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Reenactment: Tänzerin Lizica Codreaunu in der Werkstatt von Brâncuşi

Die Tänzerin und Choreographin Lizica Codreanu ist heute in Rumänien wenig bekannt. In den Zwanzigern faszinierte sie mit ihrem außerordentlichen Talent zahlreiche Künstler in Paris, darunter den Bildhauer Constantin Brâncuşi.

Reenactment: Tänzerin Lizica Codreaunu in der Werkstatt von Brâncuşi
Reenactment: Tänzerin Lizica Codreaunu in der Werkstatt von Brâncuşi

, 24.01.2015, 17:57

Die Tänzerin und Choreographin Lizica Codreanu ist heute in Rumänien wenig bekannt. In den Zwanzigern faszinierte sie mit ihrem au‎ßerordentlichen Talent zahlreiche Künstler in Paris, darunter den Bildhauer Constantin Brâncuşi. Anhand von Bildern und Briefen erzählt heute die Museumsforscherin Doina Lemny ihre Geschichte nach, und beim Bukarester Tanzzentrum (CNDB) werden ihre Tanzaufführungen nachgespielt.



Im Jahr 1922 hat der Bildhauer Constantin Brâncuşi ein Tanzkostüm für Lizica Codreanu angefertigt, lie‎ß die Platte mit den bekannten Klavierstücken Gymnopédies“ von Erik Satie spielen und lud die Tänzerin ein, in seiner Werkstatt, unter Skulpturen, einen Tanz zu erfinden. Das ganze porträtierte Brâncuşi mithilfe einer Thornton-Pickard-Kamera in sieben denkwürdigen Bildern. 1996 bildete der Regisseur Cornel Mihalache das Kostüm von Lizica Codreanu nach den Bildern aus dem Jahr 1922 nach und schlug der Choreographin Vava Ştefănescu ein scheinbar unmögliches Reenactment“ (Nachspielen) in der Werkstatt des Bildhauers auf Musik von Satie. Das Nationale Tanzzentrum Bukarest organisierte jüngst eine Aufführung, die die Tänzerin und Choreographin Lizica Codreanu wieder in die Aufmerksamkeit bringt.



Das Treffen fand im Rahmen des Programms Hors les Murs“ des Bukarester Tanzzentrums statt. Mit dem im Jahr 2014 ins Leben gerufenen Projekt setzt sich das Tanzzentrum zum Ziel, über die vier Mauern hinaus zu gehen, die es beherbergt, und neue Wege einzuschlagen. Die Veranstaltung brachte den Regisseur Cornel Mihalache, die Forscherin Doina Lemny und die Choreographin Vava Ştefănescu zu einer Diskussion zusammen, die von Igor Mocanu moderiert wurde: Die heutige Veranstaltung widmen wir Lizica Codreanu, weil sie bis gestern die an sich unbekannte Tänzerin und Choreographin Rumäniens blieb. Das Projekt Hors les Murs“ nimmt sich vor, eine kaum bekannte Geschichte wiederzubeleben und die Persönlichkeit von Lizica Codreanu in den Vordergrund der Tanzkunst zu rücken“, sagte Mocanu.



Bei der Arbeit am Dokumentarfilm Brâncuşi“ im Jahr 1955 entdeckte der Regisseur Cornel Mihalache Bilder von Lizica Codreanu beim Tanzen. Mihalache wandte sich an Geta Solomon für die Nachbildung des Tanzkostüms und an die Choreographin Vava Ştefănescu für das Nachspielen des Tanzes von Lizica Codreanu. Vava Ştefănescu dazu:



Ich war 25 Jahre alt, ich konnte nicht erraten, was ein Reenactment ist, und auch nicht vorahnen, dass ich zukünftig ein erhebliches Interesse für eine Persönlichkeit der Tanzkunst zeigen und mich dafür einsetzen werde, ihre Werke wiederaufzuführen. Ich wusste damals auch nicht, dass man sich bei jeder Forschung zunächst mit den sogenannten schwarzen Löchern konfrontieren muss. Es passte mir eigentlich ganz gut, über wenige Informationen zu verfügen, weil ich Raum zum Erfinden hatte und glaubte, eine wunderbare und zugleich gespenstische Persönlichkeit zu entdecken. Ich habe mit gro‎ßem Eifer das ursprüngliche Kostüm bewahrt, weil ich den Eindruck hatte, in einer der Skulpturen von Brâncuşi gekleidet zu sein.“




Vor zwei Jahren erschien im Verlag Vellant das Buch Lizica Codreanu. Eine rumänische Tänzerin in der Pariser Avantgarde“, ein Buch, das bereits in Frankreich veröffentlicht wurde. Die Autorin des Buches ist Doina Lemny, Forscherin am Nationalmuseum für Moderne Kunst, im Pompidou-Zentrum in Paris und Brâncuşi-Expertin. Die Autorin mehrerer Bücher über Brâncuşi entdeckte Lizica Codreanu im Brâncuşi-Archiv und war darüber empört, dass niemand von ihr gehört hatte:



Die Forschung lief schwieriger als gedacht, weil es am Anfang des 20. Jahrhunderts keine Ballettschule gab, die Lizica besuchen konnte, und daher konnte ich mich auch an niemanden für Informationen wenden. Mit wenigen Erkenntnissen habe ich aber ihren Lebensfaden verfolgt und fühlte mich gleich davon angezogen. Ihre Vergangenheit habe ich in enger Verbindung mit dem Leben ihrer Schwester, der Bildhauerin Irina Codreanu, nachgeforscht. Beide waren mutige Frauen, die ein spannendes Leben führten und sich auf ein Abenteuer nach Paris begaben. Dort wurden sie zu Schützlingen von Brâncuşi, er verhalf ihnen zum Durchbruch im Leben der Pariser Avantgarde. Der Sohn und das Enkelkind von Lizica Codreanu zeigten mir einige Bilder, Plakate und Briefe, die ihr Leben nacherzählten. Zwei oder drei Briefe stammten sogar vom berühmten Mitbegründer des Dadaismus, Tristan Tzara. Ich habe Lizica dabei auf einem Bild bei MOMA erkannt.“




Lizica Codreanu war nur kurze Zeit als Tänzerin und Choreographin tätig. Sie brach ihre Karriere 1927 ab, als sie den französischen Intellektuellen Jean Fontenoy heiratete. Die Ehe scheiterte und Lizica kehrte nach Paris zurück. Dort eröffnete sie unter der Anleitung eines der grö‎ßten Yoga-Experten ein Hatha-Yoga-Studio. Es war genau in der Zeit in den Drei‎ßigern, als Yoga in Paris in Mode kam. Doina Lemny:



Ihr Sohn hat mich total entmutigt. Er sagte, dass Lizica keine Karriere als Tänzerin verfolgte. Und das war einigerma‎ßen wahr, denn ihre Karriere war sehr kurz. Sie tanzte in der Werkstatt von Brâncuşi und wurde von der berühmten Künstlerin Sonia Delaunay entdeckt, die Kostüme anfertigte. Sie weigerte sich aber, ein Kostüm von Fernand Léger zu tragen, denn er fertigte meistens Ballettkostüme an. In Paris wurde sie gar nicht vom Ballett angezogen, sie besuchte auch keine Ballettschule, sondern Zirkuskurse. Sie knüpfte zahlreiche Kontakte zu Künstlern. Sie war ein künstlerischer und erfinderischer Geist, sie trainierte in der Werkstatt von Brâncuşi, was den Bildhauer völlig faszinierte.“




Das Buch feierte einen gro‎ßen Erfolg in Frankreich, erzählt anschlie‎ßend Doina Lemny:



Meine Kollegen vom Pompidou-Zentrum, die Sonia Delaunay und Léger in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit stellen, zeigten ein gro‎ßes Interesse an der Beziehung zwischen den Kostümen der Künstlerin Sonia Delaunay und dieser rumänischen Tanzkünstlerin, die unbekannt blieb. Ich wurde bei zahlreichen Veranstaltungen des Pompidou-Zentrums zur Sprecherin von Lizica Codreanu. Sie fasziniert mit ihrem au‎ßergewöhnlichen Talent und ihrer Persönlichkeit auch heute zahlreiche Menschen.“




Die Managerin des Bukarester Tanzzentrums, Vava Ştefănescu, sagte über den Platz, den Lizica Codreanu im zeitgenössischen Tanz Rumäniens belegt:



Sie stellt ein wahres Symbol dar. Sie konnte sich äu‎ßerst natürlich zwischen verschiedenen Welten, Kunstbereichen, Ideen und Perspektiven bewegen, aus denen man den Menschenkörper und den Tanz betrachten kann. Das passiert einigerma‎ßen auch heute noch mit den Künstlern.“

sursa foto:
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