„Unter den Wörtern“: Paul Celan zum 100. Jahrestag mit Ausstellung geehrt
Zum 100. Geburtstag des Lyrikers, Übersetzers und Essayisten Paul Celan organisierte das Österreichische Kulturforum in Bukarest zusammen mit dem Nationalen Museum für rumänische Literatur eine multimediale Ausstellung.
Ion Puican, 04.07.2020, 17:30
Anlässlich des 100. Geburtstags von Paul Celan organisierte das Bukarester Rathaus durch das Nationale Museum für rumänische Literatur (MNLR) in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten durch das Österreichische Kulturforum Bukarest und die Germanistikabteilung der Fakultät für Fremdsprachen und Literaturen der Universität Bukarest die Ausstellung CELAN 100 — Unter den Wörtern“. Das Projekt CELAN 100 — Unter den Wörtern wurde auf den Facebook-Seiten des Nationalmuseums für rumänische Literatur und des Österreichischen Kulturforums Bukarest offiziell gestartet.
Paul Celan (Pseudonym von Paul Peisah Antschel, geboren am 23. November 1920 in Czernowitz, gestorben am 20. April 1970 in Paris) war ein deutschsprachiger Dichter, Übersetzer und Essayist jüdischer Abstammung aus Rumänien. Das Pseudonym Celan stammt aus dem Anagramm seines Familiennamens Antschel (rumänisiert: Ancel). Celans Leben hatte einen gewundenen Verlauf: Geboren in Czernowitz (Nordbukowina) in einer Familie deutschsprachiger Juden zu der Zeit, als diese Region zu Rumänien gehörte, lebte er in Österreich, Rumänien und dann in Frankreich. Er schrieb auf Deutsch und er war auch ein äußerst aktiver Übersetzer. Er übersetzte rumänische, portugiesische, russische, englische und französische Literatur ins Deutsche. Er übersetzte Franz Kafkas Erzählungen aus dem Deutschen ins Rumänische und arbeitete mit der renommierten Literaturzeitschrift Secolul 20“ (Das 20. Jahrhundert“) zusammen. Er gilt als einer der großen modernen Dichter der Welt.
Celan 100 — Unter den Wörtern“, die Ausstellung im Österreichischen Kulturforum Bukarest, ist eine Hommage an den 100. Jahrestag seit der Geburt des Dichters Paul Celan im November 1920. Die Ausstellung versammelt Dokumente, die die kurze Existenz des großen Nachkriegsdichters und Übersetzers festhalten, und lässt die wichtigsten Momente im historischen Kontext Revue passieren. Andrei Popov, stellvertretender Leiter des Österreichischen Kulturforums Bukarest, erinnert für Radio Rumänien International an die Wiener Zeit von Paul Celan:
Auch wenn Paul Celans Aufenthalt in Wien weder lang noch allzu angenehm war, was den Kontext und die sozialen Beziehungen der Nachkriegszeit betrifft, bleiben die sieben Monate, die er zwischen 1947 und 1948 in der österreichischen Hauptstadt verbrachte, für das spätere Schaffen des Dichters von wesentlicher Bedeutung. Hier trifft er auf eine weitere prominente Persönlichkeit der österreichischen und europäischen Literatur, die Dichterin Ingeborg Bachmann, mit der er eine Liebesgeschichte erlebt und dann eine Attraktion-Abstoßung, die berühmt blieb. Ihr Briefwechsel wird einen sehr starken Einfluss auf die Gedichte haben, die Celan ab dieser Wiener Zeit schreiben wird. Die Korrespondenz zwischen den beiden ist in der Tat das Thema eines ausgezeichneten Films »Die Geträumten« der bekannten Dokumentarfilmregisseurin Ruth Beckermann, den das Österreichische Kulturforum während der Coronavirus-Pandemie exklusiv und kostenlos auf seiner Webseite ausgestrahlt hat.“
Die Hundertjahrfeier von Paul Celan umfasst eine ganze Reihe von Gedenkveranstaltungen. Darunter erwähnen wir die Vorführung des Spielfilms Im Süden meiner Seele“, der von Frieder Schuller zwischen 1986–1988 gedreht wurde. Der Film erzählt von den Jahren, die Paul Celan in Bukarest verbrachte, und soll sein berühmtestes Gedicht Todesfuge“ zum Leben erwecken.
Ein Gedichtwettbewerb für Jugendliche ist eine weitere Veranstaltung im Rahmen der Hundertjahrfeier von Paul Celan. Das rumänische Kulturinstitut in Stockholm und das Goethe-Institut in Schweden haben im März einen Lyrikwettbewerb für junge schwedische Gymnasiasten ausgeschrieben, um die Originalität und Komplexität des Werks des Dichters hervorzuheben.
Je suis la poésie“ ist ein digitales Projekt, das in Brüssel stattfindet, ein Projekt, das zehn Künstler, neun rumänische Dichter und einen bildenden Künstler zusammenbringt. Die Einladung zur Teilnahme, auch zur anonymen Teilnahme, richtet sich an alle, die sich an einem kulturellen Dialog, der als Ausgangspunkt Paul Celan und seine Poesie hat, beteiligen wollen.
Zu den europäischen Städten, die den 100. Geburtstag von Paul Celan durch Versionen der Ausstellung Celan 100 — Unter den Wörtern“ in den jeweiligen Sprachen feiern, gehören dank des Netzwerks österreichischer Kulturforen auch Budapest, Istanbul, Kiew, Paris, Rom und Warschau. Weitere Informationen erhalten wir von Andrei Popov:
Am Österreichischen Kulturforum bereiten wir uns seit langem auf die Hundertjahrfeier von Paul Celan vor. Wir wollten, dass die Veranstaltung, die wir der rumänischen Öffentlichkeit vorschlagen wollten, in gewisser Weise über die Grenzen des Landes hinausgeht, was ohnehin geschehen ist. Gemeinsam mit dem Nationalmuseum für rumänische Literatur in Bukarest und der Abteilung für Germanistik der Fakultät für Fremdsprachen und Literatur der Universität Bukarest, unter der Schirmherrschaft des österreichischen Ministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten, haben wir die Ausstellung »Celan 100 — Unter den Wörtern« geschaffen. Die Ausstellung hält kurz an allen wichtigen Stationen von Paul Celans Leben und Werk an und analysiert nicht nur seine Reise, sondern auch die verschiedenen historischen Kontexte. Die Ausstellung ist zur Zeit im Nationalen Literaturmuseum in Bukarest zu sehen, und sobald es die Bedingungen erlauben, werden wir sie auch in anderen großen Städten Rumäniens zeigen. Darüber hinaus wird sie in andere Sprachen übersetzt und dank des Netzwerks der österreichischen Kulturforen in mehreren europäischen Hauptstädten und Städten wie Budapest, Istanbul, Kiew, Paris, Rom oder Warschau präsentiert. Bis die Ausstellung den Besuchern so nahe wie möglich kommt, steht ein virtueller Rundgang in sieben Sprachen auf einer vom österreichischen Ministerium für europäische und internationale Angelegenheiten eigens dafür konzipierten Plattform zur Verfügung.”
Die Veranstalter bieten dem Publikum die Möglichkeit, die Ausstellung Celan 100 — Unter den Wörtern“ in einer Online-Vorschau in zwei Varianten zu besuchen — in Form einer Videoausstellung (Projekt des Nationalmuseums für rumänische Literatur MNLR in den zweisprachigen Versionen Rumänisch-Deutsch und Rumänisch-Französisch und dank des österreichischen Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten in der Online-Grafikversion auf Rumänisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Türkisch und Arabisch.