Die Agrarreform der Kommunistischen Partei
Nach den marxistisch-leninistischen Theorien über die Produktionsmittel sollte das Eigentum Allgemeingut sein. Das Privateigentum wurde als Quelle allen Übels und der „Ausbeutung des Menschen durch den Menschen“ verteufelt, wie es die offizielle Propaganda ausdrückte.
Steliu Lambru, 14.10.2024, 10:26
Selbst in ländlichen Gebieten, in denen der Boden das wichtigste Produktionsmittel war, musste das Privateigentum abgeschafft werden. Dies war in der Sowjetunion nach 1918 der Fall und in allen militärisch besetzten Ländern nach 1945. Dies, auch wenn die von Lenin 1921 eingeführte Neue Ökonomische Politik eine gewisse Form des Privateigentums in der Landwirtschaft zuließ. Nach Lenins Tod im Jahr 1924 wurde das Privateigentum in der Landwirtschaft abgeschafft. Die ehemaligen mittleren Landbesitzer wurden als Klassenfeinde betrachtet und in das Lagersystem des Gulag deportiert.
Die Liquidierung des Privateigentums in der Landwirtschaft, euphemistisch als „Agrarreform“ bezeichnet, begann in Rumänien am 6. März 1945. An diesem Tag übernahm die kommunistische Regierung unter Petru Groza die Macht. Bereits im Januar 1945 rief die Nationale Demokratische Front, ein Bündnis politischer Gruppierungen unter Führung der PCR, die Bauern dazu auf, Ackerland von mehr als 50 Hektar zu besetzen. Zusammen mit dem Ackerland wurden auch die landwirtschaftlichen Maschinen der Eigentümer beschlagnahmt. Diese Maßnahme gehörte zum Arsenal der kommunistischen Propaganda bei den Wahlen vom 19. November 1946.
In der Praxis bedeutete die Abschaffung des Privateigentums jedoch den Beginn einer ganzen Reihe grober Menschenrechtsverletzungen und Brutalitäten bis hin zum Mord. Die Folge waren Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen von Bauern und Terrorakte der bewaffneten Banden der Kommunistischen Partei gegen diejenigen, die sich weigerten, ihr Eigentum abzutreten.
Das enstandene Klima der Gewalt und Instabilität wurde später sogar von kommunistischen Aktivisten wie Ion Paicu anerkannt. In einer Aufnahme aus dem Archiv des rumänischen Rundfunks erinnerte sich Paicu 1971 an den Verlauf der sogenannten Agrarreform.
„Bei der Agrarreform mussten wir uns sehr anstrengen, denn wir hatten genug Ärger mit ehemaligen Landbesitzern, die sich mit der Waffe in der Hand gegen die Aufteilung des Landes wehrten. Es gab viele Fälle, einer von den Landbesitzern erschoss sogar einen Soldaten der sowjetischen Armee. Sie bekamen alle ihre Strafe. Gegen diese Gutsherren haben wir Genossen, Gruppen von Arbeitern geschickt, denen es gelang, die Menschen so zu mobilisieren, weil die Bauern Angst bekommen hatten. Ich möchte betonen, dass es der Arbeiterklasse, angeführt von der Kommunistischen Partei Rumäniens und mit der armen Bauernschaft als Verbündeten, gelungen ist, den Widerstand der Großgrundbesitzer zu überwinden.”
Die Regierung der Kommunistischen Partei begann mit einer noch nie dagewesenen populistischen Maßnahme. Die Ackerflächen waren auf dem Lande sehr knapp, und die Umverteilung sollte diejenigen ansprechen, die keinen Grund besaßen. Die kommunistische Theorie war jedoch keineswegs auf Bildung von Privateigentum ausgerichtet. Tudor Constantin, der seit 1947 in der Gewerkschaftsbewegung aktiv war, wurde 2003 vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt. Dabei erzählte er von der Landreform der kommunistischen Partei, die ihn in der Nähe des südrumänischen Oltenița, 60 Kilometer südöstlich von Bukarest, zum Landbesitzer machte.
„Man hat mir ’45 als Kriegsteilnehmer auch einen halben Hektar gegeben. Danach, als sie allen das Land wegnahmen, sagten sie, ich sei nicht aus der Gemeinde, und sie nahmen mir mein Land weg, so wie sie es allen anderen wegnahmen. Es entstand eine Organisation, die sich „Front der Pflüger“ nannte, es gab zwei oder drei Kommunisten darin. Was für Kommunisten, das waren doch einfache Bauern! Was für Kommunisten, was wussten sie schon vom Kommunistischen Manifest? Sie gingen hin, um das Land des Gutsherrn aufzuteilen. Und sie gingen hin, 30-40 Männer mit Pflöcken. Sie markierten die Acker und sagten: „Seht, das ist euer Land, das ist euer Land“! Und sie begannen es zu bearbeiten, bis zur Kollektivierung.“
Die Bodenreform der Kommunistischen Partei von 1945 dauerte bis 1949. Eine wirkliche Reform war in Wirklichkeit nie beabsichtigt. Nachdem König Michael I. am 30. Dezember 1947 zur Abdankung gezwungen und vertrieben worden war, blieb die PCR der absolute Herrscher Rumäniens und bereitete die eigentliche Reform vor: Sie zwang alle Eigentümer von Ackerland, ihr Eigentum aufzugeben und LPGs (landwirtschafliche Produktionsgenossenschaften) zu gründen, als Teil des großen Prozesses der „sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft“.