Neue rumänische Prosa in deutscher Übersetzung
Im Berliner Transit-Verlag ist neulich eine Sammlung rumänischer Prosatexte erschienen – bei der Leipziger Buchmesse, wo Rumänien Schwerpunktland war, wurde der Band Das Leben wie ein Tortenboden. Neue Rumänische Prosa“ vorgestellt.
Corina Sabău, 18.08.2018, 17:30
Der Sammelband enthält Prosa, die zwischen den Jahren 2002 und 2014 von bekannten Autoren wie Gabriela Adameşteanu, Bogdan Costin, Petru Cimpoeşu, Adela Greceanu, Nora Iuga, Dan Lungu, Marin Mălaicu-Hondrari, Ovidiu Nimigean, Ioana Pârvulescu, Marta Petreu, Răzvan Rădulescu, Adina Rosetti und Lucian Dan Teodorovici erschienen war. Nach der Buchvorstellung in Leipzig wurde der Band auch beim Rumänischen Kulturinstitut (RKI) in Berlin diskutiert — die Texte wurden im Rahmen von Literaturwerkstätten übersetzt, die das RKI Berlin in Zusammenarbeit mit dem Rumänisch-Lehrstuhl an der Humboldt-Universität in 2015 gestartet hat und von der Übersetzerin Anke Pfeifer geleitet werden.
Dabei geht es vor allem, eine neue Generation von professionellen literarischen Übersetzern aus dem Rumänischen ins Deutsche zu fördern, aber auch Kontakte zwischen Übersetzern, Autoren und Verlegern herzustellen. Anke Pfeifers Verbindungen zur rumänischen Literatur gehen schon ein Stück zurück — sie schrieb sogar ihre Doktorarbeit zum Schelmischen in der rumänischen Prosa und veröffentlicht Rezensionen zu in Deutschland erschienenen Übersetzungen aus dem Rumänischen. Sie findet, dass der im Transitverlag erschienene Band Das Leben wie ein Tortenboden“ dem deutschen Leser einen guten Überblick über die aktuelle Literaturszene in Rumänien bieten wird — über die Entstehungsgeschichte berichtet sie in den Folgeminuten:
Meine Rumänisch-Werkstätten sind für alle offen. Die Teilnehmer sind gewöhnlich Studenten der Rumänistik, ehemalige Studenten, rumänische Muttersprachler. Diese Werkstätten sind aber keine ständigen Kurse. Vor zwei Jahren hat die Übersetzerin Ewa Wemme einen Workshop für die Übersetzung von Gedichten veranstaltet. Und dann kam das RKI Berlin mit dem Vorschlag, einen Workshop für Prosa zu machen, um dabei einen Sammelband zu veröffentlichen. Es gab zwar Texte, die innerhalb der Übersetzungskurse an der Universität Humboldt übertragen waren — aber es waren nur sechs, zu wenig, um einen Sammelband daraus zu machen. Zusammen mit Daniela Duca und Valeriu Stancu haben wir als Herausgeber auch andere Texte gewählt — und es war herausfordernd, sie zu übersetzen. Dass die übersetzten Texte zur Herausgabe bestimmt war, hat zur Attraktivität der Aufgaben für die Übersetzer beigetragen.“
Wie Anke Pfeifer weiter erläutert, wählte zunächst Prof. Valeriu Stancu vom Rumänistik-Lehrstuhl an der Humboldt-Universität vor acht Jahren einige Texte aus, die damals frisch erschienen waren. Doch das letzte Wort hatten die Studenten, die an der Übersetzung arbeiteten — und sie entschieden sich für Kurzprosa oder sogar Romanabschnitte von Dan Lungu, Lucian Dan Teodorovici, Bogdan Costin oder Răzvan Rădulescu. Interessanterweise waren es nur Texte von Autoren, obwohl — wie Anke Pfeifer bemerkt — auch Schriftstellerinnen in Rumänien viel zu bieten haben. In einer zweiten Phase wählten die Herausgeber dann Texte bekannter Autorinnen wie Nora Iuga oder Gabriela Adameşteanu, aber auch von weniger bekannten Namen wie Ioana Pârvulescu, Adela Greceanu und Adina Rosetti. Der Sammelband erfreute sich eines beachtlichen Interesses von der Neuen Zürcher Zeitung, aber auch in Talkshows zum Thema Leipziger Buchmesse. Nun stehen weitere Buchveranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Programm. Anke Pfeifer weiß über einen schönen Erfolg zu berichten:
Bei der Buchmesse in Leipzig war das Interesse für die rumänische Literatur sehr groß. Rumänien war mit über 40 Übersetzungen präsent, am rumänischen Stand war immer viel Andrang — die Leute blätterten in den Büchern, schauten sich die Lesungen an und hörten bei den Diskussionen zu. Die Messe und die übersetzten Titel werden das Interesse für die rumänische Literatur bestimmt fördern.“
Die Rumänistin Anke Pfeifer plant demnächst Rezensionen von in deutscher Sprache erschienenen Büchern von Ştefan Agopian und Ana Blandiana.