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Erinnerungen an den Krieg: Sowjet-Soldateska vesetzte Rumänien in Schrecken

Von Bagatell- bis zu Kapitaldelikten gingen auf das Konto der sowjetischen Besatzer in Rumänien Verbrechen aller Art: Diebstahl, Zerstörung, Entführung, Vergewaltigung und Mord.

Erinnerungen an den Krieg: Sowjet-Soldateska vesetzte Rumänien in Schrecken
Erinnerungen an den Krieg: Sowjet-Soldateska vesetzte Rumänien in Schrecken

, 20.03.2022, 14:46

Rumänien trat im Juni 1941 an der Seite Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg ein, um die ein Jahr zuvor von der UdSSR annektierten Gebiete zurückzugewinnen. Nach mehr als drei Jahren Krieg trat Rumänien am 23. August 1944 aus dem Bündnis mit Deutschland aus und der Koalition der Vereinten Nationen bei. Doch der unmittelbare Kontakt mit der sowjetischen Armee war brutal und hinterlie‎ß in der rumänischen Gesellschaft starke Emotionen. Zahlreiche mündliche Zeugenaussagen und schriftliche Dokumente zeugen von der Gewalt, die sie ab Mitte der 1940er Jahre ausübten. Das Zentrum für mündlich überlieferte Geschichte beim rumänischen Rundfunk hat zahlreiche Aussagen von Zeitzeugen zum Missbrauch der damaligen sowjetischen Besatzern gesammelt.




Der Schriftsteller Dan Lucinescu war 1944 noch junger Offiziersanwärter und erinnerte sich im Jahr 2000 daran, wie er im Zentrum von Bukarest von einem sowjetischen Unteroffizier verhöhnt wurde. „Einmal traf ich einen Russen, der mir eine Waffe an die Brust hielt. Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich nicht verstand, was er wollte, schloss ich aus seinen Gesten, dass er mir vorwarf, ich würde ihn nicht grü‎ßen. Ich sagte ihm, dass ich ein Kadett sei und er ein Unteroffizier, also müsse er vor mir salutieren. Er forderte mich mit vorgehaltener Waffe auf, zurückzutreten und im Paradegang vor ihm zu salutieren. Ich sagte mir, dass ich den Idioten in Ruhe lassen musste, ging drei Schritte zurück und salutierte vor ihm. Es wäre so einfach für ihn gewesen, die Waffe auf mich abzufeuern.“




Lucinescus Erfahrung war nichts im Vergleich zu dem, was er einige Tage später mit eigenen Augen sah, ebenfalls im Zentrum von Bukarest: „Ein Mädchen ging auf der Stra‎ße vorbei, sie eine Gymnasiastin, ein Teenager. Ringsherum standen Lastwagen mit Russen. Und irgendwann habe ich gesehen, wie sie gepackt und in die Mitte der Soldaten gezerrt wurde, mit ihrer Schultasche und allem, und sie fing an, laut zu schreien. Sie fuhren mit ihr weg, ich blieb auf der Stelle, und natürlich griff niemand ein. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet.“




Oberst Gheorghe Lăcătușu kämpfte in der rumänischen Armee an der Seite der Sowjets gegen die Deutschen. Im Jahr 2002 erinnerte er sich daran, wie die Sowjets alles behandelten, was ihnen in die Hände fiel: „Die Sowjets hatten alles, Züge, Transportmittel, von der Bevölkerung beschlagnahmt, von der deutschen Armee, von der rumänischen Armee. Wenn man die nötigen Passierscheine nicht hatte, wurden uns von den Russen sogar die Pferde weggenommen, wenn sie nicht Seriennummer auf den Hufen eingestanzt hatten. Uns wurde gesagt, dass sie von den Deutschen genommen wurden. Es sei Kriegsbeute und wir hätten kein Recht darauf.“




Gendarmerieoberst Ion Banu erzählte 1995, wie ihm ein sowjetischer Soldat in einer Stra‎ße in der Nähe des heutigen Gebäudes von Radio Rumänien die Uhr wegnahm. Dort lag auch die Leiche eines von den Sowjets hingerichteten rumänischen Soldaten auf dem Bürgersteig: „Als sie aus Deutschland zurückkamen, waren sie so lächerlich! Sie alle hatten zwei oder drei Uhren an ihren Händen. Ich habe sogar, ohne Übertreibung, einen Russen gesehen, der eine Tischuhr um den Hals trug! Ich war in einem Tabakladen und wollte einen Umschlag kaufen, um meinen Eltern zu schreiben. Ich hatte eine sehr schöne Uhr, die ich als Geschenk erhalten hatte. Als ich die Hand ausstreckte, trat ein Russe neben mich, der in einer Kolonne von Kosaken mit au‎ßerordentlich schweren und massiven Pferden unterwegs war. Er bemerkte meine Uhr und sagte, ich solle sie ihm geben: „Dawaj, dawaj!“ Ich sagte: „Die gehört mir!“ Aber er riss sie mir einfach weg vom Handgelenk. Er ware mit einer Maschinenpistole bewaffnet, also lie‎ß ich ihn die Uhr haben. Die hatten keine Skrupel, schossen dich einfach nieder. Ich habe das so oft gesehen. Ich sah in der Cobălcescu-Stra‎ße, und es tut weh, wenn ich mich daran erinnere, einen erschossenen rumänischen Oberst und seine Frau neben ihm. Er lag auf dem Bürgersteig und war von den Russen erschossen worden. Sie trieben allerlei Unfug: Sie nahmen dem Mann die Frau weg, wie Wilde. Sie nahmen sie einfach mit, verhöhnten ihn und erschossen ihn dann“.




Der Lehrer Vasile Gotea aus Șieuț, Bistrița-Năsăud, war Offizier in der rumänischen Armee. Im Jahr 2000 erzählte er, wie er dreimal um ein Haar dem Tod entkam: „Dreimal hätten sie mich fast erschossen. Diese Soldateska hatte die Front passiert und zog durch die Dörfer. Sie haben hier, oberhalb meines Hauses, in einem Schuppen Wein gefunden, aber es waren nur Trauben. Und sie sagten mir, ich soll ihnen Wein geben. Ich habe ihnen gesagt, ich hätte keinen und sie wollten mich erschie‎ßen. Ein anderes Mal zerrten sie mich in den Hinterhof der Schule, hielten mir den Revolver an die Brust und forderten mich auf, die Hände zu heben: Sie filzten mich, nahmen meine Uhr weg und alles, was sie finden konnten. Ein anderes Mal fuhr ein Bürger mit einem Ochsenkarren von einem Feld, und 16 russische Soldatinnen stiegen auf den Karren. In der Mitte des Dorfes habe ich dagegen protestiert. Und dann richteten alle Soldatinnen ihre Waffen auf mich, bereit, mich zu erschie‎ßen. Bewegte ich mich, wäre ich tot gewesen. Ich habe mich dann ruhig verhalten und sie fuhren an,“ erzählte der frühere Lehrer.



Die Erfahrung mit den sowjetischen Besatzern war traumatisch und hinterlie‎ß schmerzhafte Erinnerungen und Ressentiments.

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