Orthodoxe Ostern
Ostern ist das wichtigste Fest der christlichen Welt. Die Auferstehung des Herrn Jesu Christi wird jedes Jahr gefeiert, der Termin des Festes ist beweglich und wird nach zwei Naturphänomenen berechnet.
Monica Chiorpec, 19.04.2014, 15:11
Ostern ist das wichtigste Fest der christlichen Welt. Die Auferstehung des Herrn Jesu Christi wird jedes Jahr gefeiert, der Termin des Festes ist beweglich und wird nach zwei Naturphänomenen berechnet. Laut dem ersten ökumenischen Konzil von Nicäea, wird Ostern stets am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Jedes Jahr berechnet das Patriarchat von Alexandrien den Termin für das Osterfest und kommuniziert es den anderen christlichen Kirchen. Allerdings ist dies eher ein allgemeiner Anhaltspunkt für das Verständnis des beweglichen Termins — das weil nach dem Konzil von Nicäea viele Veränderungen stattgefunden haben, sowohl im christlichen Kalender selbst, als auch was die Interpretation des kosmischen Zyklus anbelangt.
Die Vorbereitung für die Auferstehung des Herrn beginnt mit der Osternfastenzeit, die in den orthodoxen Kirchen die längste und strengste Fastenperiode darstellt. Biblischer Hintergrund für die Festsetzung der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte ist das ebenfalls 40-tägige Fasten Jesu in der Wüste, während seiner Vorbereitung auf die messianische Tätigkeit. Etymologisch kommt Paște“ (das rumänische Wort für Ostern) aus dem hebräischen Begriff Pessach“, dessen wortwörtliche Übersetzung Vorüberschreiten“ heißen würde. Das Pessach-Fest gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, also die Befreiung der Israeliten aus ägyptischer Sklaverei.
Das Osterfest der Christen ist eine Feier der Hoffnung, das Versprechen einer geistigen Auferstehung und des ewigen Lebens nach dem Tod, wie Delia Suiogan, Ethnologin an der Nord-Universität in Baia Mare erklärt.
Das Osterfest ist das große Fest der Wiedergeburt durch Auferstehung. Der Mensch aus der traditionellen Welt, egal woher er stammt, glaubt an diesen mehrmals wiederholten Tod, der die Chance einer Wiedergeburt auf einer geistig höheren Ebene bietet. Das Osterfest steht gewiss im Zeichen des höchsten Opfers unseres Erlösers, Jesu Christi, der sich selbst aufgeopfert hat. Es geht auch um das Opfer Gottes, unseres Herrn, der Jesus in die Welt geschickt hat, um sich für die Menschen aufzuopfern, die er nach seinem Bild geschaffen hatte. Der Glaube an die Wiedergeburt stammt aus der vorchristlichen Zeit, als die Idee der sich wiederholenden Zyklen im Vordergrund stand, sowohl in der Natur, als auch bei den Menschen. Die Wiedergeburt gewährt das Recht, auf die Dunkelheit, das Chaos zu verzichten und einen Zustand des Gleichgewichts und der Harmonie wiederherzustellen.“
Nach dem Palmsonntag, der den Einzug Jesu Christi in Jerusalem symbolisiert, sowie der anschließenden Leidenswoche, die am Karfreitag ihren Höhepunkt erreicht, erwarten die orthodoxen Christen in allen Teilen des Landes in der Osternacht den Moment der Auferstehung des Herrn. Sowohl in traditionellen Gemeinschaften, als auch in der Stadt, findet zuerst das Mitternachtsgebet statt. Danach (genau um Mitternacht) werden in der Kirche alle Lichter gelöscht, das Heilige Feuer“ wird an die Gläubigen verteilt und die Glocken läuten, während das Oster-Troparion gesungen wird. Oft wird der orthodoxe Ostergruß (Christus ist auferstanden. Wahrlich er ist auferstanden!) wiederholt.
Zu den uralten Oster-Bräuchen gehört das Färben oder Bemalen der Ostereier am Gründonnerstag, eine Tradition, die in allen Teilen Rumäniens erhalten geblieben ist. Das Ei symbolisiert das Leben und die regenerierende Kraft, während die rote Farbe an das Kreuzopfer Jesu erinnern soll. Das Festessen am Ostersonntag ist ebenso wichtig für die vereinte Gemeinschaft, erklärt Delia Suiogan.
Ein weiterer, sehr schöner Brauch, ist die Segnung der Speisen. Keine Lebensmittel dürfen zu Ostern gegessen werden, wenn sie davor nicht gesegnet worden sind. In der Maramuresch ist dieses Ritual noch sehr gut erhalten und es ist wunderbar zu sehen, wie die Kirchenhöfe am Sonntagmorgen voll sind mit Menschen, die volle Speisekörbe tragen, aus denen sie dann zu Mittag essen werden, wenn die Familie am Festtisch zusammenkommt. Zu den Lebensmitteln, die wir unbedingt erwähnen müssen, die gesegnet werden, zählt die Oster-Pascha, eine Nachspeise, die aus reinem Weizen gebacken wird. Dann gibt es noch Schweine-Schinken, der noch vor der Einführung des Lamms in die Oster-Tradition existierte. Der Schinken ist bereits an Weihnachten zubereitet und seitdem für das Oster-Festessen geräuchert worden. In der Maramuresch findet man zu Ostern außerdem noch gefülltes Lamm auf den Festtischen.
Die heiligen Zutaten sagen viel über die symbolische Bedeutung dieses Gerichts aus. Die Eier und das Grünzeug aus der Füllung zeigen, dass das auf diese Art zubereitete Lamm das Symbol einer Entwicklung ist, eines Wachstums, hier gibt es einen Bezug zur traditionellen Oster-Pascha aus Teig. Überhaupt symbolisieren alle Lebensmittel an Ostern die Opferbringung. Der Weizenkorn opfert sich auf, in dem er sich in Mehl verwandelt. Das gekochte Ei verliert seine Fruchtbarkeit. Die Weintrauben werden zu Wein. Das Lamm ist jedoch das wichtigste, es symbolisiert den Herrn. Indem wir all diese Lebensmittel zu uns nehmen, betreiben wir eine Aufarbeitung der Opferbringung.“
Auch wenn das Osterfest andächtig zelebriert wird, bleibt es auch eine Feier der Freude. Das Opfer des Erlösers, das uns das ewige Leben bietet, ist ein Ereignis, das die Geschichte der Menschheit mitgeprägt hat, und dessen wir uns jedes Jahr dankbar annehmen.
Audiobeitrag hören: