Runder Geburtstag im Museum der rumänischen Literatur begangen
Am 2. April 2022 wurde Gabriela Adameșteanu - eine außergewöhnliche Prosaschriftstellerin, die seit ihrem Debüt zu den kanonischen Autoren der rumänischen Literatur gehört - 80 Jahre alt.
Corina Sabău, 16.05.2022, 15:03
Gabriela Adameșteanu ist eine der bekanntesten und preisgekrönten Schriftstellerinnen und Journalistinnen Rumäniens. Bekannt wurde sie mit ihrem Roman Der verlorene Morgen, der seit 1984 in sieben Auflagen auf Rumänisch erschien, mit dem Preis des rumänischen Schriftstellerverbandes ausgezeichnet, in viele Sprachen übersetzt und von der Regisseurin Cătălina Buzoianu in eine denkwürdige Aufführung am Bulandra-Theater in Bukarest (1986) umgesetzt wurde. Gabriela Adameșteanus neuester Roman Fontana di Trevi (2018, erschienen bei Polirom) bildet den Abschluss einer Trilogie, die 1975 mit Die gleiche Straße des Alltags begann und mit Provizorat (2010) fortgesetzt wurde.
Auch ihre Kurzgeschichten Schenk dir einen Ferientag (1979) und Sommer-Frühling (1989), der Roman Die Begegnung (2003), Publizistik-Bände und Die Romantischen Jahre (Memoiren, 2014) stammen aus ihrer Feder. Der Verlag Polirom widmete ihr eine Autorenreihe.
Gabriela Adameșteanu war ferner vierzehn Jahre lang (1991-2005) Chefredakteurin der politischen und sozialen Wochenzeitung 22, die von der Gruppe für sozialen Dialog herausgegeben wird, sowie die von ihr initiierten Beilage Bucureștiul Cultural, die sie bis 2013 koordinierte. Carmen Mușat, Literaturkritikerin und Universitätsprofessorin, Chefredakteurin der Zeitschrift Observator cultural, sprach bei der vom Nationalen Museum für Rumänische Literatur organisierten Veranstaltung über Gabriela Adameșteanus journalistische Tätigkeit.
Gabriela Adameșteanu ist eine der Persönlichkeiten, die für die unabhängige Presse nach 1989 den Ton angeben. Durch ihre Arbeit bei Revista 22 und GDS- Grupul pentru Dialog Social – hat Gabriela Adameșteanu gezeigt, dass es möglich ist, authentischen Journalismus zu machen, Journalismus, der ernste Probleme der Gesellschaft nicht unter den Teppich kehrt, sondern sie auf den Tisch legt und eine Debatte darüber fordert. Meiner Meinung nach ist Gabriela Adameșteanus Rolle als Journalistin wesentlich für ihre Prosa, denn ich sehe keinen Bruch zwischen der Journalistin Gabriela Adameșteanu und der Prosaautorin Gabriela Adameșteanu. Im Gegenteil, ich glaube, dass es eine Kontinuität gibt, und ich bin sicher, dass Gabriela Adameșteanus Prosa von ihrer Arbeit als Journalistin profitiert hat, so wie Gabrielas Journalismus von ihrem Profil als Prosaautorin beeinflusst wurde.
Diese außergewöhnliche Neugier auf die soziale Dimension, den Alltag, das menschliche Schicksal in der Konfrontation mit Geschichte, Zeit, Politik und Gesellschaft, Themen der Prosa von Gabriela Adameșteanu, ob Kurzprosa oder Romane, sind auch die Themen ihres Journalismus. Und ich denke, dieses Zusammentreffen von Journalismus und Prosa lässt sich am besten in den Romantischen Jahren beobachten. Ein Band, der sich neben dem autobiografischen Material aus ihrer Arbeit als Zeitschriftenredakteurin, Meinungsbildnerin und an den Problemen der Stadt interessierte Person speist. Gleichzeitig ist es aber auch ein Band, in dem alles zu finden ist, was für die narrative Struktur der Prosa spezifisch ist, alles, was sich in den Erzählverfahren und -techniken der Prosa von Gabriela Adameșteanu zeigt.“
Auf den Kontext angesprochen, in dem sie die Leitung der Zeitschrift 22 übernahm, erinnerte sich die Journalistin Adameșteanu an eine Projektausschreibung aus dem Jahr 1991.
Die Zeitschrift verdankt ihre Entstehung vor allem Stelian Tănase (Historiker und Schriftsteller, erster Vorsitzender der Gruppe für sozialen Dialog, Gründer und Chefredakteur der Zeitschrift 22). Ich habe mich für Kontinuität eingesetzt, aber ich habe auch viel hinzugefügt. Aber die unabhängige politische Linie, das Programm der europäischen Integration und die pro-atlantische Ausrichtung waren von Anfang an im Magazin 22 vorhanden, als das Außenministerium und die Führung des Landes sie noch nicht im Sinn hatten. Im Sommer 1991 ging es der Zeitschrift schlecht, sie hatte eine sehr hohe Auflage, die sich nicht gut verkaufte, so dass die GDS beschloss, eine Projektausschreibung zu veranstalten. Die Journalistin und Aktivistin Alina Mungiu-Pippidi nahm an dem Wettbewerb teil und hatte einen Plan für eine andere Art von Zeitschrift als die von Stelian Tănase geerbte. Da fiel mir ein, auch ein Projekt einzureichen, und man sagte mir später, ich würde Chefredakteurin werden. Es war im September 1991, als ich die Redaktionsleitung übernahm.
Gabriela Adameșteanu war Vizepräsidentin (2000-2004) und Präsidentin des rumänischen PEN-Zentrums (2004-2006), Mitglied der Jury für den Preis der Lateinischen Union (2007-2010) und Ehrenpräsidentin der ersten Jury des rumänischen Goncourt-Preises (2012). Sie ist Trägerin des Ordens Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres (2013), der vom französischen Kulturministerium verliehen wird. Ihre Bücher, die immer wieder neu aufgelegt werden, werden von namhaften Verlagen in 16 Sprachen übersetzt und finden bei der nationalen und internationalen Literaturkritik großen Anklang.