Der Plan Z
Rovine IS 70 oder Plan Z, wie es nach der Wende von der Presse genannt wurde, sollte nach 1968, im Falle einer Invasion, die Führung des Landes retten.
Alex Grigorescu, 03.06.2024, 15:06
Die nach 1945 besetzten Länder Mittel- und Osteuropas, denen kommunistische Parteiregime aufgezwungen wurden, hatten praktisch keine nationalen Verteidigungsstrategien und waren der Sowjetunion ausgeliefert. Die Sowjetunion zögerte nicht, 1956 Ungarn und 1968 die Tschechoslowakei zu besetzen und die dortige reformistische Führung zu beseitigen. Das von der sowjetischen Aggression bedrohte Rumänien, das den Einmarsch in die Tschechoslowakei verurteilt hatte, versuchte, einen Plan zu entwickeln, um sich zu schützen. Nach 1968 entwickelte der rumänische Staatschef Nicolae Ceausescu die Militärdoktrin vom „Krieg des ganzen Volkes“ zur Verteidigung. General Neagu Cosma arbeitete vor 1989 in Geheimdienststrukturen. In einem Interview, das 2002 vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks geführt wurde, gab er Einzelheiten zu dem an, was in der Presse nach 1989 als Plan Z bezeichnet wurde. Cosma legte Wert auf die Feststellung, dass der Plan ursprünglich nach der Logik einer nationalen Sicherheitsstrategie konzipiert war.
„Es gab viele Diskussionen über die Absetzung des Staates, des militärischen Einsatzkommandos bzw. des Oberbefehlshabers. Manche sagen, Ceaușescu habe aus Feigheit um jeden Preis fliehen wollen und eine besondere Struktur geschaffen, damit er und seine Familie dem Eindringling aus dem Weg gehen und ihre eigene Haut retten konnten. Ich möchte Ihnen mit konkreten Daten antworten, dass Ceaușescus Evakuierung auch Teil der Kriegsregel war, er war der Oberbefehlshaber der Armee. In jeder Armee und in jedem Land müssen der Befehlshaber und das Kommando einen Rückzugsort haben, wenn es hier nicht klappt, habe ich den anderen in Reserve und so weiter.“
Der Plan Z, genannt Rovine IS 70, sollte die Existenz des rumänischen Staates unter extremen Umständen sichern. Neagu Cosma:
„Der Plan erhielt den Codenamen Rovine IS 70, und nach Dezember ’89 nannte die Presse ihn Plan Z. Der Plan Rovine IS 70 sah vor, dass er umgesetzt werden sollte, wenn nach einem Angriff auf den rumänischen Staat die unmittelbare Gefahr einer vorübergehenden Besetzung der Hauptstadt und eines Teils des Staatsgebiets bestand. Dies hätte es schwierig oder gar unmöglich gemacht, den Widerstandskampf des gesamten Volkes vom selben Hauptquartier aus zu führen, in dem sich das Kommando befand. Der Plan sah vor, wie man den Chef aus dem Zentralkommittee-Gebäude herausholen konnte, und so sah es aus: Nicolae Ceaușescu sollte durch den Tunnel, der das ZK-Gebäude mit dem gegenüberliegenden ehemaligen Königspalast verbindet, aus dem ZK-Hauptquartier entfernt werden.“
Der Plan sah u.a. für den Fall einer sowjetischen Invasion und Besetzung einen Guerillakrieg, Sabotage, den Rückzug der Armee an die Grenze zu Jugoslawien und die Sicherung von Ceaușescu und der Armeeführung vor. Es wurde in 8 Punkten konzipiert und im Laufe der Jahre verbessert. Neagu Cosma.
„Die Funkmittel und der Fernsehsender waren bereits funktionsfähig, sie waren einsatzbereit. Die Ablenkungsteams waren ebenfalls einsatzbereit, einige waren bereits im Einsatz. Für die Verteidigung des Hauptquartiers und des Oberbefehlshabers wurden folgende Maßnahmen ergriffen. Erstens: Ceaușescu aus dem Hauptquartier des ZK der P.C.R. zu entfernen. Das war ein erster Punkt des Plans, wie man ihn aus dem Hauptquartier des ZK herausbekommt. Zweitens: Bau eines kleinen Dosimeters im Institut für Atomphysik in Măgurele zur Kontrolle der Kernstrahlung. Drittens: Untersuchung der Straßen südlich der Südkarpaten, um sie im Falle eines überstürzten Rückzugs nutzen zu können. Viertens: Die gleiche Operation musste für alle Übergänge zu den Karpaten durchgeführt werden. Fünftens: Festlegung der Standorte von Einrichtungen und Kommandos sowie der Wege zu jeder neuen Siedlung. Sechstens: Einrichtung gemeinsamer Kommissionen, die sich aus dem Verkehrsminister, dem Leiter der Organisationsabteilung des Zentrlkommittees der P.C.R. und Verkehrsspezialisten zusammensetzen und die Vorschläge für die Verflüssigung des Schienen- und Straßenverkehrs von Bukarest nach Temeswar untersuchen und vorlegen sollten. Sieben: Dokumente aus den Securitate-Archiven werden mikroverfilmt, sie sind leicht zu transportieren und zu verstecken, damit sie nicht in die Hände von Invasoren fallen. Achttens: die Änderung der staatlichen Chiffre“.
Doch die wachsende Unbeliebtheit des Regimes, die Härte der Führung und der Zynismus des Ehepaars Ceaușescu führten dazu, dass der Plan Z personalisiert wurde und seinen Zweck verlor. 1989 war der nationale Widerstandsplan, der den Schutz von Ceaușescu vorsah, nutzlos. Wir haben Neagu Cosma gefragt, warum der Plan Z 1989 nicht funktioniert hat?
Die von Plan Z und des Ehepaars Ceaușescu im Dezember 1989 war der erste große Schritt zur Rettung Rumäniens. Und die Staatssicherheit kehrte zu dem zurück, was sie in einem normalen, freien Klima hätte sein sollen.