das päpstliche Erbe eingehen sollte, eine Art Brückenkopf. Warum haben wir so wenig Daten über die Deutschordensritter? Vor allem gab es zu jener Zeit noch keine Kanzleien. Damals fing Siebenbürgen erst an, als Woiwodschaft innerhalb des Königreichs Ungarn zu funktionieren. Südlich und östlich der Karpaten waren die Gebiete, zu denen die Deutschordensritter Beziehungen hatten, noch keine zentralisierte Staaten, und daher gibt es sehr wenige Dokumente, hauptsächlich aus ausländischen Quellen.“




Aus päpstlichen Dokumenten, die die Ansiedlung der Deutschordensritter im Burzenland beweisen, geht hervor, dass, als die Deutschordensritter ankamen, das Burzenland von einer gemischten Bevölkerung, bestehend aus Rumänen, Slawen und Petschenegen, bewohnt war. Um seine Kriegs- und Missionsaufgaben zu erfüllen, musste der Deutsche Orden auch einen gesicherten Lebensunterhalt haben, und so erhielten die Deutschordensritter das Privileg, in Siebenbürgen Gold und Silber abzubauen.



Die Deutschordensritter waren auch Baumeister, die im Burzenland zahlreiche Holzfestungen errichteten, unter anderem die Festung Feldioara (Marienburg), auch als die Schwarze Festung oder die Kreuzfestung bekannt. Neben Rumänen, Slawen und Petschenegen wurden auch deutsche Bauern und Handwerker als Kolonisten nach Burzenland gebracht, was zur Entwicklung der Siedlungen von Feldioara (Marienburg), Braşov (Kronstadt), Codlea (Zeiden), Râşnov (Rosenau) und Prejmer (Tartlau) beigetragen hat.



Die Deutschordensritter wurden aber zu Konkurrenten Ungarns, weil sie die päpstliche Macht zum Nachteil der ungarischen Macht unterstützten. Nachdem sie einige Schlachten gegen die Kumanen im Südosten Siebenbürgens gewonnen hatten, besetzten die Deutschordensritter deren Gebiete und stellten diese Gebiete unter die politische Autorität des Papstes und nicht des Königreichs Ungarn. Im Jahr 1225 beschloss der König von Ungarn den Rückzug des Deutschen Ordens aus dem Burzenland; die Deutschordensritter gingen dann in Richtung Norden, in die nordöstlichen Gebiete des heutigen Polen.



Es war aber nicht einfach, einer solchen Elitegemeinde anzugehören. Welche Bedingungen musste ein Anwärter erfüllen, um Mitglied des Deutschen Ordens zu werden? Vor allem Glaube, Disziplin und Bildung, sagt Professor Ioan Aurel Pop:



Ein Mitglied des Deutschen Ordens musste ein Mönch sein, um die klösterlichen Lebensregeln wie Keuschheit und Gebet zu akzeptieren, aber gleichzeitig musste er auch ein Kämpfer, ein Soldat sein. Die Berufung der militärisch-klösterlichen Orden war, mit der Waffe in der Hand zu kämpfen, um den christlichen Glauben zu verteidigen und zu verbreiten. Die meisten Deutschordensritter waren Söhne von Adeligen, gehörten einer höheren Kategorie an und dienten dem Christentum, indem sie höheren Idealen dienten, die zu jener Zeit vielleicht zu den wichtigsten moralischen und religiösen Prinzipien bei der Verbreitung des Christentums gehörten. Der mittelalterliche Mensch konnte sich sein Leben au‎ßerhalb des Glaubens und der Kirche nicht vorstellen, er hatte eine unerschütterliche Bindung an das religiöse Leben. Deshalb spielte beispielsweise die Exkommunikation im Mittelalter eine verhängnisvolle Rolle, sie konnte die Gesellschaft zersetzen und desorganisieren. Diejenigen, die sich direkt in den Dienst der Kirche stellten, waren Mönche, aber die Mönchsritter mussten im Vergleich zu den einfachen Mönchen einer ganz besonders strengen Hierarchie folgen und besondere Eigenschaften erweisen, wie körperliche Stärke, Entschlossenheit und Überzeugungskraft.“




Die mittelalterlichen militärisch-klösterlichen Orden hatten auch eine ethnische Komponente, die sich nach Ansicht von Ioan Aurel Pop zu Formen der zukünftigen nationalen Identität entwickelte. Dies war auch bei den Deutschordensrittern der Fall:



Es gab auch eine ethnische Komponente: Der Deutsche Orden wurde hauptsächlich von Deutschen gegründet, und der Templerorden von Franzosen. Der Konflikt, den die Templer mit dem König von Frankreich, Philipp IV. dem Schönen, hatten, besiegelte ihr Schicksal. Die militärisch-klösterlichen Orden hatten eine ethnische Färbung, die dann national wurde. Mit dem Fortschreiten des Mittelalters in die Renaissance stellten sich die Mitglieder des Deutschen Ordens im Dienste des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und kämpften gegen die Polen, die ebenfalls Katholiken sind.“




Nach ihrem Abzug aus Siebenbürgen und dem Burzenland tauchten die Deutschordensritter noch einmal in der Geschichte der Rumänen auf. Im Jahr 1410 schickte der Herrscher der Moldau, Alexander der Gute, ein Armeekorps, um an der Seite der polnisch-litauischen Allianz in der Schlacht von Marienburg gegen die Deutschordensritter zu kämpfen.

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