Rumänische Filmpreisgala „Gopo“: Regisseur Cristi Puiu sechsfach ausgezeichnet
Sieranevada“ wurde auf der Gala der Gopo-Filmpreise groß gefeiert. Europaweit fallen die Pressestimmen zum Spielfilm von Cristi Puiu, dem sechsfachen Gewinner der Gopo-Gala, besonders positiv aus.
Corina Sabău, 25.03.2017, 17:30
Die Gewinner der 11. Gala der Gopo-Filmpreise stehen fest: der große Gewinner heißt Sieranevada“ in der Regie von Cristi Puiu. Bei der Gala, die im Bukarester Nationaltheater stattfand, wurde Sieranevada“ sechsmal ausgezeichnet. Der Streifen ging in den Kategorien Bester Film“, Bester Regisseur“, Bestes Drehbuch“, Beste Hauptdarstellerin“, Beste Nebendarstellerin“ und Beste Bildmontage“ als klarer Sieger hervor. Der vierte Spielfilm von Cristi Puiu tritt auch im Hauptwettbewerb der Filmfestspiele in Cannes an und erhielt gute Bewertungen in der internationalen Fachpresse. Als Nahrung für Geist und Gemüt“ bezeichnete die britische Tageszeitung The Guardian“ die rumänische Produktion, während Cristi Puiu als eine der stärksten Stimmen der Filmkunst dieses Jahrhunderts gilt.
Die Handlung spielt nur drei Tage nach dem Terroranschlag auf Charlie Hebdo und vierzig Tage nach dem Tod des Vaters der Hauptfigur Lary. Somit entscheidet sich der vierzigjährige Arzt, zusammen mit seiner jungen Frau einen Tag inmitten seiner Familie zu verbringen, die für die Gedenkfeier an den verstorbenen Vater zusammenkommt. Die Ereignisse verlaufen aber anders als erwartet. Ana Ciontea wurde für ihre Leistung im Spielfilm von Cristi Puiu mit dem Preis für die beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Über ihre Erfahrung mit den Dreharbeiten sagte die Schauspielerin:
Am ersten Tag war ich bei der Rollenverteilung sehr aufgeregt. Die Aufregung konnte ich in den nächsten Tagen und bei den Dreharbeiten auch nicht loswerden. Ich danke dem Regisseur Cristi Puiu, weil ich mich in diesem Film wiedergefunden habe, »Sieranevada« ist für mich meine Familie. Ich danke jedem Kollegen und Teammitglied, weil sie mir die großartige Chance gegeben haben, Teil der Familie des rumänischen Kinos zu werden.“
Der Regisseur Cristi Puiu, der auf der Gala der Gopo-Preise für Regie und Drehbuch ausgezeichnet wurde, dankte dabei seiner Familie und dem Regisseur Lucian Pintilie:
Ich möchte in erster Linie meiner Ehefrau Anca und meinen Töchtern für ihre Unterstützung danken. Drehbuchautor zu sein, ist schwer, man braucht Ruhe und ich genieße diese Chance, in Ruhe arbeiten zu können. Ich danke herzlich auch dem Regisseur Lucian Pintilie, weil er im Jahr 1999 das Drehbuch gelesen hat, das ich damals zusammen mit dem Schriftsteller Răzvan Rădulescu geschrieben hatte, auf dem der Film »Marfa şi banii« (»Koks und Kohle«) beruht. Das hat mir den Mut gegeben, als Drehbuchautor weiter zu machen. Also: Ich danke euch allen ganz herzlich.“
Der Filmemacher Cristi Puiu hat die Gopo-Trophäe für Regie dem Schauspieler Sorin Medeleni gewidmet, der verstorben ist, bevor der Film seine Premiere feierte.
Mit dem Preis für hervorragende Leistungen in der gesamten Karriere wurde auf der Gopo-Gala der Darsteller Valentin Uritescu geehrt. Mit einer 50-jährigen Erfahrung in der Welt des Theaters und des Films verkörperte Uritescu zahlreiche und vielfältige Figuren — darunter den Feldwebel Şaptefraţi in der TV-Serie Lumini şi umbre“ (Lichter und Schatten“) in der Regie von Andrei Blaier, dieselbe Gestalt verkörperte der Darsteller in der Folgeserie Noi, cei din linia întâi“ (Wir in der ersten Frontlinie“) des Regisseurs Sergiu Nicolaescu sowie Vasile im Spielfilm Concurs“ (Wettbewerb“) in der Regie von Dan Piţa.
Valentin Uritescu absolvierte das Theater-und Filmkunstinstitut I.L. Caragiale“ im Jahr 1963, im Anschluss trat er auf die Bühne des Theaters Maria Filotti“ im südostrumänischen Brăila, fünf Jahre später wurde er am Jugendtheater in Piatra Neamţ angestellt. Die dreizehn Jahre, die er auf der Bühne des Jugendtheaters verbrachte, seien die wichtisgte Zeit seines Lebens“, sagt der Darsteller. Der Regisseur Liviu Ciulei bemerkte schnell seine Begabung und bot ihm infolgedessen die Möglichkeit, sich dem berühmten Bukarester Theater Bulandra anzuschließen.
2011 gab Valentin Uritescu sein Debüt in der Literaturwelt mit der Autobiographie Aşa sunt eu, prost!“ (So bin ich nun mal: dumm“), zwei Jahre später erschien im Verlag Humanitas sein zweites Buch, Să ai grijă de cel bun din tine“ (Pass auf das Gute in dir auf“), ein Erinnerungsbuch, das der Darsteller seinem Vater widmete. Voriges Jahr erschienen seine Memoiren unter dem Titel Bântuit de vieţilor altora“ (Vom Leben der Anderen heimgesucht) im Verlag Ars Docendi. Bei der 11. Gala der Gopo-Preise sagte Valentin Uritescu:
Mein Filmdebüt gab ich im ersten Studiumsjahr mit dem Streifen von Ion Popescu Gopo »S-a furat o bombă« (»Eine Bombe wurde gestohlen«). Meine ganze Leistung im Film bestand aus einem einzigen Satz: ‚Los gehen wir!‘. Was ich tun sollte, war mit der ganzen Gruppe, die ich so vor der Kamera anregte, von der linken zur rechten Seite zu gehen. 50 Jahre sind seitdem vergangen und in dieser Zeit habe ich zahlreiche Film- und Theaterrollen verkörpert. Mein drittes Buch heißt »Vom Leben der Anderen heimgesucht« und es dreht sich um alle Figuren, die ich geschaffen oder verkörpert habe und die mich heimgesucht haben. Ich danke allen, die mir diese Trophäe gegeben haben, und ich danke Ihnen, dass Sie mich 50 Jahre nach meinem Filmdebüt mit einem Gopo-Preis ehren.“
Der Debüt-Spielfilm Câini“ (Hunde“) von Bogdan Mirică wurde mit fünf Gopo-Preisen ausgezeichnet. Vlad Ivanov erhielt den Preis für den besten Nebendarsteller und Gheorghe Visu wurde als bester Hauptdarsteller geehrt. Im vergangenen Jahr wurden 21 rumänische Filme produziert, zwei davon gelten mit großen Besucherzahlen (100.000 Zuschauer) als Box-office-Erfolge: #Selfie69“ und Două lozuri“ (Zwei Lose“).