Die Walachei zu Zeiten des Fürsten Vlad Dracul „Der Pfähler“
Von Dracula haben wohl die meisten gehört. Weniger weiß man aber über die Gestalt, die als Vorbild für Bram Stokers Romanfigur Dracula gedient hat.
Steliu Lambru, 16.05.2016, 17:30
Vlad Ţepeş, der als Vorbild für Dracula diente, war Fürst der Walachei. Zum ersten Mal regierte er kurz im Jahr 1448. Das zweite Mal stieg er 1456 auf den Thron und regierte bis 1462. Seine dritte Herrschaft im Jahr 1476 dauerte nur ein paar Monate. Im Alter von 50 Jahren wurde er ermordet.
Vlad Ţepeş stieg 1456 mit Hilfe des Reichsverwesers Ungarns Johann Hunyadi auf den Thron der Walachei. Damals versuchten die europäischen Staaten, den Eroberungen des Osmanischen Reiches in Europa Einhalt zu gebieten. Der Historiker Ştefan Andreescu erläutert:
1456 kam es zu einer weiteren großen Schlacht zwischen den Osmanen und den Europäern. Belgrad wurde belagert und überstand den Angriff. Belgrad wurde erst ein halbes Jahrhundert später erobert. Johann Hunyadi wusste, was folgt, deshalb wollte er die Donau sichern und auf dem Thron der Walachei einen Alliierten haben. Vlad Ţepeş kommt aus Siebenbürgen, eine Gruppe von Bojaren aus der Walachei erkannte ihn an.“
Vlad Ţepeş war ein autoritärer Fürst und hatte seine Jugend am Hofe des Sultans verbracht. Angenehm war es da für ihn nicht gewesen und deshalb wollte er die Türken besiegen. Ihm gelang es, die Walachei politisch zu stabilisieren. Zudem schloss er Allianzen mit anderen europäischen Mächten. Der Historiker Ştefan Andreescu erläutert weiter:
Er stieg auf den Thron nach jahrzehntelangen Turbulenzen. Es war ein Zeitalter der Anarchie. Er versuchte seine Position im Inneren zu sichern und eine eventuelle Opposition, die seinen Thron gefährden konnte, auszuschalten. In den slawischen und deutschen Auflagen der Geschichten über Dracula gibt es Berichte über die drastischen Maßnahmen, die er getroffen hat. Solche Maßnahmen traf er auch gegen die Adelsfamilie Albu, die Ansprüche auf den Thron erhoben. Vlad Ţepeş hat es aber nicht geschafft, die ganze Opposition auszuschalten. Eine Gruppe von Bojaren informierte zum Beispiel die Osmanen, als Vlad Ţepeş beschlossen hatte, keinen Tribut mehr zu zahlen und einer Allianz unter der Leitung von Papst Pius II. beizutreten.“
Ţepeş verließ sich auf ein paar Alliierte. In erster Reihe auf Johann Hunyadi, auf den ungarischen König Mathias Corvinus und den moldauischen Fürsten Stephan der Große. Stefan Andreescu dazu:
Stephan der Große und Vlad Ţepeş waren Cousins. Stephan der Große bestieg im Frühling 1457 mit Hilfe von Vlad Ţepeş den Thron der Moldau. 1476 nahm Vlad Ţepeş mit Hilfe von Stephan dem Großen den Thron der Walachei zurück. Das waren zwei Momente, in denen sie zusammengearbeitet haben. 1462 haben sie aber auch gegeneinander gekämpft, Stephan der Große hat ein paar Mal — ohne Erfolg — versucht, die Burg Chilia zu erobern. Die Burg war für ihre Position an der Donaumündung wichtig und stellte den Zugang der Walachei zum Schwarzen Meer dar. Der Historiker Iorga meinte, Stephan der Große habe bloß versucht, die Eroberung der Burg durch die Türken zu vermeiden.“
In den Kämpfen, die er gegen die Türken führte, war Ţepeş mit seinem Heer zahlenmäßig immer unterlegen. Seine Strategie war es daher, Schlachten auf offenem Feld zu vermeiden. Sein größter Erfolg war die bekannte nächtliche Attacke von 1461. Ştefan Andreescu berichtet weiter:
Er brachte wirkungsvolle Taktiken ein. Die Erde wurde verbrannt, die Brunnen vergiftet, Gefangene und Verbrecher gepfählt und zur Schau gestellt. Zudem attackierte er nachts, um den Osmanen Angst einzujagen. Es gibt mehrere Berichte über diesen Streifzug, es gibt auch eine osmanische Chronik über diese Attacke auf das Zelt des Sultans Mehmet II., mit dem Ziel, diesen zu ermorden. Ein päpstlicher Legat, Nicolo de Modrusa, unterhielt sich mit Vlad Ţepeş während seiner Gefangenschaft in Buda über diesen Angriff. Der andere Feldherr, der von der entgegengesetzten Seite hätte angreifen müssen, hatte Angst bekommen und attackierte nicht mehr. Nur Ţepeş mit seinen Leuten drangen ins osmanische Feldlager ein, verfehlten aber das Zelt des Sultans und mussten sich zurückziehen.“
Derselbe päpstliche Legat, Nicolo de Modrusa, hat auch eine Beschreibung von Vlad Ţepeş hinterlassen. Diese Beschreibung ist dem Gemälde des walachischen Fürsten, das sich im Schloss Ambras in Tirol, befindet, ähnlich:
Vlad Ţepeş war ein nicht sehr großer Mann, aber sehr stark und mit einem furchterregenden Aussehen. Er hatte eine große Höckernase, ein schmales, etwas rötliches Gesicht, lange Augenlider und grüne Augen. Das Gesicht und das Kinn waren rasiert, nicht aber der Schnurrbart. Die Schläfen waren aufgeschwollen und ein Stierhals verband seinen hohen Nacken mit den breiten Schultern, auf die lange schwarze und lockige Haare fielen.“