Rumänien bei der Frankfurter Buchmesse 2014
Die Frankfurter Buchmesse ist zu Ende. Rumäniens Stand hat diesmal ein anderes Konzept vorgestellt und wurde von den Besuchern und den Vertretern der Buchindustrie sehr geschätzt.
Corina Sabău, 18.10.2014, 15:50
Die Frankfurter Buchmesse ist zu Ende. Rumäniens Stand hat diesmal ein anderes Konzept vorgestellt und wurde von den Besuchern und den Vertretern der Buchindustrie sehr geschätzt. Das Konzept wurde von einem Architektenbüro in Partnerschaft mit dem Bukarester Dorfmuseum entwickelt. Das Kulturministerium, das in diesem Jahr für die Beteiligung Rumäniens zuständig war, bevorzugte die junge Literatur. Rumänien wurde bei der Frankfurter Buchmesse von 29 Verlagen vertreten sowie von Schriftstellern, deren Bücher ins Deutsche übersetzt wurden, darunter Liliana Corobca und Cosmin Perţa. Es fanden auch Lesungen aus den Bänden Stammbaum“ und Familienlokal“ statt, eine Auswahl aus den Gedichten von Cristian Popescu (1959 – 1995) sind. Sie wurden von Ernest Wichner für den Berliner Hochroth-Verlag übersetzt. Kulturmanagerin Anca Fronescu moderierte die Lesungen:
Präsentiert wurden auch die schönsten rumänischen Bücher, was eine Premiere für Rumänien war. Die Bücher waren auf wunderbaren Regalen ausgestellt. Der rumänische Bücherstand sah ganz gut aus, war sehr modern und lockte die Besucher heran. Es ist wichtig, dass die Besucher bei einer derartigen Buchmesse den Stand attraktiv finden.“
Das Kulturministerium hat in diesem Jahr die Schriftstellerin Liliana Corobca und den Schriftsteller Cosmin Perţa eingeladen. Cosmin Perţa wurde 2011 bei der Gala der jungen Schriftsteller mit dem Preis Der junge Prosaschriftsteller des Jahres“ (Tânărul prozator al anului“) ausgezeichnet. Er hat sein Buch Teofil şi câinele de lemn“, (Teofil und der Holzhund“), das im Herg-Benet-Verlag veröffentlicht wurde, vorgestellt:
Es war wunderbar. Es war meine erste Erfahrung mit der Frankfurter Buchmesse, der bedeutendsten Buchmesse in Europa. All die Verlage, Schriftsteller, Literaturagenten lassen den Eindruck entstehen, dass die Literatur das Bedeutendste auf dieser Welt ist. Mein Buch wurde in Frankfurt gut aufgenommen und erfreute sich eines zahlreicheren Publikums. Der interessanteste Teil war die Debatte nach der Buchvorstellung, als das Publikum mir verschiedene Fragen gestellt hat. Es reagierte ganz anders als das rumänische Publikum. Das Gespräch mit den deutschen Lesern setzte sich mehr mit dem Totalitarismus auseinander. Viele Fragen beschäftigten sich mit den sozialen und politischen Aspekten sowie mit dem Aktuellen aus Rumänien. Die Menschen waren sehr neugierig und wollten erfahren, ob in Rumänien noch etwas vom Totalitarismus oder ob etwas aus dem alten Regime in der Mentalität der Rumänen hängen geblieben ist.“
Bei der Frankfurter Buchmesse wurden die Namen der Gewinner des EU-Literaturpreises 2014 bekanntgegeben. Der EU-Literaturpreis wurde zum ersten Mal im Jahre 2009 verliehen, als Beweis der Anerkennung der besten jungen europäischen Schriftsteller. Die Sprache spielte dabei keine Rolle. Pierre J. Mejlak aus Malta, ein mit dem EU-Literaturpreis ausgezeichneter Schriftsteller, beschrieb seine Gefühle:
Ich fühle mich sehr geehrt. Als Schriftsteller verbringe ich viel Zeit, indem ich allein in meinem Zimmer arbeite, so dass ich glücklich bin, wenn meine Bücher geschätzt werden. Es ist nicht mein erstes Buch, aber es ist meine erste europäische Auszeichnung. Das Buch ist eine Kurzprosasammlung, zehn Erzählungen, die die Macht der Erinnerung als Thema haben. Sie sprechen von der Art, in der ich die Nostalgie aus mehreren Sichtpunkten betrachte. Es gibt Gestalten, die meine Erinnerungen verlassen, andere, die zurückkommen wollen, Gestalten, die die künftigen Erinnerungen zu manipulieren versuchen und jene sammeln, die sie am Lebensende haben wollen. Die Macht der Erinnerungen ist meine Leidenschaft.“
Die Leser hatten die Möglichkeit, bei der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt die Schriftstellerin Marica Bodrožić, die mit dem EU-Literaturpreis 2013 ausgezeichnet wurde, zu treffen. Sie ist eine der interessantesten Schriftstellerinnen in Deutschland, obwohl Deutsch nicht ihre Muttersprache ist:
Es war eine sehr angenehme Überraschung, ich wusste überhaupt nicht, dass es diesen Preis gibt. Ich habe erfahren, wie viele neue Leser man durch eine Übersetzung entdecken kann. Das bedeutet sehr viel, es bedeutet, mit anderen Kulturen und Sprachen in Kontakt zu treten. Jede neue Übersetzung bedeutet eigentlich ein Neuschreiben, eine Neuverfassung des Textes. Das Buch entwickelt sich zu etwas anderem. Ich glaube nicht an Schriftsteller, die eine Karriere aufbauen wollen, mich interessiert das Schreiben, ich schreibe, weil ich das brauche. Ich interessiere mich für diesen Prozess, durch den die Leser zum Buch, zu einem Dialog mit dem Schriftsteller kommen. Das Buch kann durch diesen Prozess etwas Neues über die Welt sagen. Vielleicht scheint das ein bisschen naiv, aber ich interessiere mich sehr für den Dialog, der von einem Buch ausgeht.“
Polirom, Casa Radio, Curtea Veche, Humanitas, RAO, Trei, Max Blecher, Monitorul Oficial, Nemira, Niculescu sind nur einige rumänische Verlage, die bei der Frankfurter Buchmesse anwesend waren.