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Die Stadt mitten in der Stadt

Der 3. Bukarester Bezirk atmet Geschichte wie kaum ein anderer Stadtteil.

Die Stadt mitten in der Stadt
Die Stadt mitten in der Stadt

, 04.05.2015, 17:55

Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Bukarest stammt vom 20. September 1549. Es handelt sich dabei um eine Urkunde, die bei der Kanzlei des Woiwoden Vlad Ţepeş verfasst wurde. Im Jahr 1862 wird Bukarest zur Hauptstadt der Vereinigten Fürstentümer der Moldau und des Rumänischen Fürstentum. Es entwickelt sich als wichtiges Kultur- und Kunstzentrum. Anfang des 20.Jh. ahmt die Bukarester Elite das westliche Vorbild nach, besonders das französische. Die besondere Architektur und die Boheme Bukarests brachten der Stadt vor dem Ersten Weltkrieg den Spitznamen Klein-Paris“, den es auch in der Zwischenkriegszeit behielt. Leider griff das kommunistische Regime brutal in die Bukarester Architektur und Infrastruktur ein. Zahlreiche historische Denkmäler wurden dem Boden gleich gemacht, besonders während der 1980er Jahre, um für die Arbeiterquartale“ Platz zu schaffen. Zurzeit ist Bukarest aus verwaltungstechnischer Sicht in sechs Bezirken eingeteilt, deren Grenzen in der Stadtmitte beginnen und am Stadtrand enden. Der Historiker Emanuel Bădescu spricht über die Geburt der heutigen Hauptstadt Rumäniens.



Bukarest hatte einen Stadkern, der Fürstenhof oder den Fürstenpalast und ein Dorf, das sich um die Kirche Sankt Georg der Alte entwickelt hat. Es handelt sich um das Randviertel Popescui. Dieses Randviertel erstreckte sich bis hinter Delea Veche und Delea Nouă sowie bis in die Nähe des Klosters Mărcuța, in Ostbukarest. Oberstleutnant Papazoglu, rumänischer Historiker, Archäologe und Geograf aus den 19.Jh. war der Meinung, dass das Quartal Dobroteasa, der Geburtsort der Stadt gewesen sein soll. Das ist das zweite Quartal, in das er umgezogen ist, nachdem er in den Häusern des Fürsten Ghika, an der Brücke Mihai Vodă gewohnt hatte. Er hat sich um nur einige hundert Meter geirrt, denn der Kern war, wie gesagt, um die Kirche Sankt Georg der Alte.“




Der dritte Bezirk der Hauptstadt umfasst den grö‎ßten Teil des historischen Stadtzentrums. Eine sehr interessante Mischung zwischen alten Gebäuden, die repräsentativ für Bukarest sind, und neuen Quartalen erstreckt sich der 3. Bezirk vor der Gegend des Universitätsplatzes bis zum östlichen Stadtrand Bukarests. Der Bezirk hat eine Fläche von 34 qkm und ist der meistbevölkerte unter den Bukarester Bezirken, mit einer stabilen Bevölkerung von 342 Tausend Personen, gemä‎ß der Volkszählung von 2011. Folglich wird er als eigenständige Stadt angesehen. Diese wurde im Laufe ihrer Geschichte aus mehr oder weniger bekannten Gründen zahlreichen Wandlungen ausgesetzt. Einzelheiten hat der Historiker Emanuel Bădescu.



Diese Stadt in der Stadt“ ist der Ort, der unter dem gro‎ßen Brand vom 23. März 1847 am meisten gelitten hat. Wenn wir auf die Karte blicken, die der Oberstleutnant Papazoglu erstellt hat, können wir feststellen, wo der Brand stattgefunden hat. Dieser brach auf dem Hof der Familie Filipescu vor der Kirche Sankt Dumitru aus und weitete sich dann bis hinter die Kirche Sankt Stefan, auf der heutigen Călăraşilor Stra‎ße, der damaligen Vergului-Brücke aus. Praktisch har dieser gro‎ße Brand den ganzen 3. Bezirk von heute erfasst. Den 3. Bezirk, wo nach dem Brand die ersten Bauvorschriften eingeführt wurden. Diese haben Gheorghe Bibescu und sein Bruder Barbu Ştirbey vorgeschlagen. Die besagten Normen blieben bis heute für den Bau der Privatgebäude gültig. Ich wei‎ß nicht, welche Rolle die Willkür und auch nicht, welche Rolle die vorsätzliche Brandstiftung bei dem gro‎ßen Brand zu der Zeit gespielt haben. Ich denke an bestimmte Gegenden, die verdächtigerweise nicht abgebrannt sind. Z.B. blieb das alte Rathaus, das von Xavier Villacrosse 1843 gebaut wurde, verschont. Das Gebäude wurde erst später abgerissen, als der Dâmboviţa-Kanal, um das Jahr 1880, gebaut wurde.




Auf dem heutigen Platz der Universität Bukarest, eines der wichtigsten Gebäude an der Grenze zwischen dem 1. und dem 3. Bezirk Bukarests, stand das alte Sankt Sava Kloster. Im 18. Jh. wird das Schulkloster zur Fürstenakademie. Im Jahr 1918 setzte Gheorghe Lazăr hier die Grundlagen des rumänischen Bildungswesens durch die heutige Universität. Die Nationalbank Rumäniens, der Postpalast (heute das Nationale Geschichtsmuseum Rumäniens), der Gasthof Manucs, aber auch die Kirchen Stavropoleos, Colțea, Fromme Botschaft und die Russische Kirche sind Architekturdenkmäler, die glücklicherweise der kommunistischen Ära standgehalten haben. Das ist aber nicht der Fall anderer Gegenden im 3. Bezirk, die besonders wichtig für die Geschichte Bukarests waren, wie Emanuel Bădescu erklärt.



Umso schmerzhafter war die Feststellung des Historikers, als er den gro‎ßen Zerstörungen zwischen 1981 und 1986 begegnet ist. Zu der Zeit hatte dieser Bezirk viel mehr zu leiden als die anderen fünf. Es geht um die Zerstörung des ältesten Randviertels Bukarests, das Randviertel Popescu, das den alten Kern zwischen der Kirche Sankt Georg der Alte und der Kirche Sfânta Vineri darstellte. Die neuen Plattenbauten wurden bis in die Kreuzung zwischen der Călăraşilor Stra‎ße und der Mihai Bravu Stra‎ße gebaut. Wir stellen fest, wie der alte Teil des Bezirks, einschlie‎ßlich der Hauptstadt verstümmelt wurde. Über die Moşilor Stra‎ße blieb die Kirche, die von dem Marschall Ion Antonescu errichtet wurde, die auch seine Statue beherbergt.“




In den Wohnvierteln au‎ßerhalb des Stadtzentrums – Dristor, Muncii, Titan und Timpuri Noi – konzentriert sich derzeit der Gro‎ßteil der Bevölkerung des 3. Bezirks der Hauptstadt. Die vertikale Organisation der Stadt wurde in der kommunistischen Zeit als Lösung erdacht, die der Urbanisierungspolitik entgegen kommen sollte. Zurzeit erregt die Immobilienentwicklung Besorgnis im Hinblick des Schicksals der historischen Denkmäler und Gegenden Bukarests.

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