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140 Jahre seit der Gründung der rumänischen Monarchie

Im Jahr 1881 erschien das Königreich Rumänien auf der politischen Landkarte Europas, ein neues politisches Gebilde, mit einer gemeinsamen Vergangenheit von mindestens einem halben Jahrtausend aus der Sicht des kollektiven Geistes.

140 Jahre seit der Gründung der rumänischen Monarchie
140 Jahre seit der Gründung der rumänischen Monarchie

, 31.05.2021, 15:13

Im Jahr 1881 erschien das Königreich Rumänien auf der politischen Landkarte Europas, ein neues politisches Gebilde, mit einer gemeinsamen Vergangenheit von mindestens einem halben Jahrtausend aus der Sicht des kollektiven Geistes. Aber die gemeinsame politische Vergangenheit war alles andere als lang. Die Idee eines extrakarpatischen Staates war in den vorangegangenen Jahrhunderten sporadisch in etlichen mehr oder weniger realisierbaren Formen im Umlauf gewesen.



Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Idee von Dakien, die die beiden rumänischen Fürstentümer bezeichnete, in der Korrespondenz zwischen der Kaiserin von Russland Katharina der Gro‎ßen und des Kaisers von Österreich Joseph II. vage erwähnt. Aber erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wird diese Idee des rumänischen Staates Gestalt annehmen. Durch die hartnäckigen Bemühungen der Eliten aus den beiden rumänischen Fürstentümern, die die Masse der Bauern und Städter für das von Moldawien und Muntenien gebildete Staatsprojekt kooptierten, begann sich die Idee des Königreichs Rumänien immer mehr zu konkretisieren.



Eine andere starke Idee unterstützte die rumänische politische Konstruktion, nämlich die Idee der paneuropäischen Donau, des freien Schifffahrtsweges auf dem ganzen Kontinent. In der Tat wurden die rumänischen Fürstentümer vor 1859, dem Jahr ihrer Vereinigung, als Donaufürstentümer benannt, mit Bezug auf die Bedeutung, die der gro‎ße Fluss Donau hatte. Und die Anwesenheit auf dem Thron des neuen Staates von Karl von Hohenzollern-Sigmaringen war es, die dem rumänischen Staat Konsistenz verlieh, die 1881 kulminierte, als der ehrgeizige und hartnäckige Prinz Karl zum König Karl I. und sein Land zum Königreich Rumänien wurde. Der 10. Mai, der Tag von Karls Ankunft 1866 in Rumänien, bedeutete für die rumänische Gesellschaft einen Neuanfang, einen guten Start nach einer langen und hektischen Zeit des Suchens, der Unsicherheit und der Enttäuschung.



Die Herrschaft von Karl I. war eine lange und fruchtbare, zwischen 1866 und 1914. Aber das war keine Selbstverständlichkeit, denn die neue gute soziale und institutionelle Ordnung wurde mit gro‎ßen Schwierigkeiten erreicht. Der Historiker Alin Ciupală von der Universität Bukarest charakterisierte die ersten Jahre der Herrschaft des neuen Fürsten, zwischen 1866 und 1871, als eine Zeit des Übergangs, in der die Ankunft von Karl selbst mit Vorbehalt aufgenommen wurde:



Au‎ßerhalb der politischen Klasse Rumäniens wird Karl von den Rumänen ziemlich gleichgültig empfangen, weil sie ihn nicht kennen, er ist ein deutscher, katholischer Fürst, also ein Fremder für die meisten von ihnen. Stattdessen empfängt ihn die politische Elite mit gro‎ßen Hoffnungen auf den zukünftigen König Karl I. Nach der Enttäuschung der Regentschaft von Alexandru Ioan Cuza muss man sagen, dass der regierende Prinz bei seiner Ankunft in Bukarest ein echter Schock hatte. Königin Elisabeth Rumäniens erzählt mit viel Humor die Episode von Karls Ankunft in Bukarest, nach einer langen, anstrengenden und riskanten Reise, an deren Ende, in Bukarest, Karl von den Realitäten, die er antrifft, ziemlich enttäuscht ist. Es war eine Stadt, die im Vergleich zu den deutschen Städten eher provinziell wirkte. Er ist überrascht, dass seine Residenz, die Golescu-Häuser in Bukarest, nicht wie eine fürstliche Residenz aussieht. Jenseits dieser momentanen Enttäuschungen wird sich Karl anpassen und es schaffen, diese schwierige Zeit des Anfangs zu überstehen.“



Die Verfassung von 1866, eine der modernsten zu dieser Zeit, wurde nach dem belgischen Modell abgeschrieben, weshalb Rumänien auch Belgien des Ostens“ genannt wurde. Ein Schlüsselelement des neuen Staates, die Verfassung ist seit Beginn der neuen Herrschaft fertig. Mit weiteren Einzelheiten, Alin Ciupală:



Bei der Ankunft im Land ist die Verfassung fast fertig. Die rumänischen Politiker hatten sich viel Mühe gegeben und ihre Differenzen beiseite geschoben. Die Verfassung wird von der verfassungsgebenden Versammlung verabschiedet und tritt in Kraft. Die Geschwindigkeit der Ausarbeitung dieser Verfassung erklärt sich aus zwei Gründen. Von Anfang an wollten die rumänischen Politiker dem zukünftigen König eine institutionelle und politische Realität vorsetzen, sie wollten die Situation vermeiden, die während der Herrschaft von Cuza entstanden ist. Zweitens werden die rumänischen Politiker von der internationalen Situation und den diplomatischen Komplikationen, die nach Cuzas Entthronung entstanden, unter Druck gesetzt. Nach dem 11. Februar 1866 forderten die Türkei und Österreich die Trennung der Fürstentümer und eine Rückkehr zur Situation vor 1859. Die rumänischen Politiker mussten diese interne Krise mit externen Komplikationen schnell lösen.“



Der Höhepunkt der Übergangsschwierigkeiten war die dynastische Krise von 1871, als Prinz Karl kurz davor war, seine Abdankung zu unterschreiben. Doch mit dem Antritt der Regierung der Konservativen unter Lascăr Catargiu kommt Rumänien endlich entscheidend voran. Einige Historiker sagen, dass in der Tat die Überwindung des Moments von 1871 der entscheidende Wendepunkt im Leben des modernen Rumäniens war. Die Rumänen hatten den Krimkrieg von 1853-1856 genutzt, um sich den europäischen Mächten mit einem glaubwürdigen Staatsangebot zu präsentieren, was schlie‎ßlich zur Union von 1859 führen sollte. Angeführt von Karl I. lie‎ßen sie sich eine zweite Gelegenheit nicht entgehen, nämlich den Russisch-Türkischen Krieg von 1877-1878, in dem sie mit Entschlossenheit kämpften und an dessen Ende sie die Unabhängigkeit erlangten. Am 10. Mai 1881, also vor 140 Jahren, wurde der letzte Schritt getan, das Königreich Rumänien wurde zur Realität und zwar de jure und nicht nur de facto.



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