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Nationales Theaterfestival 2018: Hochkarätige Tanzaufführungen in Bukarest

Seit einigen Jahren nimmt der Tanz einen wichtigen Platz im Nationalen Theaterfestival in Bukarest ein. Einen großen Erfolg feierten dieses Jahr die Ensembles Peeping Tom“ aus Belgien und Nederlands Dans Theater“ aus den Niederlanden.

Nationales Theaterfestival 2018: Hochkarätige Tanzaufführungen in Bukarest
Nationales Theaterfestival 2018: Hochkarätige Tanzaufführungen in Bukarest

, 10.11.2018, 17:30

Vom 11. bis einschlie‎ßlich 29. Oktober fand in Bukarest die 28. Auflage des Nationalen Theaterfestivals statt. Die dem zeitgenössischen Tanz gewidmete Sektion der Festspiele brachte dieses Jahr mehrere hochkarätige Tanzensembles nach Bukarest — darunter Peeping Tom“ aus Belgien und Nederlands Dans Theater“ aus den Niederlanden.



Gabriela Carrizo und Franck Chartier sind Gründungsmitglieder der berühmten belgischen Tanzkompagnie Peeping Tom“, die beim Nationalen Theaterfestival in Bukarest ihre neue Produktion Mutter“ präsentierte. Mutter“ wurde 2016 erstaufgeführt und ist der zweite Teil einer Trilogie, die 2014 mit Vater“ debütierte und 2019 mit Kind“ abgeschlossen wird. Der choreographische Stil der Gabriela Carrizo ist äu‎ßerst originell und persönlich. Ihre Aufführungen sorgen für einen starken emotionalen Eindruck und bieten gleichzeitig neue Perspektiven auf die Themen, die auf der Bühne behandelt werden. Besonders wichtig sind für die Choreographin der Raum und das Bühnenbild; so auch bei der Schaffung der Tanzaufführung Mutter“. Mehr dazu von Gabriela Carrizo:



Der Ausgangspunkt meiner Choreographie war die Abwesenheit der Mutter. Ich wollte mich etwas distanzieren, ich wollte eben nicht mit der Familie, mit dem Zuhause oder mit der Idee der Mutterschaft beginnen, sondern eine Reflexion über die starken Gefühle in Bezug auf die Mutter, den Verlust der Mutter oder das Muttersein auf die Bühne bringen. Dabei ist die Bühne zum Museum, zum öffentlichen Raum geworden. Es könnte sich um eine Art Wartezimmer handeln, aber es ist eher ein Raum des Ausgesetztseins, der zum Schluss wieder zum familiären Raum wird. Man kehrt also letztendlich wieder nach Hause. Anfangs, als wir die Aufführung gestalteten, habe ich alle Darsteller gebeten, Fotos aus ihrer Kindheit, Fotos von ihren Müttern mitzubringen und die damit verbundenen Geschichten zu erzählen. Die Idee dahinter war: Wir sollten die Abwesenheit unserer Mütter wahrnehmen und darüber nachdenken, wie wir unsere Erinnerungen wieder ins Leben rufen. Der Raum ist dabei besonders wichtig, die Aufführung ermöglicht auch eine Reise durch verschiedene Räumlichkeiten des Museums. All diese Räumlichkeiten haben aber etwas Gemeinsames, etwas, was ausgestellt wird, was betrachtet wird, etwas, von dem man sich distanzieren kann. Die gesamte Aufführung ist auf diesen Räumlichkeiten aufgebaut, die sich ständig verwandeln. Es ist aber nicht eine physische Verwandlung, sondern eine Verwandlung in unserem Inneren, eine Änderung der Perspektive.“




Die in Bukarest geborene Tänzerin und Choreographin Ana Maria Lucaciu hat im Alter von 11 Jahren ein Stipendium der Nationalen Ballettschule in Kanada bekommen und Rumänien verlassen, um in Toronto zu studieren. Sie wurde Mitglied von Canada’s National Ballet und später tanzte sie mit dem Königlichen Ballett in Kopenhagen, mit der Balletttrupe des Staatstheaters Augsburg und mit der Portugiesischen Gegenwartstanz-Kompagnie in Lissabon. Seit sieben Jahren ist Ana Maria Lucaciu Mitglied der Tanztruppe New York’s Cedar Lake Contemporary Ballet. Beim Nationalen Theaterfestival in Bukarest präsentierte Ana Maria Lucaciu die Gegenwartstanz-Aufführung Slightly Off Stage“, bei der sie die Choreographie gestaltete und auch Hauptdarstellerin war. Ana Maria Lucaciu:



In letzter Zeit hatte ich immer mehr das Gefühl, dass ich einiges zu sagen oder zu zeigen habe. Das, was ich heutzutage auf den Tanzbühnen der Welt sehe, entspricht nicht dem, was ich sagen oder zeigen will. Bei meiner Arbeit lie‎ß ich mich von den Clowning-Workshops inspirieren, an denen ich teilgenommen hatte. Das Clowning enthüllt ungeahnte Seiten der Persönlichkeit, es zeigt das Menschliche und auch Unmenschliche in uns, und ich wollte versuchen, das alles durch Choreographie und Tanz zu zeigen. Ich begann mit einer etwas absurden Situation, wenn jemand etwas argumentiert, und zwar mit den Worten ‚man sagt‘ oder ‚es wird so getan‘ (auf Englisch ‚they say‘, ‚they do‘). Aber wer ist ‚man‘, wer ist ‚es‘, wer sind diese ‚they‘? Damit hat alles angefangen. Dann wollte ich, dass diese ‚they‘ Chefs des Geschehens auf der Bühne werden. Alles kommt ‚von oben‘, ‚von links‘, ‚von rechts‘, blo‎ß nicht von uns selbst. Wir werden herumkommandiert, und nichts ist in Ordnung, nichts ist so, wie es sein sollte. Ich arbeitete mit der Idee, dass wir, die Darsteller auf der Bühne, von Mächten au‎ßerhalb der Bühne manipuliert werden.“




Rumänien wurde in der Tanz-Sektion des Nationalen Theaterfestivals in Bukarest mit der Produktion Pomană/To_R“ (Leichenschmaus/To_R“), Regie und Choreographie Pál Frenák vom Studio M in Sfântu Gheorghe, vertreten. Einzelheiten dazu bringt die Studio M“-Direktorin Imola Márton:



Pál Frenák sagte uns, sein Projekt basiere auf der Idee eines imaginären Leichenschmauses, der aber auch ein imaginäres Hochzeitsfest sein könnte. Die Aufführung präsentiert eine Situation zwischen Realität und Phantasie, bei der die Beziehungen der Menschen zu anderen Menschen und auch zu sich selbst durch Tanz dargestellt werden: Einsamkeit, die Unfähigkeit, Kontakt zu anderen Menschen oder zu sich selbst aufzunehmen, Konflikte, Liebesbeziehungen… Verschiedene seelische Zustände, vom Fröhlichsein bis zur Traurigkeit — was so eben bei einer Leichenschmausgesellschaft passieren kann. Pál Frenák kreiert Bilder, die all diese Gefühle vermitteln. Daher erzählt die Aufführung keine klare Geschichte, sie ist sehr lyrisch und äu‎ßerst visuell.“




Die 28. Auflage des Nationalen Tanztheaters in Bukarest wurde mit einer Aufführung der berühmten Tanzkompagnie Nederlands Dans Theater“ (NDT) abgeschlossen. Die NDT kam mit vier Aufführungen nach Bukarest: Shoot the Moon“ von Sol Leon und Paul Lightfoot, Woke Up Blind“ von Marco Goecke, The Statement“ von Crystal Pite und Vladimir“ von Hofesh Shechter. Die Präsenz der Tanzkompagnie Nederlands Dans Theater in Bukarest war ein besonderes Ereignis, nicht nur für das Publikum im Saal, sondern auch für die Mitglieder der NDT, sagte der Choreograph und künstlerischer Leiter Paul Lightfoot:



Es sind 12 Jahre vergangen, seitdem wir letztes Mal in Bukarest aufgetreten sind. Daher war es uns sehr wichtig, jetzt die Diversität unserer Arbeit zu zeigen. Unsere Truppe ist wie ein Chamäleon, das sich immer wieder in anderen Farben zeigt. Alle Aufführungen sind originell, sie sind bei uns zu Hause entstanden. In »Shoot the Moon« haben Sol Leon und ich mit der Musik des Komponisten Philip Glass gearbeitet und ein Bühnenbild wie in einer Theateraufführung geschaffen. Wir wollten über zwischenmenschliche Beziehungen reflektieren, wie es ist, mit jemandem in einer Beziehung zu leben und trotzdem unglaublich einsam zu sein. Es geht um Isolierung, Klaustrophobie und gleichzeitig um Freiheit und Träumen… Die Aufführung »Woke Up Blind« von Marco Goecke ist unglaublich, einfach verrückt. Physische Bewegung, die äu‎ßerst genau und mit hoher Geschwindigkeit auf Musik von Jeff Buckley dargestellt wird. Crystal Pite ist eine extrem intelligente Künstlerin. Ihr Stück »Statement« entstand in Zusammenarbeit mit Jonathon Young, einem sehr talentierten Schriftsteller. Sie haben das Theaterstück mit vier Schauspielern aufgenommen, dann brachte Crystal Pite das Stück als Tanzaufführung mit vier Tänzern auf die Bühne. Das ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Tanzaufführungen der letzten Jahre. Und bei »Vladimir« ist Hofesh Shechter, ein extrem interessanter Künstler aus Gro‎ßbritannien, sowohl für die Choreographie als auch für die Musik verantwortlich.“

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