Schauspielerin Ana Ularu: „Man muss an die Geschichte im Drehbuch glauben“
Ana Ularu ist eine international bekannte Darstellerin, die auf über fünfzig Rollen zurückblicken kann, darunter auch internationale Produktionen, in denen sie zusammen mit Hollywood-Stars gespielt hat. Über ihre jüngste Rolle sprach sie mit uns.
Corina Sabău, 27.03.2021, 17:30
Ende Februar 2021 startete Netflix die Fantasy-Saga Tribes of Europa“, in der auch die rumänische Darstellerin Ana Ularu zu sehen ist. Die bekannte Schauspielerin, die bereits rund 50 Rollen verkörpert hat, spielte unter anderem in internationalen Produktionen mit Stars wie Keanu Reeves, Tom Hanks, Bradley Cooper und Jennifer Lawrence. In der neuen Netflix-Serie erhielt die Darstellerin die Rolle der Grieta, einer Kriegerin in einer postapokalyptischen Welt, die von Stammesfehden und wilden Kriegern beherrscht wird. Die Ereignisse, die in der deutschen Serie in der Regie von Philip Koch erzählt werden, spielen im Jahr 2074, fünfundvierzig Jahre nach einer technologischen Katastrophe, die Europa ins Chaos gestürzt hat. Sechs Brüder, die jeweils einem anderen Stamm angehören, kämpfen ums Überleben und um die Freiheit.
Um die Rolle der Grieta zu bekommen, nahm Ana Ularu an Castings teil, während sie mitten in den Dreharbeiten zur Thrillerserie Alex Rider“ war. Die Serie, die von Eleventh Hour Films und Sony Pictures Television produziert und von AXN ausgestrahlt wird, startete Ende letzten Jahres auch in Rumänien. Die erste Voraussetzung, um eine glaubwürdige Figur zu schaffen, ist, dass man das Drehbuch mag und an die Geschichte glaubt“, sagt Ana Ularu:
Die Wahl hat nur mit meinem persönlichen Geschmack als Zuschauer und Konsument von Qualitätskino und –fernsehen zu tun. Ich muss davon überzeugt sein, dass das Projekt meinen Geschmack trifft, dass es diese Fähigkeit besitzt, mich dazu zu bewegen, am Casting teilzunehmen, denn natürlich erwarte ich nicht, dass ich alle Rollen bekomme, um die ich mich bewerbe. Ich bin ein anspruchsvoller Mensch, ich wähle nur Projekte, die mich herausfordern, weil es für mich sehr wichtig ist, an die Geschichte zu glauben, die erzählt wird. Und manchmal glaube ich einfach nicht daran, oder das Drehbuch erscheint eher unfertig, oder das Thema wird oberflächlich behandelt. Wenn das passiert, nehme ich meinen Namen lieber von der Casting-Liste. Ich habe das Glück, dass ich sehr tolerante Agenten habe, die mir vertrauen. Schauspieler wollen immer arbeiten, aber wir sind frei, die Projekte zu wählen und diejenigen abzulehnen, die uns nicht passen. Denn es gibt Geschichten, die unserem Weltbild entsprechen und andere, die es hingegen in Frage stellen. Letztlich ist es eine Frage der Perspektive, meiner Perspektive als Betrachter und als Künstler. Ich möchte an Projekten beteiligt sein, die mich, den Betrachter, glücklich machen. Wenn das passiert, ist meine Wahl einfach, ich nehme die Filme, die ich gerne sehen würde.“
Für Ana Ularu ist die Haupteigenschaft der Figur Grieta ein Gefühl der Ehre. Das sagte sie beim Treffen mit der Presse, bei dem sie auch über die Dreharbeiten in Tschechien und Kroatien erzählte:
Ja, das Ehrgefühl ist ein Merkmal meines Stammes, der Crows, deren Wertekodex dem der Samurai ähnelt. Seine Mitglieder, die Lügen und Betrug ablehnen, widmen ihr Leben dem Krieg und dem Exzess. Sie sind fair, trotz expansionistischer Tendenzen. Es handelt sich um sehr komplexe Charaktere und ich muss sagen, dass ich mich zu dieser von Philipp Koch geschaffenen Welt sehr hingezogen gefühlt habe, denn es ist eine Welt, die mich in ihrer Vielfalt absolut fasziniert. Jeder Stamm hat seine eigenen Merkmale und ab und zu taucht eine neue Figur aus einem anderen geografischen Gebiet auf. Ein Autor, der eine solche Saga schafft, spricht den Teenager in jedem von uns an. Es ist ein Vergnügen, die Geschichte zu lesen, aber es ist auch eine reine Freude, die Möglichkeit zu haben, als Schauspieler mitzumachen. Die Serie wurdr von Philipp Koch geschrieben und inszeniert, aber einige Episoden, in denen Grieta mehr Gewicht hat, werden von Florian Baxmeyer bearbeitet, einem anderen wunderbaren Regisseur, mit dem ich sehr gut zusammengearbeitet habe. Die Dreharbeiten waren wie immer schwierig, aber angenehm. Wir hatten manchmal extremes Wetter, sehr lange Drehzeiten, unerwartete Situationen. Wir mussten zum Beispiel lange und schwierige Nachtszenen drehen. Das Leben eines Schauspielers kann helfen, Schwierigkeiten zu bewältigen. Und das ist sehr gut so, denn wir haben eine starke Immunität. Mir ist eine Art ungeschriebenes Gesetz aufgefallen, dass die Handlung des Films nie mit der Jahreszeit der Dreharbeiten übereinstimmt. Am Set von »Inferno«, in der Regie von Ron Howard, musste ich in den Monaten Mai und Juni in Florenz eine Uniform aus Wolle und wollgefütterte Handschuhe tragen. Am letzten Drehtag von »Periferic« trug ich ein T-Shirt, denn die Handlung fand im Sommer statt, aber wir drehten im Februar, bei minus 12 Grad.“
Die Rolle in der Produktion Periferic“ (Regie: Bogdan George Apetri, erschienen 2010) brachte Ana Ularu die Boccalino-Trophäe ein — den Preis für die beste Schauspielerin, der von den Schweizer Kritikern auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno verliehen wird, den Preis für die beste weibliche Rolle bei den Filmfestivals in Thessaloniki und Novi Sad, einen Sonderpreis beim Internationalen Filmfestival in Warschau, den rumänischen Gopo-Preis für die beste Schauspielerin und die Teilnahme am Shooting Stars“-Programm auf der Berlinale 2012, das den zehn besten jungen europäischen Schauspielern gewidmet ist.