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Rumänisch-französischer Schriftsteller Matei Vişniec stellt neuen Prosaband vor

Es sind interessante wie aktuelle Fragen, die sich der rumänische Dramatiker Matei Vişniec in seinem neusten Buch Die letzten Tage des Abendlandes“ stellt: Steht der Westen vor seinem Niedergang? Wird Westeuropa islamisiert oder afrikanisiert?

Rumänisch-französischer Schriftsteller Matei Vişniec stellt neuen Prosaband vor
Rumänisch-französischer Schriftsteller Matei Vişniec stellt neuen Prosaband vor

, 23.06.2018, 17:45

Mit Fragen wie den gerade gestellten setzt sich Matei Vişniec, Redakteur beim rumänischen Dienst von Radio France Internationale in Paris, fortwährend in seinem Tagesgeschäft auseinander. In seinem Buch Die letzten Tage des Abendlandes“, erschienen in der Sammlung Fiction Ltd.“ Im Prestigeverlag Polirom aus Iaşi, nähert sich Vişniec dem Thema aus einer literarischen Perspektive — mit philosophisch anmutenden Fabeln, Anekdoten, Geschichten. Matei Vişniec, Literat und Journalist, traf sich in Bukarest mit Lesefreunden und Kollegen aus der Branche. Den Termin in der Buchhandlung des Konkurrenzverlags Humanitas moderierte der Kritiker Ion Bogdan Lefter:



Matei Vişniec sagt uns, er habe das Bedürfnis verspürt, über dieses Thema zu schreiben — aber in Prosaform. Denn Essays und Artikel hat er schon beim Polirom-Verlag veröffentlicht. In seinem Buch gibt er keine Werturteile ab, keine dunklen Prophezeiungen, sondern setzt sich mit dem Völker-, Kultur- und Sprachenmix auseinander, er thematisiert Migrationen, Zukunft und Vergangenheit, die Skala der Wertvorstellungen, die Vernunft und ihre Exzesse“.




Matei Vişniec ist selbst ein Migrant — er zog, besser gesagt flüchtete er 1987 aus dem kommunistischen Rumänien nach Frankreich, wo er heute noch bei Radio France Internationale in der rumänischen Redaktion arbeitet. Beim Lesetermin in der Buchhandlung Humanitas-Cişmigiu erzählte er, wie es ihm gelingt, zwischen zwischen zwei Kulturen, zwei Tätigkeiten und zwei Sprachen zu pendeln, und wie ein aktuelles Thema in Fiktion umgewandelt werden kann.



Ich versuche mir den ersten Teil des Tages zu retten, indem ich Fiktion schreibe, manchmal über Aktuelles. Aber was mich in den letzten Jahren interessiert hat, war eine Art Erkennung der Paradoxe und insbesondere der Dilemmas in den Nachrichten, die ich bei RFI erhalte, in den Zeitungen, die ich lese, in der Presse, die ich verfolge, in den Kommentaren, die ich höre. Ich spüre also in der Aktualität Dilemmas und Paradoxe auf, genauso wie man mit Spezialwerkzeugen Gold aufspürt. Denn das, was mich am meisten interessiert, sind nicht die Probleme der Gesellschaft. Weil Probleme wie die Aufgaben in der Mathematik Lösungen haben. Was mich am meisten interessiert, sind Dilemmas, die, wie wir von den alten Griechen wissen, keine Lösungen haben. Diese Dilemmas beschäftigen mich — Sozialdilemmas, Dilemmas des Menschen, psychologische Dilemmas — und ich denke, so habe ich angefangen, dieses Buch zu schreiben. Indem ich angefangen habe, eine Sammlung von Dilemmas zu machen, die ich in meinem Umfeld auffange.“




Seit über drei‎ßig Jahren abwechselnd in Frankreich und Rumänien lebend, sagt Matei Vişniec, dass das heutige Bukarest bei ihm eine Mischung aus Leid und Freude auslöst.



Im Vergleich zu allen europäischen Hauptstädten, die ich kenne — mit Ausnahme Belgrads vielleicht –, kommt es mir vor, dass sich Bukarest langsam bewegt. Obwohl ich so gerne nach Bukarest komme, weil es hier so viel positive Energie, so viele schöne Menschen, so viel Einfallskraft gibt. Und das ist meine ältere Theorie, dass Rumänien gerade deshalb mehr talentierte Kinder pro tausend Einwohner als andere Länder hat, weil das durch mehrere korrupte Politiker pro tausend Einwohner ausgeglichen wird. Und dann bemüht sich das Land, zwei Situationen auszugleichen. Es schafft mehr Talente, mehr Einfallskraft, um die Inkompetenz, die Giftigkeit der Politiker auszugleichen. Somit ist Rumänien für mich der Raum, wohin ich komme, um meine Energie und meine Ressourcen wiederaufzuladen, um mich zu ernähren. Es ist ein Sprungbrett für den Dramatiker Matei Vişniec, weil die Theaterfestivals in Rumänien sehr wichtig sind. Das Theaterfestival in Sibiu z.B. ist ein au‎ßerordentliches internationales Festival. Au‎ßerdem kommen immer mehr ausländische Regisseure nach Rumänien, wo sie wesentliche Zusammenkünfte haben können. Somit ist es Rumänien gelungen, wichtige Kulturwallfahrten zu schaffen.“




Die Theaterstücke von Matei Vişniec werden in über 30 Ländern übersetzt und gespielt. Als Schriftsteller wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, beginnend mit dem Poesiepreis des Schriftstellerverbandes 1984 für den Band der Weise während der Teestunde“. Er erhielt unter anderem den Preis der Rumänischen Akademie 1998 und den Preis des Rumänischen Theaterverbandes für den rumänischen zeitgenössischen Dramatiker mit den meistgespielten Theaterstücken im Jahr 2016. In Frankreich wurde ihm mehrmals der Pressepreis beim internationalen Theaterfestival in Avignon verliehen. 2009 wurde er von dem Verband der Dramaautoren und –Komponisten mit dem Europäischen Preis ausgezeichnet. 2016 erhielt sein Roman Der Händler von Romananfängen“ den Jean-Monnet-Preis für europäischen Literatur.

Foto: Celula de
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