„Netzwerke des Blickes“: Bilder des Kunstfotografen Aurel Bauh virtuell vorgestellt
Das Rumänische Bauernmuseum hat in diesem Herbst die erste partizipative digitale Plattform gestartet, die einem rumänischen Museumsarchiv gewidmet ist.
Monica Chiorpec, 12.10.2019, 17:30
Die Plattform Reţelele Privirii“ (Netzwerke des Blickes“), ein innovatives Museumsexperiment in vollem Gange, ist als virtueller Raum für gemeinsame Forschung und Ausstellung konzipiert. Das Bildarchiv des Nationalen Bauernmuseums in Bukarest hat sich vorgenommen, seine Sammlungen in einer virtuellen Umgebung zugänglich zu machen. Die Plattform Netzwerke des Blickes“ ist ein erstes Projekt, das sich den Negativen von Aurel Bauhs Fotos widmet. Die Forscherin und Kuratorin der Plattform, Viviana Iacob, stellt sie uns vor:
Für Aurel Bauh haben wir mehrere Serien identifiziert, die bestimmten geografischen Regionen gewidmet sind: Văleni, Dâmbovnic, Gurghiu, das Jiu-Tal. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Fotografien, die der Stadt Bukarest gewidmet sind. Eine Reihe kann durch Forschung und externe Beiträge erweitert oder verringert werden, und die Struktur der Plattform ist so konzipiert, dass sie diese Fluidität der Inhalte unterstützt.“
Sicherlich wird der Inhalt von Archiven durch verifizierte Informationen unterstützt, die Archivare als Metadaten“ bezeichnen. Die Einsicht in viele Quellen war ein notwendiger Schritt, bevor die Aurel-Bauh-Sammlung auf der Plattform Netzwerke des Blickes“ veröffentlicht wurde. Viviana Iacob:
Diese Reihe von Metadaten ist wichtig, um relevante Verbindungen innerhalb der Sammlung, aber auch zu anderen Sammlungen in diesen Archiven herzustellen. Um Informationen zu finden, die die Metadaten unterstützen könnten, war es notwendig, die Geschichte der Präsentation und Veröffentlichung dieser Negative zu erforschen. Bis heute mussten wir die auf der Plattform geposteten Negative aus vielen Quellen bestätigen: Biographie des Fotografen, Ausstellungsbroschüren, Artikel über Bauhs Projekte, die in Zeitungen und Zeitschriften der damaligen Zeit veröffentlicht wurden, wissenschaftliche Artikel, die der ethnographischen Forschung in der Zwischenkriegszeit gewidmet waren, mündlich überlieferte Geschichte, Fachwissen über Fototechnik und über die Trachten der verschiedenen ethnographischen Gebiete.“
Aurel Bauh, ein avantgardistischer Fotograf, wurde 1900 in Craiova, im Süden Rumäniens geboren. In den frühen 1920er Jahren verließ er das Land und ließ sich für eine Weile in Paris nieder, wo er an der künstlerischen Bewegung der französischen Hauptstadt teilnahm. Er besichtigte die Ausstellungen der Avantgarde-Künstler und der Kunstfotografen — der berühmte Man Ray war damals der Inbegriff der Kunstfotografie. Ende der 1930er Jahre war Aurel Bauh wieder in Bukarest. Er hatte zwei Fotostudios, eines in der Popa-Rusu-Straße und ein zweites auf der Calea Victoriei (Siegesstraße), das als Studio 43 bekannt war. Die Sammlung des Rumänischen Bauernmuseums enthält Szenen des ländlichen Lebens und nicht nur. Viviana Iacob, Forscherin und Kuratorin der Plattform Netzwerke des Blickes“, erklärt:
1937 eröffnete Aurel Bauh sein Studio in Bukarest, genannt »Studio 43«. Ein Jahr später präsentierte er seine erste Einzelausstellung der Öffentlichkeit. Ab 1939 nahm er an Fotoausstellungen des Nationalen Tourismusverbandes (ONT) teil. Und noch 1939 veröffentlichte er zwei seiner Fotos in der Zeitschrift ONT — »Winterphantasie« und »Kornähren der Felder«. Letzteres sollte als Gewinner der 5. Ausstellung des Nationalen Tourismusverbandes ausgewählt werden. 1945 begann Aurel Bauh ein Projekt, das dem Schilal gewidmet war, und ein Jahr später eröffnete er seine zweite Einzelausstellung. Die Fotos, die er 1947 in den Kohlebergwerken des Schilals aufgenommen hatte, begleiteten den Essay »Männer und Kohle« des Schriftstellers Geo Bogza.“
Wie gelangt ein Bild aus der Archivschublade ins digitale Repositorium? Wie wird eine digitale Sammlung aufgebaut und was sind die Herausforderungen eines solchen Unternehmens? Viviana Iacob:
Die Zeitleiste, d.h. die chronologische Darstellung der Negative, wird durch Bauhs Biographie vorgegeben. Es hängt von der Recherche zu diesen Fotoserien und davon ab, wann er sie belichtet hat. Es wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Titel eines Fotos oder seinen Platz in der Chronologie der Arbeit des Künstlers zu entdecken und eine Beziehung zu anderen Artefakten in anderen Sammlungen herzustellen.“
Netzwerke des Blickes“ ermöglicht es der Öffentlichkeit, Artefakte in digitaler Form zu finden, die von Aurel Bauh unterzeichnet wurden. Internetnutzer können auch dazu beitragen, die Sammlung und die Informationen darüber zu bereichern. Iris Şerban, Leiterin des ethnologischen Archivs des Museums, erklärt:
Das Projekt »Netzwerke des Blickes« steckt noch in den Kinderschuhen. Auf diese Weise wollen wir das ethnologische Archiv unseres Museums fördern. Diese Plattform ist mehr als nur eine Datenbank, sie ist ein virtueller Raum, in dem die Besucher nicht nur Archivmaterial, Fotos, Audio- und Videofragmente sowie Texte entdecken, sondern auch ihren eigenen Beitrag leisten können.“
Das Projekt Netzwerke des Blickes“ wurde vom Nationalen Bauernmuseum in Bukarest mit Hilfe mehrerer Partner durchgeführt, darunter RIZI Design, Samsung Romania, Gemini Solutions, The Plot und das National Network of Museums in Rumänien. Die Plattform Netzwerke des Blickes“ kann besucht werden unter: arhiva.muzeultaranuluiroman.ro.