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Schriftstellerin Nora Iuga: „Ich danke dem genialen Ingenieur“

Die Dichterin und Prosaautorin Nora Iuga überrascht jedes Jahr ihre Leser mit einem neuen Band, der positive Pressestimmen genießt. Mit ihrem jüngsten Gedichtband nimmt sich Nora Iuga vor, die Avantgarde wiederzubeleben.

Schriftstellerin Nora Iuga: „Ich danke dem genialen Ingenieur“
Schriftstellerin Nora Iuga: „Ich danke dem genialen Ingenieur“

, 22.07.2017, 17:30

Die Schriftstellerin und Literaturübersetzerin Nora Iuga wurde mit dem Nationalen Verdienstorden im Rang eines Kommandeurs für die Hingabe und die Begabung“ ausgezeichnet, mit der sie zur Förderung des Bildes Rumäniens im Ausland beigetragen hat. Das ist nicht die erste Auszeichnung dieser Art, die die 86-jährige Literatin erhält. Bereits 2015 war sie mit dem Bundesverdienstkreuz im Rang des Kavaliers der deutschen Botschaft in Bukarest geehrt worden. 2007 hatte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung das Engagement der Schriftstellerin zur Förderung der deutschen Kultur im Ausland anerkannt und ihr den Friedrich-Gundolf-Preis verliehen.



Nora Iuga ist Autorin von rund 20 Gedichtbänden, darunter: Vina nu e a mea“ (Ich bin nicht schuld“), herausgegeben im Jahr 1968; Captivitatea cercului“ (Die Gefangenschaft des Kreises“), ein im Jahr 1970 veröffentlichter Band, der später zensiert und für sieben Jahre aus dem Buchhandel zurückgezogen wurde; Opinii despre durere“ (Ansichten über den Schmerz“, veröffentlicht im Jahr 1980); Inima ca un pumn de boxeur“ (Das Herz ist wie die Faust eines Boxers“, 1986, 2000); Piaţa cerului“ (Der Platz des Himmels“, 1986); Spitalul manechinelor“ (Das Krankenhaus der Schaufensterpuppen“, 1998, 2010); Petrecere la Montrouge“ (Feier in Montrouge“, 2012); Câinele ud e o salcie“ (Der nasse Hund ist eine Weide“, 2013); Ascultă cum plâng parantezele“ (Hör, wie die Klammern weinen“, 2016).



Die Erinnerung der ersten gedichteten Verse sei noch lebendig, sagt Nora Iuga. Es war in Sibiu (Hermannstadt) und sie war Gymnasiastin der neunten Klasse:



Ich schrieb die Hausaufgaben in der ärmlichen Küche des Elternhauses in Sibiu. Auf dem Tisch lag ein Lehrbuch und ein Notizheft, mein Vater übte auf der Geige in einem anderen Zimmer. Das war der Moment, als ich das erste Gedicht schrieb. So hat für mich alles angefangen. Mit diesem Moment, mit dem ersten Gedicht, ist die Frau, die Künstlerin, der neugierige Geist Nora Iuga auf die Welt gekommen. Der neugierige Geist ist mit den Jahren stärker geworden, ihm habe ich meine Fähigkeit zu verdanken, die Wunder der Natur, die Himmelserscheinungen, ein Polarlicht alleine entziffern zu können. Ich versuche stets, mir selber so viel wie möglich beizubringen und die Sachen um mich herum gründlich zu verstehen. Das kommt mir oftmals wie der Beginn der Philosophie vor, weil ich mir selbst dieselben Fragen stelle, die damals im Umlauf waren. Es gefällt mir nicht, zu lesen, wie andere die Welt erklären. Ich wei‎ß, es ist lächerlich, wenn ein Intellektueller das einräumt, aber es bereitet mir eine riesige Freude, wenn ich alleine Rätsel aufkläre.




Die Schriftstellerin und Dichterin überrascht fast jedes Jahr ihre Leser mit einem neuen Gedicht- oder Prosaband. Die positiven Pressestimmen lassen jedes Mal nicht lange auf sich warten. Dasselbe gilt auch für den Gedichtband Hör, wie die Klammer weinen“, der voriges Jahr im Verlag Cartea Românească erschien und von der Jury der Gala junger Schriftsteller zum Gedichtbuch des Jahres 2016 ausgezeichnet wurde. Nora Iuga sagt jedoch:



Ich habe mir nie vorgenommen, die Schülerin des Jahres zu werden. Alles, was ich bisher machte, machte ich mit gro‎ßem Vergnügen, und Gott oder der geniale Ingenieur, wie ich ihn nennen mag, hat sich um mich gekümmert und mir eine erstaunliche Kraft gegeben. Es stimmt, dass in den letzten fünf oder sechs Jahren ein Band von mir jährlich erschienen ist, egal ob Prosa oder Lyrik. Dieses schnelle Tempo habe ich hauptsächlich der Einsamkeit zu verdanken. Eine totale Einsamkeit, die jemand mit meiner Lebensfreude nicht ertragen kann. Ich will mein Leben mit etwas füllen, das mich spüren lässt, dass ich lebe. Was mich am Leben hielt, ist meine Überzeugung, dass ich dieser Welt noch etwas zu schenken habe. Ich fühle mich gezwungen, jedes Mal etwas zu schenken, und das macht mich glücklich. Ich kann behaupten, dass ich in meinem Alter ein leistungsfähiges Gehirn habe und dafür danke ich noch einmal dem genialen Ingenieur.“




Nora Iuga ist eine Anhängerin der Avantgarde, ihrer Meinung nach hätten wir dem Experiment die Innovation in der Literatur zu verdanken:



Ich liebe diese Etappe in der Lyrik, weil ich das Gefühl habe, dass wir uns an einer Grenze befinden, dass wir uns einer anderen Etappe nähern. Nach der Vorliebe zum Minimalismus, die lange dauerte, scheint jetzt, dass die Dichter zur Avantgarde und dem experimentellen Gedicht zurückkehren. Ich bewundere junge Dichter wie Robert G. Elekes und ich sehe ihn gewisserma‎ßen auch wie eine meiner Entdeckungen, zum ersten Mal habe ich ihn auf den Deutschen Literaturtagen im westrumänischen Reşiţa (Reschitz) entdeckt. Mittlerweile hat sein Debütband einen riesigen Erfolg gefeiert und wichtige Preise erhalten. Ich habe das Nachwort verfasst.“




Dieses Jahr schlägt Nora Iuga ihren Lesern zusammen mit der Dichterin Angela Baciu einen neuen Gedichtband vor: netter als dostoievski“. Es handelt sich um einen umgangssprachlichen Dialog im schnellen Tempo, in dem die Wortspiele, die politische Satire und die Bemerkungen über den Alltag nicht fehlen. Der Band besteht aus 25 kurzen Teilen, die sehr diskret dem Faden einer Liebesgeschichte folgen: Zwei Frauen warten auf den Mann, den sie lieben, den sogenannten Mister T., der nach einer Löwenjagd glorreich zu ihnen zurückkehrt. Jeder Teil endet mit dem Einsatz des antiken Chors. Die Sprache spielt vielerorts auf populäre Ausdrücke im heutigen Sprachgebrauch an. Der Band weist zudem starke Dada-Merkmale auf und gilt als wichtiger Schritt zur Wiederbelebung der Avantgarde.

Foto: facebook.com/FILMIKON
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