Zum Leben und Wirken der rumänischen Königin Maria
Maria Alexandra Victoria wurde am 29. Oktober 1875 in Eastwell Park als Tochter des britischen Prinzen Alfred von Sachsen-Coburg und Herzogs von Edinburgh und der Herzogin Maria Aleksandrowna von Russland geboren.
România Internațional, 20.07.2013, 15:56
Maria Alexandra Victoria wurde am 29. Oktober 1875 in Eastwell Park als Tochter des britischen Prinzen Alfred von Sachsen-Coburg und Herzogs von Edinburgh und der Herzogin Maria Aleksandrowna von Russland geboren. Mit 17 Jahren wurde sie zur Königin Rumäniens gekrönt. Mit 16 Jahren verlobte sie sich mit Ferdinand von Hohenzollern, dem Thronnachfolger Rumäniens. Am 29. Dezember 1892 fand die Hochzeit statt.
Sie kam aus England, sie war halb Russin, halb Engländerin und hatte ranghohe Nachkommen: den russischen Zaren, die Königin Victoria. Sie entstammte dem englischen Königshaus und kam bloß her, in diese fremde Welt, von der sie nichts verstand. Selbst bei ihrer Ankunft in Rumänien lassen sich die ersten Zeichen ihrer zukünftigen Persönlichkeit leicht merken“, schrieb der Schriftsteller Stelian Tănase, Präsident der Stiftung Orient Expres über Königin Maria.
Dinu Zamfirescu, Präsident des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des Kommunismus und für das Gedächtnis des rumänischen Exils, über Königin Maria von Rumänien:
Diese Frau, die in ein fremdes Land kam, hat es durch ihre außerordentliche Persönlichkeit geschafft, ihren Willen mit Stil durchzusetzen. Sie hat außerdem eine wesentliche Rolle in der Entscheidung des Königs Ferdinand gespielt, das Land im Krieg an die Seite der Entente zu stellen, gegen den Willen seines verstorbenen Onkels Königs Karl I., der bis 1914 einen Kriegsentritt an der Seite der verbündeten Mittelmächte wollte.“
Für ihre humanitäre Aktionen während des Ersten Weltktriegs, als sie sich an der Front in Schußweite stellte und für ihren Einsatz in Krankenhäusern, wo sie das Leid der Soldaten zu lindern versuchte, wurde die Königin als Pflegerin der Verwundeten“ oder Soldaten-Mutter“ bekannt. Dinu Zamfirescu:
Eine äußerst wichtige Rolle spielte sie auch in Bezug auf die Friedenskonferenz von Versailles im Jahr 1919. Später, als sie in den USA war, setzte sie sich auch dort für das Interesse Rumäniens ein. In jenen trüben Jahren der Weltgeschichte führte der US-Präsident Wilson eine internationale Politik die unser Land nicht begünstigte.“
Über diese Zeitspanne spricht auch der Historiker Ion Bulei:
In einem Gespräch mit dem Senator Georges Clemenceau, der Frankreich bei den Pariser Friedensverhandlungen vertreten hatte, sagte ihr der französische Politiker: ‚Meinerseits Hut ab vor dem rumänischen Volk, aber nicht vor seinen Politikern!‘ Königin Maria erwiderte darauf: ‚Sie kennen uns kaum, Herr Clemenceau!‘ Die Königin schaffte es damals, ein Treffen zwischen dem US-Präsidenten Wilson und dem rumänischen Ministerpräsidenten Brătianu zu vermitteln. Sie nahm an dem Treffen auch als Dolmetscherin teil, denn Wilson konnte kein Französisch und Brătianu kein Englisch. Ihr Einsatz in Paris spielte eine äußerst wichtige Rolle für unser Land.“
Königin Maria war damals außerdem sehr aktiv im Kultur- und Kunstleben des Landes. Zu den Ortschaften Bran in Siebenbürgen und Balcic an der Schwarzmeerküste fühlte sie sich seelisch verbunden. Bran und Balcic, die sie als ihre Traumhäuser, ihr Herz“ bezeichnete, tragen auch heute die Zeichen ihrer Persönlichkeit.
Man sagt, dass sie die heute im Nord-Osten Bulgariens gelegene Ortschaft Balcic (Baltschik) mit Hilfe des Malers Alexandru Satmari (1872-1933) entdeckt habe. Dieser bestand darauf, dass die Königin 1924 dort hinfährt. Ein Jahr später begannen die Bauarbeiten an der Balcic-Domäne. Historiker Ion Bulei mit Details:
Balcic ist nicht nur ein Palast, den die Königin Maria errichtet hat. Dort gibt es auch eine Kirche, Stella Maris, wo ihr Herz ihrem Wunsch entsprechend aufbewahrt wurde. In Balcic richtete sie einen Kakteengarten ein, der auch heutzutage der größte europaweit ist. Praktisch hat sie diese Stadt aufblühen lassen. Sie hat in dieser Stadt das erkannt, was die Maler gesehen hatten, eine Stadt, in der sich das Licht jede zwei Stunden ändert, was sie in ihren Gemälden auch wiedergeben haben.“
Die Stadt, damals unter rumänischer Verwaltung, gab den Künstlern, die im Sommer nach Balcic reisten und malten, Grundstücke, und diese begannen hier sich Häuser zu bauen. Königin Maria war eine faszinierende Person, mit einem eigenen Lebensstil, den sie auch ihrer Domäne in Balcic eingeflößt hat. Sie sammelte und schuf Kunstwerke und dekorierte das Innere und das Äußere der Gebäude, in denen sie gewohnt hat, denn sie war eine Förderin der Art Nouveau. 1933, als sie ihr Testament zusammenstellte, forderte Königin Maria, dass nach ihrem Tod ihr Herz in der kleinen Kapelle Stella Maris“ aufbewahrt wird, die sie an der Schwarzmeerküste bauen ließ. Ihr Körper sollte dann im Kloster Curtea de Argeș neben ihrem Mann Ferdinand und neben den anderen Mitgliedern der königlichen Familie begraben werden.
Das Herz von Königin Maria befindet sich zur Zeit im Nationalen Geschichtsmuseum Rumäniens. Im Zeitraum 1914-1936 schrieb sie ihre Memoiren in englischer Sprache, und diese wurden zwischen 1934 und 1936 unter dem Titel Povestea vieții mele“ (Die Geschichte meines Lebens“) gedruckt. Später wurden sie auch ins Rumänische übersetzt. Zwischen den Zeilen kann man den Wunsch erkennen, den Respekt ihres Volkes zu gewinnen. Maria wollte geliebt sein und sie war es auch. Der Historiker Ion Bulei dazu:
Königin Marias Worte aus ihrem Testament: ‚Ich urteile nicht über euch, denn ich habe euch geliebt.‘ Das lässt ihr Wesen herüber kommen, das sich Rumänien stark genähert hatte und hebt die Tatsache hervor, dass sie sich in eine Rumänin verwandelt hatte.“
In Königin Marias Biografie findet man auch eine Geste, die ihre einzigartige Persönlichkeit vervollständigt: Am 26. März 1926, zum Fest der Verkündigung, trat Königin Maria zum orthodoxen Glauben über.