Shaving the caterpillar: Ausstellung zur Anatomie des weiblichen Körpers
Von Mitte Oktober bis Mitte November zeigt die Galerie Mobius, einer der wichtigsten Orte in Bukarest für zeitgenössische Kunst, die Ausstellung Shaving the Caterpillar der Künstlerin Ileana Pașcalău. Die Künstlerin stammt aus Caransebeș.
Ion Puican, 05.11.2022, 20:14
Sie ist bildende Künstlerin und Kunsthistorikerin und verbindet ihre künstlerischen und theoretischen Interessen mit dem gemeinsamen Ziel, die Geschichte des menschlichen Körpers, insbesondere des weiblichen Körpers, zu erforschen. Wir sprachen mit Ileana Pașcalău über das Konzept der Ausstellung und wie es dazu kam:
<Shaving the Caterpillar> ist der Titel der Ausstellung, die ich mit der Kuratorin Valentina Iancu auf Einladung der Galerie Mobius realisiert habe. Der Titel würde übersetzt <Die Raupe rasieren> bedeuten, und die Ausstellung bietet einen Streifzug durch die Geschichte des weiblichen Körpers aus medizinischer Sicht. Das Projekt ist Teil eines größeren Forschungsprojekts, das ich seit 2017 verfolge, als ich auf der Suche nach einem Promotionsthema war. Es handelt sich also um eine theoretische Untersuchung, die sich über mehrere Jahre erstreckte und sich auf die weibliche Anatomie konzentrierte, wie sie von Ärzten, vornehmlich männlichen Ärzten, zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert betrachtet wurde.
Wenn ich über diese Ausstellung spreche, möchte ich immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig mein familiärer Hintergrund für die Entwicklung dieser Ideen war. Ich stamme aus einer Familie, in der meine Mutter, eine Internistin, mir alle möglichen medizinischen Instrumente und Zubehörteile als Spielzeug schenkte. Meine Großmütter, Krankenschwestern oder Krankenpflegerinnen auf gynäkologischen und geburtshilflichen Stationen, haben mir irgendwie diese Vorliebe für die Anatomie der Frau und eine Art Neugierde eingeflößt, sie aus künstlerischer Sicht zu untersuchen.
Wie beschreibt die Künstlerin ihren kreativen Prozess? Von welchen Fragen geht sie aus bzw. welche Fragen möchte sie bei den Besuchern der Ausstellung aufwerfen? Ileana Pașcalău antwortet:
Meine Arbeit bringt einige ziemlich schmerzhafte Geschichten hervor. Mein künstlerischer Prozess basiert auf der Symbolisierung von Informationen aus einer Recherche, Informationen, die ich oft als schockierend und schmerzhaft erlebt habe und die, wenn man sie Besuchern zeigt, retraumatisierend sein können. Aber weit entfernt von einer wissenschaftlichen Expertise im medizinischen, psychiatrischen, psychologischen Sinne, ist meine Forschung eine künstlerische, eine geschichtliche Forschung, die das Thema der weiblichen Anatomie erschließt, ohne die Fähigkeit oder den Anspruch, es zu erschöpfen. Und obwohl ich in diesem theoretischen und praktischen Unterfangen in medizinischen Begriffen spreche, hoffe ich, dass die Besucher eine ähnliche Erfahrung machen werden wie beim Abtasten einer großen Narbe. Das heißt, Fragen zu stellen und den Wunsch zu wecken, Antworten zu finden:
Was geschah dort in der Geschichte, bei der Konstruktion der weiblichen Anatomie durch Ärzte und Männer? Wie schmerzhaft sind die medizinischen Theorien für Frauen? Welche schwerwiegenden Folgen hatten sie? Oder andere Fragen wie <Ist die Narbe verheilt?>. Was ist davon übrig geblieben? Selbst der im Volksmund verwendete Ausdruck <sie ist hysterisch> ist noch eine Fiktion des 19. Jahrhunderts. Wir sollten also vorsichtig sein, wenn wir jemals wieder jemanden als <hysterisch> bezeichnen, weil er ein Instrument der Manipulation und Folter war. Und nicht zuletzt eine Frage wie: <Wie können wir Verletzungen mit solchen Folgen vermeiden?>. Was lernen wir daraus? Wie können wir immer stärker werden?
Am Ende unseres Gesprächs analysierte Ileana Pașcalău die Ausstellung, die verwendeten Materialien und den Weg, dem die Besucher folgen können:
Ein erster Erzählstrang der Ausstellung konzentriert sich auf die Frage: <Wie wurde das zweite Geschlecht geboren?> In einer ersten Phase der Ausstellung sind Zeichnungen zu sehen, die sich auf medizinische Diskurse und Illustrationen aus wissenschaftlichen Abhandlungen des 17. und 18. Jahrhunderts beziehen, Zeichnungen, die eine Geschichte der weiblichen Anatomie nachzeichnen, die von der Besessenheit der Ärzte vom weiblichen Fortpflanzungsapparat geprägt ist. Die Richtung der Visualisierung zielt daher in erster Linie darauf ab, zu zeigen, wie die Ärzte das anatomische Bild der Frau ausgehend von der Gebärmutter konstruierten, die als Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen den Geschlechtern angesehen wurde. Darüber hinaus galt die Gebärmutter als ein launisches und gefährliches Organ, das Wahnsinn und große Abweichungen im Verhalten seiner Trägerinnen hervorrufen konnte.
In einer zweiten Etappe der Ausstellung wird dieser medizinische Faden durch die Zeit der Aufklärung weitergeführt, in der erstmals ein weibliches Skelett dargestellt wurde. Hier erleben wir also den Moment, in dem das zweite Geschlecht einen eigenen Brustkorb und eine eigene Wirbelsäule bekommt. Es ist ein wichtiger Moment, den ich mit Installationen aus Kunstleder und Metall künstlerisch markiert habe, wobei das Leder mit seinen organischen Konnotationen ein Material ist, mit dem ich speziell für die Ausstellung gearbeitet habe. Ich schnitt, lochte und klebte Schichten von Leder wie ein Chirurg. Daher dieser Vergleich, der mich bei meiner Herangehensweise geleitet hat: der Künstler, der als Arzt fungieren kann.
Schließlich endet die Ausstellung mit einem Höhepunkt: Es ist der Moment der <Hysterie>, und ich verwende dieses Wort mit Anführungszeichen, weil die Ausstellung darauf besteht, dass die Hysterie ein Konstrukt, eine Fiktion war, und vielleicht wünsche ich mir, dass das Publikum wenigstens bei dieser Idee bleibt und das Wort <Hysterie> nicht in seinem Wortschatz verwendet.