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Rumänisches Künstlerpaar Lia und Dan Perjovschi mit wichtigem Preis geehrt

Ende März wurden die rumänischen Künstler Lia und Dan Perjovschi sowie der aus Israel stammende und in Deutschland lebende Dirigent Yoel Gamzou mit dem Princess Margriet Award ausgezeichnet.

Rumänisches Künstlerpaar Lia und Dan Perjovschi mit wichtigem Preis geehrt
Rumänisches Künstlerpaar Lia und Dan Perjovschi mit wichtigem Preis geehrt

, 03.08.2013, 14:33

Ende März wurden die rumänischen Künstler Lia und Dan Perjovschi sowie der aus Israel stammende und in Deutschland lebende Dirigent Yoel Gamzou mit dem Princess Margriet Award ausgezeichnet. Seit 2008 vergibt die European Cultural Foundation (ECF) den Preis jährlich an wegweisende Künstler und Vordenker, die mit ihrer Arbeit Ma‎ßstäbe setzen und zeigen, wie Kultur einen wesentlichen Beitrag zu einem weltoffenen und demokratischen Europa leisten kann. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro je Preisträger dotiert.



Die Preisverleihung fand im Brüsseler Egg-Kulturzentrum statt — Gastgeberin war Kathrin Watson, Direktorin der European Cultural Foundation. Die Preisträger erhielten die Auszeichnung von Ihrer Königlichen Hoheit, der Prinzessin Margriet der Niederlande. Die Eröffnungsrede hielt Ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin Laurentien der Niederlande, in Anwesenheit der belgischen Königin Astrid.



Die diesjährigen Preisträger zwingen uns dazu, einen kritischen Blick auf unsere Vergangenheit und unsere Zukunft zu werfen (…). So bewegen sie uns und fordern sie uns heraus, einen neuen Satz an Parametern, eine neue Gedankenkarte zu zeichnen, in Richtung eines offeneren, demokratischeren und umfassenderen Europa“, so die Prinzessin Laurentien in ihrer Eröffnungsrede. Was bedeutete der Preis aber für den Künstler Dan Perjovschi?



Es ist eine europäische Anerkennung unserer Tätigkeit zu Hause, in Rumänien. Au‎ßer dem individuellen Wert, dem von mir und Lia, belohnt der Preis unsere gemeinsame Arbeit, das ist nicht unbedingt eine rein künstlerische Tätigkeit, sondern die Vermittlung der Kunst. Meine Ehefrau Lia hat eine Debatten-Plattform gegründet, das Archiv zeitgenössischer Kunst. Und in der Begründung der Preisverleihung steht auch dieser Aspekt, der an den sozialen Impakt erinnert sowie an die Art und Weise, in der die Welt und Europa wahrgenommen werden. Unsere Entscheidung, in Rumänien zu bleiben, stellt einen weiteren, wesentlichen Aspekt dar. Also haben wir einen Preis von den Niederländern erhalten, weil wir in Rumänien geblieben sind; diese Wahl wurde zu einem Zeitpunkt getroffen, an dem die meisten guten und sehr guten Künstler in die gro‎ßen Hauptstädte Europas ziehen.“



Dan Perjovschi erachtet sich wegen seiner Kunst als ein Ausgegrenzter. Er glaubt aber gleichzeitig, dass seine Position und die von Lia Perjovschi einem Statement gleichzusetzen sei. Das bedeutet, dass man darauf achten muss, in welchem Zusammenhang man sich ausdrückt und nicht zuletzt wem man kostenlose T-Shirts schenkt, scherzt Perjovschi. Zum Beispiel sei vor 10 Jahren das Museum für Zeitgenössische Kunst in einem Flügel des von Ceauşescu in Auftrag gegebenen Hauses des Volkes gegründet worden, dem heutigen Parlamentspalast. Dan und Lia Perjovschi lehnten von daher jede Zusammenarbeit mit der Institution ab.



Wenn er über seine Zeichnungen spricht, beschreibt Dan Perjovschi die frühen Werke als poetischer, als raffinierter. Die Geschichte mit den Bergarbeiter-Einfällen, mit der Amtszeit von Ion Iliescu, dem Irakkrieg habe die Werke verändert oder — genauer gesagt — vereinfacht, so der Künstler selbst.



Meine Kunst sieht wie Karikatur aus — ist es aber nicht! Wenn man eine Karikatur und ein Gemälde nebeneinander stellt, meinen die Betrachter, nur das Gemälde sei Kunst — so heben es die Leute eben mitbekommen, so sind sie es gewöhnt. Ich sage aber, da‎ß dies einfach nicht stimmt, jede Form des Ausdrucks kann zu künstlerischer Kommunikation werden, und kann eine ästhetische oder eine politische Botschaft enthalten. Es kommt darauf an, wie man seine Botschaft formuliert. Meine Ehefrau, Lia, geht damit ähnlich vor. Sie schafft eine Art Einrichtungen“ oder Institutionen“ im Ausstellungsraum. Diese Institutionen“ sind nicht immer künstlerisch oder kunstbedingt — manche stehen in Verbindung mit der Wissenschaft, andere mit der Kommunikation, es handelt sich um sehr interessante Demonstrationen. Ich könnte sagen, da‎ß wir einer Künstlergruppierung angehören, die die Welt auf den Kopf steleln möchte. Nichts sollte so bleiben, wie es bisher war. Das Museum sollte nicht länger der spezielle Raum sein, den wir nur Soontags und in unserer Sonntagskleidung betreten. Im Gegenteil — das Museum, der Raum der Kunst sollte eine Einrichtung sein, wo wir jedenTag hingehen sollten, die ein Teil unseres Lebens sein sollte.“



Dan Perjovschi hat in den gro‎ßen Museen der Welt ganze Wände mit seinen Zeichnungen bedeckt — es sind Geschichten über die Welt, in der wir leben. Eine lange Freundschaft verbindet ihn auch mit der Zeitschrift 22“ — seit der Gründung dieser Zeitschrift hat er ununterbrochen Illustrationen dafür geschaffen. Alles ist Zeichnung, alles kann zur Zeichnung werden“, sagt der Künstler, der seine Ansichten auch dort zum Ausdruck bringen konnte, wo die Ausdrucksfreiheit eingeschränkt wird. Man kann sehr schnell Vorurteile gegen irgendeine Kultur äu‎ßern. Das interessiert mich aber nicht. Mich interessiert, gewisse Dinge zu verstehen. In den Arabischen Emiraten, wo ein Mann bis zu vier Ehefrauen haben kann, machte ich eine Zeichnung, in der ein in wei‎ß gekleideter Araber sagte: Give me five!“ Es gab auch andere ähnliche Erfahrungen. Dan Perjovschi erzählt:



Ich war in Kuba, ich war in China. Ich war auch in Moskau, wo die Ausdrucksfreiheit stark eingeschränkt ist — es wird einem klipp und klar gesagt, da‎ß man alles kritisieren darf, aber nicht die Orthodoxe Kirche. Ich zeichnete in Ländern mit Problemen und ich versuchte, mit meinen Zeichnungen einen Raum zum Nachdenken zu schaffen. Was meine Zusammenarbeit mit der Zeitschrift 22“ angeht: Dort habe ich keine Zeit mit Politik vergeudet — ich habe damit Zeit gewonnen. 22“ ist für mich nicht blo‎ß eine Publikation, sondern eine Plattform. Es war wie eine Wanderausstellung, die in die Häuser der Menschen kam. Die Zeichnungen in der Zeitschrift 22“ sind für mich Zusammenfassungen gewisser Situationen, Zusammenfassungen von intelligenten Texten, die von sehr klugen Menschen geschrieben wurden. Meine Zeichnungen sind so konzipiert, um wichtige Ideen zu konzentrieren — und mit der Zeit wurden auch meine Zeichnungen etwas gescheiter. Meine Zeichnungen sollten wichtige Ideen kondensieren, die ich mir in der Welt der Politik aussuche und in die Welt der Kunst oder der Gesellschaft verpflanze. Auf diese Weise gehe ich auch vor, wenn ich eine Kunstinstallation auf irgendeine Wand in dieser Welt schaffe.“



Kristine Stiles, Professorin an der Duke University, die in den letzten 20 Jahren mit dem Ehepaar Perjovschi eng zusammengearbeitet hat, sagte in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung des Princess Margriet Award Folgendes:



Lia und Dan Perjovschi sind international bekannt für ihre Originalität, ihre fast grausame Authentizität, ihre Integrität. Sie haben ihr Leben der Kunst und der Gesellschaft gewidmet. Lia und Dan Perjovschi sind die idealen Botschafter der europäischen Kultur, sie sind Weltbürger, die die Wahrnehmung der Kunst und ihrer Zwecke in der Gesellschaft geändert haben.“



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