Der Tag, an dem Rumänien seine Freiheit verlor
Einer der dunkelsten Tage in der modernen Geschichte Rumäniens ist der 6. März 1945. An diesem Tag wurde unter dem Druck des sowjetischen Gesandten Andrei Wyschinski eine Regierung eingesetzt, die von der Demokratischen Nationalen Front gebildet wurde, einer von der Kommunistischen Partei Rumäniens geführten Allianz.

Steliu Lambru, 17.03.2025, 12:02
Den Vorsitz übernahm der Jurist Petru Groza. Von Historikern als die schädlichste Regierung angesehen, war Grozas Regierung verantwortlich für die Sowjetisierung Rumäniens und die wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Umwandlung des Landes von einer freien und demokratischen Gesellschaft in einen repressiven totalitären Staat. Durch seine Maßnahmen verstaatlichte die Regierung Groza alles, von Produktionsmitteln über Kutureinrichtungen bis hin zu Privatwohnungen, änderte Gesetze zur Wirtschaftsordnung, verbot politische Parteien und ermöglichte es der Justiz, Hunderttausende unschuldige Menschen ins Gefängnis zu bringen.
Im Februar 1945 begannen kommunistische Gruppen Protestaktionen gegen die damals noch demokratische Regierung unter General Nicolae Rădescu mit dem Ziel, sie zu destabilisieren und eine künstliche Krise zu erzeugen. Die Verschärfung der politischen Lage wurde 1976 von Constantin Vișoianu, Außenminister dieser Regierung, im Dialog mit Radio Freies Europa beschrieben. Vișoianu erinnerte sich daran, wie Andrei Wyschinski König Mihai I. die Entlassung Rădescus aufgezwungen hatte.
„Mitten in dieser unruhigen Atmosphäre traf Wyschinski am 26. Februar 1945 in Bukarest ein. Die sowjetische Botschaft teilte mir mit dass Herr Wyschinski am nächsten Tag vom König empfangen werden wolle. Obwohl sie die Forderung unhöflich formulierten, riet ich dem König, sie anzunehmen. Am nächsten Tag fand die erste Audienz Wyschinskis beim König statt, an der auch ich teilnahm. Wyschinski begann damit, seine Sicht der Lage in Rumänien zu schildern und verbreitete allerlei Unwahrheiten: dass die Regierung nicht demokratisch genug sei, dass sie die Bürger nicht im Griff habe, dass sie nicht genug unternehme, um Spannungen abzubauen. Es waren reine Erfindungen, doch sein Argument war, dass die Regierung daher ersetzt werden müsse. Er forderte den König auf, die Regierung Rădescu so schnell wie möglich zu entlassen. Diese erste Audienz verlief noch in einem höflichen Ton.“
Der König versuchte, die Ablösung Rădescus hinauszuzögern, um Zeit zu gewinnen. Doch Wyschinski war nicht bereit zu warten. Es folgte eine zweite, weniger annehmliche Begegnung, die der damalige Außenminister Constantin Vișoianu auch beschrieb.
„Am 27. Februar forderte Wyschinski erneut eine Audienz beim König, wo ich wieder dabei war. Wyschinskis Ton wurde schroffer, und er erklärte im Namen seiner Regierung, dass die derzeitige Situation nicht mehr andauern könne. Er verlangte sogar, dass der König Rădescu sofort zum Rücktritt zwingen und eine demokratischere Regierung einsetzen solle. Der König erklärte ihm, dass die Regierung so demokratisch wie möglich sei, da sie Vertreter der wichtigsten Parteien, einschließlich der Kommunisten, enthalte und von der gesamten rumänischen Nation unterstützt werde. Wyschinski widersprach, ohne dafür Argumente zu liefern. Ich griff ein und erklärte Wyschinski die politischen und verfassungsrechtlichen Mechanismen und sagte ihm, dass unser König eine konstitutionelle Rolle habe und die Mitglieder der Regierung nicht selbst ernennen könne, da dies den politischen Parteien obliege. Er beharrte jedoch darauf und forderte, dass sofort eine ,Volksregierung‘ gebildet werde. Damit verließ er die Audienz.“
Die dritte Audienz Wyschinskis beim König markierte den Anfang vom Ende der rumänischen Demokratie, so Constantin Vișoianu:
„Am nächsten Tag, das war der 28. Februar, forderte Wyschinski um 15:30 Uhr eine neue Audienz beim König. Auch ich war wieder anwesend. Dieses Mal war Wyschinskis Ton äußerst aggressiv. Er sagte: ,Wenn Ihr nicht bis 18:00 Uhr eine neue Regierung ernannt habt, wird die Rote Armee handeln!‘ Der König sagte ihm, dass er die Wünsche des sowjetischen Vertreters der Regierung mitgeteilt habe und dass derzeit Verhandlungen mit den Vertretern der Parteien stattfänden. Wyschinski drohte, dass ihm das egal sei und er eine neue Regierung in zwei Stunden verlange. Er stand auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und verließ den Raum, wobei er die Tür so heftig zuschlug, dass der Putz um sie herum bröckelte. So endete die dritte Audienz, bei der ich erneut versuchte, Wyschinski zu erklären, dass der König die Regierung nicht ohne Rücksprache mit den Parteiführern entlassen könne. Wyschinski antwortete mit falscher Höflichkeit, dass er nicht gekommen sei, um mit dem Außenminister zu sprechen, sondern mit dem König. Ich informierte auch die britischen und amerikanischen Vertreter über das Verhalten des sowjetischen Emissärs, da Wyschinski im Namen der Alliierten Kontrollkommission sprach, der auch die westlichen Mächte angehörten. Leider war die damalige Politik der Amerikaner und Briten keine große Hilfe.“
Die Ernennung Petru Grozas zum Premierminister einer von den Kommunisten akzeptierten Regierung war der Preis für die Vermeidung eines Blutvergießens. Doch es war auch der Moment, in dem am 9. März 1945 die rumänische Verwaltung wieder in Nordsiebenbürgen Einzug hielt, einem Gebiet, das 1940 durch das Wiener Diktat an Ungarn gefallen war.