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Die Devisen-Geschäfte der Securitate

Trotz seiner bombastischen Rhetorik gegenüber dem kapitalistischen Regime war das kommunistische Regime im Verlauf seiner ganzen Geschichte abhängig von diesem.

Die Devisen-Geschäfte der Securitate
Die Devisen-Geschäfte der Securitate

, 04.02.2013, 17:32


Trotz seiner bombastischen Rhetorik gegenüber dem kapitalistischen Regime war das kommunistische Regime im Verlauf seiner ganzen Geschichte abhängig von diesem. Die kommunistischen Wirtschaften haben versucht, aus den Verbindungen zur kapitalistischen Welt Profit zu erzielen. Die Wirtschaftlichkeit des Ostblocks lag weit unter der Wirtschaftlichkeit der kapitalistischen Staaten. Alle Ostblockländer waren daran interessiert, sich Devisen zu verschaffen.


Rumänien machte da keine Ausnahme. Das kommunistische Regime in Bukarest beauftragte seinen Repressionsapparat, die Staatspolizei Securitate, mit dieser Aufgabe. Die Devisen-Transaktionen der Securitate sind noch ein Geheimnis für die meisten Rumänen. Der Historiker Florian Banu setzt sich mit diesem Teil der Geschichte der Securitate auseinander. Dazu erforscht er die Dokumente des Landesrates für die Erforschung der Securitate-Archive CNSAS.


Das Problem der Devisen-Transaktionen stellte sich in den 1950er Jahren. In den ersten Jahren nach ihrer Gründung gab es, wie im Falle anderer Informationsdienste, Probleme. Umso mehr, als es sich um eine politische Polizei wie die Securitate handelte. Devisen waren am Anfang nicht gefragt, weil die Handelsbeziehungen zum Westen eingefroren waren. Mitte der 1950er Jahre kam — mit der Öffnung gegenüber dem Westen und der Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit Frankreich und dann Deutschland und Gro‎ßbritanien — auch die Devisen-Frage auf. Ende der 1950er Jahre ergab sich die Möglichkeit für die Securitate, auf geheimen Wegen Devisen gegen Ausreisevisa zu bekommen. Ein Teil der jüdischen Gemeinschaft und ein Teil der deutschstämmigen Bevölkerungsgruppe hat sich die Zukunft Rumäniens unsicher und düster vorgestellt und daher entschieden, auszuwandern.“


Die Devisen waren dem Regime sehr wichtig. Deshalb wollte der Staat diesen Bereich streng kontrollieren. Florian Banu dazu:


Der rumänische Staat hatte Monopol auf Devisen. Es wurde auch eine sehr strenge Gesetzgebung in diesem Bereich verabschiedet. Die Summen wurden bei der Staatsbank der rumänischen Volksrepublik auf ein spezielles Konto gelegt. Am 31. Juli 1965 waren auf dem Konto 6.857.000 US-Dollar. Die Geldübernahme wurde technisch überwacht. Eine Zeit lang wurde in bar bezahlt. Die Offiziere, die das Geld übernahmen, trugen Mikrophone, die Gespräche wurden aufgezeichnet und das Risiko, dass jemand Geld klaut, wurde gering gehalten. Die Securitate konnte 20% dieser Summen für operative Tätigkeiten benutzen. Dazu gehörten die Zahlung der externen Informanten und der Kauf technischer Anlagen aus dem Westen.“


Während des Ceauşescu-Regimes (1965 bis 1989) hat die Securitate auf unterschiedlichen Wegen versucht, Devisen zu erhalten.


Beginnend mit den 1970er Jahren hat man auf Banküberweisungen bestanden, die Übernahme in Bar wurde zwar immer seltener, aber auch in den 1980er Jahren fortgesetzt. Die Durchführung solcher Tätigkeiten war die Aufgabe der Offiziere der Direktion 1 Auslandsinformationen“. Nach 1978, als Ion Mihai Pacepa, der Vize-Chef der rumänischen Gegenspionage überlief, hat sich die Sachlage geändert. Es wurde eine spezielle Valuta-Einheit gegründet. Ende der 1970er Jahre vermehrten sich die Devisen-Transaktionen. Das kommunistische Regime brauchte Valuta, weil es sich im Ausland verschuldet hatte. In den Jahren 1973 und 1979-1980 ereigneten sich die Ölkrisen. Der überdimensionierte Chemie-Bereich und der Verlust einiger externer Märkte sowie die Anhebung der Zinsen für die Staatsschulden haben einen enormen Druck auf den rumänischen Staat ausgeübt.“


Der Historiker Florian Banu wei‎ß auch, wie die Securitate versuchte, sich von den Verlusten wieder zu erholen:


Es wurden ganz klare Vorschriften bezüglich der genehmigten Devisen-Transaktionen erteilt, zum Beispiel die Rückgewinnung von geheimen Vermittlungsprovisionen. Diese wurden an ausländische Bürger gezahlt, die dem rumänischen Staat halfen, Verträge zu gewinnen. Wie war die Vorgehensweise? Der rumänische Staat wollte beispielsweise Traktoren in den Iran exportieren. Um die Ausschreibung zu gewinnen, zahlte der rumänische Staat einem hohen iranischen Amtsträger eine Provision. Nachdem der Vertrag unterzeichnet wurde, erklärten die Securitate-Offiziere dem iranischen Amtsträger, es gebe zusätzliche Kosten und ein Teil der Provision müsse zurückerstattet werden. Die Amtsträger gaben nach. Wenn sie 10 % des Gegenwerts des Vertrags bekommen hatten, erhielt die Securitate die Hälfte zurück.“


Die Devisen-Transaktionen der Securitate haben das Chaos im kommunistischen System nicht in Ordnung gebracht. Sie haben aber zur kapitalistischen Ausbildung einiger Leute beigetragen, die nach der Wende einen gro‎ßen Teil der jungen rumänischen Marktwirtschaft übernommen haben.


Audiobeitrag hören:


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