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Theaterregisseur Radu Afrim landet drei Erfolgspremieren in Hermannstadt

Das Hermannstädter Nationaltheater hat in der aktuellen Spielzeit sein Publikum zu drei Erstaufführungen eingeladen. Der Regisseur Radu Afrim wagte gleich drei Neuinszenierungen.

Theaterregisseur Radu Afrim landet drei Erfolgspremieren in Hermannstadt
Theaterregisseur Radu Afrim landet drei Erfolgspremieren in Hermannstadt

, 28.03.2015, 19:18

Das Hermannstädter Nationaltheater hat in der aktuellen Spielzeit sein Publikum zu drei Erstaufführungen eingeladen. Die Stücke Giraffen“ und Büffel“ aus der Serie Urbane Fabeln“ des Katalanen Pau Miró erforschen Themen wie Feminismus, Wahlfreiheit, Tod und Überleben, während Tattoo“, eine Inszenierung nach Igor Bauersima und Réjane Desvignes, eher eine spannungs- und humorvolle Aufführung ist.



Unter den Stichworten FOCUS TNRS — RADU AFRIM hat neulich das Theater Radu Stanca“ in einem Theatermarathon die drei Aufführung des Regisseurs Radu Afrim präsentiert, die in dieser Spielzeit beim Hermannstädter Theater auf die Bühne gebracht wurden. Es handelt sich um Tattoo“ von Igor Bauersima und Réjane Desvignes, eine Produktion, die von der deutschen Abteilung des Nationaltheaters in Sibiu (Hermannstadt) inszeniert wurde, und um die offizielle Erstaufführung der zwei Stücke aus der Serie der urbanen Fabeln, Giraffen“ und Büffel“, nach einem Text von Pau Miró. Diese wurden ebenfalls von der rumänischen Abteilung des Hermannstädter Theaters auf die Bühne gebracht.



Radu Afrim mag es, besonders mit neuen Texten und neuen Autoren zu arbeiten. Zudem ist er der Ansicht, dass die Wahl des Textes eine ausschlaggebende Rolle spiele, oder, so wie der Regisseur es formuliert, den passenden Text für das passende Theater und für die passende Stadt“ zu finden. Die Texte von Giraffen“ und Büffel“ bilden zusammen mit dem Stück Löwen“, die Trilogie Urbane Fabeln“ von Pau Miró, einem katalanischen Schriftsteller, der sich in Europa einer besonderen Popularität erfreut, in Rumänien aber dennoch eher unbekannt bleibt. Der Regisseur Radu Afrim:



Ich habe erstens an die Truppe gedacht. »Giraffen« wird mit erwachsenen und berühmten Darstellern gespielt. In »Büffel« treten eher jüngere Schauspieler, Studenten auf. Es ist schwer für Nachwuchs-Schauspieler, solche Rollen zu spielen. Ich dachte, es wäre nicht genug, nur ein Stück aus dieser Trilogie zu inszenieren, denn ich fühlte eine enge Verbindung zwischen allen Stücken. Eine besondere Aufregung erlebte ich bei der Inszenierung von »Büffel«, weil es sich um ein ‚dunkles‘ Stück handelt. Ich wollte einen Kontrapunkt zu »Giraffen« setzen, nicht alleine »Büffel« inszenieren, wie ursprünglich geplant. Ich hatte »Büffel« gelesen und dieses dramatische Gedicht besonders gemocht. Auch in »Giraffen« ist das Thema ziemlich traurig.“




In der Aufführung Giraffen“ wird die Handlung an die Schwarzmeerküste im Rumänien des Jahres 1968 versetzt und im Mittelpunkt der Handlung steht ein scheinbar banales Utensil, das im letzten Jahrhundert das Leben der Frau von Grund auf revolutioniert hat: die Waschmaschine. Alle drei Texte von Miró kreisen übrigens um dieses Haushaltsgerät. Radu Afrim:



In »Giraffen« handelt es sich ebenfalls um sexuelle Befreiung in einer Zeit, in der das ein Tabuthema in Rumänien war. Eine der Gestalten ist ein Transvestit in einer Bar, die sich an der Riviera befindet. Meiner Ansicht nach war diese Idee, die Handlung des Stückes nach Rumänien zu versetzen, völlig angemessen. Ich habe auch früher Haushaltsgeräte in meinen Stücken genutzt. Sie sind schön, gebrauchsfertig, haben aber keine kulissenartige Wirkung, man kann ihnen Zauber verleihen, man kann damit spielen. Diese Gegenstände werden in ihrer Beziehung zu den Menschen auch human. Oder es kann wohl sein, dass der Mensch in Beziehung zu diesen Haushaltsgeräten zu einem Roboter wird. In diesem Stück steht die Waschmaschine für die Befreiung der Frau von einer Arbeit, die in meiner Kindheit üblich war. Ich bin im Jahr 1968 geboren, genau das Jahr, in dem die Handlung des Stücks »Giraffen« spielt, und damals wurde die Wäsche von Hand gewaschen, meine Gro‎ßmutter wusch sie noch am Fluss…“




Das Stück Giraffen“ erforscht Themen wie Traditionalismus, Feminismus, Liebe und die freie Wahl. Die Schauspielerin Mariana Mihu spielt die Rolle der verheirateten Frau, die sich eine Waschmaschine der Marke Albalux wünscht. Wie die Darstellerin einräumte, finde sie sich in dieser Gestalt wieder, weil sie darin die Gelegenheit sieht, ihre Kindheit und Teenagerzeit erneut zu erleben. Besonders interessant sei ihre Gestalt dadurch, dass sie sich ständig ändert:



In »Giraffen« gibt es eine gewisse Humorzone, die mir sehr gelegen kommt, weil wir üble Zustände mit Galgenhumor überbrücken. Das tut sowohl der Psyche als auch dem Leib gut. Es handelt sich um die Kraft des Menschen, sich umzuwandeln und zu hoffen, dass wirklich auch Gutes passieren muss. Das gefällt mir und ich glaube, dass ich deshalb auch diese Rolle akzeptiert habe. Die Idee, dass Menschen sich zum Besseren verändern und wieder hoffen können, war sehr attraktiv für mich und deshalb habe ich weitergemacht. Für mich sind die Giraffen die Tiere, die über den engen Horizont hinaus sehen können. Und Büffel sind Tiere, die lange aushalten.“




Die Rollenbesetzungen in Giraffen“ und Büffel“ sind gemischt. In dem ersten Stück werden die Rollen von den erwachsenen Darstellern des Theaters Radu Stanca“ gespielt, im zweiten Stück sind sie hingegen von Nachwuchs-Schauspielern besetzt. Giraffen“ ist eine komisch-nostalgische Aufführung, während Büffel“ hingegen eine emotionsbeladene Aufführung über Tod und Überleben ist. Die Handlung spielt in einer Wäscherei: Ein Kind stirbt, die Mutter verschwindet, der Vater verliert seinen Verstand und die vier Büffel-Kinder müssen damit zurechtkommen. Der junge Darsteller Vlad Bârzanu spielt die Rolle eines der Kinder. Er sagte dazu:



Sie sind verzweifelt, klein, sie versuchen zu überleben, zu verstehen, was passiert, sie versuchen weiter zu leben — das Leben so weiter zu leben, wie es bislang war, wie sie es kennengelernt hatten, wie ihnen ihre Eltern beigebracht hatten, das Leben zu leben. Sie sind verletzlich in dieser Welt, genau wie die Giraffen, und dennoch stark. Alle vier erleben die eigene Geschichte, jedes von ihnen muss Schwierigkeiten überwinden, können dennoch durchhalten.“




Selbst wenn Büffel“ ein bedrückender Text ist, hat der Regisseur dennoch die richtige Zeit gefunden, um für Humor Platz zu schaffen:



Wer keinen Humor hat, kann auf der Bühne nicht interessant sein. Ich habe den richtigen Moment gefunden, wenn die Kunden, verkleidet als diverse bekannte Figuren, ihre Kleidungsstücke zur Wäscherei bringen und sich somit auch von ihren Sünden reinwaschen. Ich habe zahlreiche Witze in der Aufführung gefunden, die im Originaltext nicht zu finden waren, aber der Autor dieses Textes bietet die Gelegenheit zum improvisieren, Künstler und Regisseur zu werden. Ja, der Text bietet auch die Gelegenheit, komische Situationen zu schaffen, aber mit Mä‎ßigung. Und die Gestalten aus »Giraffen« bringen auch eine bestimmte Dosis an Sympathie mit. Ich habe die beiden Aufführungen so konzipiert, dass sie am selben Abend dargeboten werden können, allerdings mit einer Pause dazwischen.“




Die Aufführung Tattoo“, nach dem Text der schweizerischen Autoren Igor Bauersima und Réjane Desvignes, wurde vom Regisseur mit den Schauspielern der deutschen Abteilung des Hermannstädter Theaters Radu Stanca“ inszeniert. Der Regisseur sagte, dass die Aufführung spannungs- und humorvoll sei:



Die Aufführung ähnelt keiner anderen, die ich bislang inszeniert habe. Es handelt sich um ein sehr gut geschriebenes Stück und die Zusammenarbeit mit den Darstellern hat mir viel Spa‎ß gemacht, es herrschte dabei eine äu‎ßerst gute Stimmung. Der Text hatte mich vom ersten Moment an erobert. Es handelt sich um einen Künstler, der sich seinen ganzen Körper tätowieren lässt, um seine Freunde auf beispiellose Weise herauszufordern. Es handelt sich gleichzeitig um Freundschaft, um Aufrichtigkeit in einer Beziehung.“

sursă foto: facebook.com/fntfestivalulnationaldeteatru
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