Rumänischer Film “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” mit der Queer Palm ausgezeichnet
Die rumänische Produktion “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” von Emanuel Pârvu hat die Queer Palm bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes gewonnen, einen Preis für Filme mit LGBTQ-Bezug.
Corina Sabău, 28.06.2024, 15:20
Seit ihrer Einführung im Jahr 2010 wurde die Queer-Palme an Produktionen verliehen, die die Vielfalt widerspiegeln. Emanuel Pârvu wurde auf dem roten Teppich von den Schauspielern Bogdan Dumitrache, Valeriu Andriuță, Ciprian Chiujdea und Ingrid Micu-Berescu begleitet. Die Produktion wurde in Rumänien auf dem Transylvania International Film Festival in Cluj Napoca vom 14. bis 24. Juni gezeigt.
“Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” ist der letzte Teil einer Trilogie, zu der auch ”Meda oder die nicht so helle Seite der Dinge”, Pârvus erster Spielfilm, sowie ”Marokko” gehören. ”Meda” gewann zwei Preise auf dem Sarajevo Film Festival 2018 und ”Marokko” wurde für das San Sebastian Festival 2021 ausgewählt. Emanuel Pârvu: „Die Tatsache, dass ich diesen Preis gewonnen habe, bedeutet nicht, dass ich dieses Thema nicht wieder aufgreifen werde. Meiner Meinung nach, kann es nie erschöpft werden. Die Liebe zwischen Eltern und Kindern ist meiner Meinung nach die stärkste Form der Liebe und ein Thema, das endlos erforscht werden kann. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob das, was ich in Zukunft zu diesem Thema hinzufügen könnte, zu den Filmen passen würde, die ich bisher gemacht habe. Ich kann sagen, dass diese Themen sehr herausfordernd waren, und ich habe sie genossen.
Natürlich werde ich mich weiterhin mit diesem Thema beschäftigen, ich interessiere mich für die Beziehungen zwischen den Menschen, und das werde ich auch in meinen zukünftigen Projekten behandeln, aber auf eine andere Art und Weise. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern war kein einfaches Thema, es hat mich sehr beschäftigt und es hat mich nachts nicht schlafen lassen. Nach dieser Trilogie freue ich mich auf eine Pause. Ich denke, das hat auch seinen Sinn.“
Emanuel Pârvu führte bei zahlreichen Theateraufführungen Regie, bevor er sich dem Kino zuwandte. Sein Debütprojekt „Sector S“ wurde für die Preise des rumänischen Theaterverbands nominiert. Als Darsteller hat er unter anderen in den Produktionen „Bacalaureat“ von Cristian Mungiu und „Porträt des Kämpfers als junger Mann“ von Constantin Popescu gespielt. Seine Doktorarbeit befasst sich mit den Strukturen des Dramas und seit einigen Jahren unterrichtet er an der Fakultät für Philosophie der Ovidius-Universität in Constanța.
Emanuel Pârvu: „Ich mache nie zwei Projekte zur gleichen Zeit. Ich kann mich nicht auf eine Rolle konzentrieren und gleichzeitig bei einem Film Regie führen. Ich weiß, dass viele das machen, aber für mich funktioniert das nicht. Ich konzentriere mich gern auf eine einzige Sache und widme mich ganz diesem Projekt. Auch meine Lehrtätigkeit liegt mir sehr am Herzen. Zusammen mit Adrian Titieni und Daniela Vitcu, der Dekanin der Kunstfakultät der Ovidius-Universität in Constanța, haben wir den ersten und einzigen Masterstudiengang für Filmschauspiel in Rumänien gegründet. Ich denke, es ist wichtig, dass es dieses Programm an einer staatlichen Universität gibt und ich bin sehr engagiert in meiner Lehrtätigkeit und in der Beziehung zu den Studenten. Vielleicht weil ich ein 14-jähriges Kind habe, bin ich sehr an den nächsten Generationen interessiert.
Wir sollten uns alle darüber im Klaren sein, dass in den letzten 20 Jahren Sport und Kino die einzigen international erfolgreichen Bereiche waren, die aus Rumänien stammten, dank Leuten wie Simona Halep, Cristina Neagu und David Popovici und einer Reihe von Filmregisseuren. Deshalb möchte ich in meine Lehrtätigkeit investieren, denn mich interessiert, was mit der Zukunft des Landes geschieht. Ich möchte, dass wir nicht als zweitklassige Bürger angesehen werden, die nur zum Erdbeer- und Spargelpflücken taugen.
Ich bin persönlich sehr stolz darauf, Rumäne zu sein, und ich bin an der Zukunft dieses Landes und seines Bildungssystems interessiert. Ich glaube, dass sich durch die Menschen viel Gutes aufbauen lässt, und so können wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln.“ „Drei Kilometer bis zum Ende der Welt“ ist eine Produktion des Kulturverbands FAMArt. Das Drehbuch stammt von Emanuel Pârvu und Miruna Berescu, die Kameraführung von Silviu Stavilă, der Schnitt von Mircea Olteanu, das Bühnenbild und die Kostüme von Bogdan Ionescu.