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Die gescheiterte Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien unter König Karl I.

Im Juni 1886 bot eine Gruppe bulgarischer Abgesandten König Karl I. von Rumänien auch die Krone Bulgariens an. Die Angst vor einer Invasion durch Russland vereitelte jedoch diese Pläne.

Die gescheiterte Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien unter König Karl I.
Die gescheiterte Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien unter König Karl I.

, 08.12.2014, 18:12

Mitte des 19. Jh. war Südosteuropa am Kochen. Die Balkanstaaten wollten den osmanischen Einfluss loswerden und das westliche Vorbild der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklung umsetzen. Die antiosmanischen Reaktionen gingen Hand in Hand mit den lokalen Feindseligkeiten, die auf den Gedanken des Nationalismus zurückzuführen waren. Die entstehenden Nationen wiegten sich in einer jeweils illusorischen Überwertigkeit und wollten sich auch gegenüber den Gro‎ßmächten profilieren. Es hat auch Annäherungsversuche unter den Nationen gegeben, die aber wegen der komplizierten geopolitischen Spiele auf europäischer Ebene gescheitert sind. Eine der gescheiterten Annäherungen war jene zwischen Rumänien und Bulgarien, den zwei Nachbarländern, die die Unabhängigkeit anstrebten.



Die historischen Beziehungen zwischen Rumänen und Bulgaren machten sowohl gute als auch schlechte Zeiten durch. Die immer stärkere osmanische Präsenz auf dem Balkan, beginnend mit dem 14.Jh., führte zum osmanischen Frieden, die die Herrschaft des Halbmondes über alle Nationen im Südosten Europas brachten. In der ersten Hälfte des 19.Jh. schafften es die rumänischen Eliten, den rumänischen Raum zu individualisieren und diesem eine Staatsidentität zu verleihen. Die Bulgaren waren in diesem Sinne auch in vollem Aufschwung. Die nach 1850 in Rumänien lebenden Exilbulgaren fanden hier eine solide Grundlage zur Verbreitung der nationalen Ideen südlich der Donau, auf dem Gebiet, das von Türken besetzt war und zum Kern des künftigen bulgarischen Staates werden sollte. Die Ankunft des Prinzen Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen in Rumänien und dessen Aufstieg zum Staatsoberhaupt 1866 hat dem Land Stabilität verliehen und eine entscheidende Richtung auf dem Weg zur Modernisierung und zur Europäisierung des rumänischen Raumes eingeflö‎ßt. Nach dem russisch-rumänisch-türkischem Krieg von 1877-1878, infolge dessen Rumänien unabhängig wird, setzt sich die Figur von Karl I. als verantwortungsbewussten und vertrauenswürdigen Souverän durch.



Rumänien und Bulgarien näherten sich einander immer mehr und der Krieg von 1877-1878 war der Höhepunkt dieser Annäherung. Es handelte sich um eine Kameradschaft, die zwischen der rumänischen Armee und den bulgarischen Freiwilligentruppen geschlossen wurde, die an der Seite der Russen und der Rumänen kämpften. Viele bulgarische Kämpfer erhielten rumänische Auszeichnungen. Vor der direkten Begegnung zwischen den Rumänen und den Bulgaren während des Krieges hat es einen kulturellen Bestandteil gegeben. Die Historiker sprachen über den mittelalterlichen rumänisch-bulgarischen Staat der Gebrüder Peter und Johann Assen (rum. Petru und Ioan Asan). Dieser entstand durch den gemeinsamen Kampf der Rumänen und der Bulgaren gegen die Byzantiner. Die Annäherung Rumäniens und Bulgariens beruhte auf der nahen Beziehung zwischen dem Prinzen Karl I. Rumäniens und Alexander Battenberg Bulgariens. Alexander, der Neffe des russischen Zaren Alexander II., wurde 1879 im Alter von 22 Jahren zum Prinzen geschlagen. Er war 18 Jahre jünger als Karl I. Der Versuch Alexanders, unter dem Einfluss der bulgarischen Politiker ohne das Einverständnis Russlands zu regieren, führte zu der Krise, die ihn 1885 die Macht kostete. Das Jahr 1885 ist der Augenblick, in dem die Idee einer Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien entstand.



Im Juni 1886 bot eine Gruppe bulgarischer Abgesandten König Karl I. von Rumänien auch die Krone Bulgariens an. Somit sollte eine Personalunion zwischen den beiden Ländern entstehen. Es schien ein mehr als verlockendes Angebot zu sein. Dennoch führten die geopolitischen Berechnungen in der Region zum Scheitern dieses Vorhabens. Der Historiker Sorin Cristescu stellt die Gründe vor, warum sich diese Idee nicht verwirklicht hat.



Man hat sowohl 1878 als auch 1886, als Alexander Battenberg entmachtet wurde, über diese Idee der Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien gesprochen. Aber wie? Es herrschte der Wunsch der Russen, Bulgarien zu kontrollieren, denn das war auch das Ziel des Krieges von 1877-1878. Die Russen stellten fest, dass sich am Rande Europas ein frankreichnahes Land, also Rumänien, befand — oder zumindest ein Land, das sich für den kleinen Bruder Frankreichs hielt. Warum sollte es dann in der Nähe kein Land geben, das russlandnah und Russlands kleiner Bruder sei? — hie‎ß die Berechnung der Russen. Ab diesem Zeitpunkt waren die Russen besonders involviert. Auch Brătianu hatte vorausgesehen, dass die Akzeptanz dieser Krone durch die rumänische Politikelite oder durch Karl I. eine scharfe und kategorische Reaktion von Seiten Russlands bewirken würde. Die Vertreter Bulgariens wurden nach Hause geschickt, so die Legende. Man habe ihnen gesagt, den Verhandlungsort sofort zu verlassen, andernfalls würden sie wie einfache Ganoven mit der Polizei zurück geschickt. Man hat zwar darüber beraten, aber Brătianu, der vorsichtig war, lie‎ß längere Diskussionen zu diesem Thema nicht zu.“




Der Gedanke der Personalunion zwischen Rumänien und Bulgarien muss im Kontext betrachtet werden, in dem der Föderalismus eine der verbreitetsten Ideen im Europa des 19.Jh. war. Die Gegner der Vielvölkerreiche stellten sich die Frage, was passieren würde, würden diese nicht mehr existieren. Die Antwort war die Gründung neuer Staatenföderationen oder Konföderationen, die die Dominanz einer Nation über andere verhindern sollte. Die Revolution von 1848 betrachtete den Föderalismus als ein Prinzip zur regionalen Allianz und als brauchbare Politik, die zum Kollaps der multinationalen Reiche geführt hätte. Folglich hat das Scheitern der dynastischen rumänisch-bulgarischen Vereinigung zwei Erklärungen: die russische Bedrohung mit der Invasion und der Sieg des Nationalismus.

Patriarhul Daniel (foto: Agerpres)

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