RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Literaturpreise der Zeitschrift „Observator Cultural“: Literatur quicklebendig vermitteln

Zehn wichtige rumänische Autoren wurden Anfang April bei der 11. Gala der Literaturzeitschrift Observator Cultural“ mit Preisen geehrt. Der Chefredakteurin Carmen Muşat zufolge wolle man dadurch die zeitgenössische Literatur mehr ins Rampenlicht rücken.

Literaturpreise der Zeitschrift „Observator Cultural“: Literatur quicklebendig vermitteln
Literaturpreise der Zeitschrift „Observator Cultural“: Literatur quicklebendig vermitteln

, 22.04.2017, 18:00

Anfang April hat im Bukarester Theater Odeon die 11. jährliche Preisverleihung der Kulturzeitschrift Observator Cultural“ stattgefunden. Insgesamt wurden 34 rumänische Gegenwartsautoren in sechs Kategorien nominiert: Memorialistik, Essayistik/Publizistik, Literaturkritik/Literaturtheorie, Debut, Poesie, Prosa. Zehn bedeutende rumänische Autoren, darunter Ana Blandiana, Radu Cosaşu, Vlad Zografi, wurden mit Preisen ausgezeichnet.



Der beste Poesie-Band des Jahres 2016 wurde Cînd nu mai e aer“ (Wenn keine Luft mehr da ist“) von Radu Andriescu, erschienen im Verlagshaus Max Blecher“. Der Prosapreis ging ex-aequo an die Schriftsteller Radu Cosaşu für Viaţa ficţiunii după o revoluţie“ (Das Leben der Fiktion nach einer Revolution“) und Radu Pavel Gheo für Disco Titanic“, beide erschienen beim Verlag Polirom. Vor einem Jahr schrieb der Dissident und Menschenrechtsaktivist Gabriel Andreescu: Die Gründung der Kulturzeitschrift »Observator Cultural« im Jahr 2000 markierte eine neue Etappe in der Evolution der ideologischen Modelle der rumänischen Intellektuellengemeinde. Im Laufe der Jahre hat die Zeitschrift »Observator Cultural« ihren Status als Gestalter der Kulturideologie bestätigt.“ Mehr über das Selbstverständnis der Zeitschrift von Carmen Muşat, Chefredakteurin der Kulturzeitschrift Observator Cultural“:



Mit diesen Preisen versuchen wir in der Tat, ein Image der lebendigen rumänischen Kultur, der rumänischen Literatur in diesem Moment festzuhalten. Da bei jeder Auflage neue Namen auf die Liste der Nominierten eingetragen werden, versuchen wir auch, uns selbst und das kulturelle Profil der Zeitschrift »Observator Cultural« neu zu definieren. Es handelt sich um ein doppeltes identitätsgestaltendes Unternehmen. Einerseits für unsere Zeitschrift, weil die Auswahlmöglichkeiten und die Preise das Identitätsprofil unserer Zeitschrift konturieren, andererseits weil dadurch in diesem kulturell viel versprechenden Moment ein Identitätsprofil der rumänischen Kultur entsteht.“




16 Gymnasiasten von 6 Nationalkollegien in Bukarest waren auf der Bühne des Theaters Odeon anwesend, um den Preis Observator Lyceum“ an den Schriftsteller Vlad Zografi zu überreichen. Ausgezeichnet wurde Vlad Zografi für sein Buch Efectele secundare ale vieţii“ (Nebenerscheinungen des Lebens“), erschienen beim Verlag Humanitas. Carmen Muşat dazu:



Wir kommen mit jungen Leuten zusammen, wie hören ihnen zu, um ihre Optionen und ihre Argumente zu erfahren. Mich haben diese Gymnasiasten beeindruckt, und ich war nicht die einzige. Sowohl dieses Jahr als auch in den vergangenen Jahren wurden die Galateilnehmer vom Diskurs der Gymnasiasten, von ihren frischen und gut begründeten Argumentationen tief beeindruckt. Ich glaube, dass wir diese junge Menschen ermuntern und unterstützen müssen; sie sollten die Chance bekommen, mit rumänischen Schriftstellern zusammenzukommen, die rumänische Literatur zu entdecken. Bei der diesjährigen Preisverleihung erzählte die Dichterin Ana Blandiana über ihre Riesenüberraschung bei der Reaktion eines Kindes, das sie bei einem Gespräch mit Schülern in einer Grundschule traf. Die Lehrerin hatte angekündigt, dass die Dichterin Ana Blandiana in ihrer Schule zu Gast sei, aber eines der Kinder widersprach ihr, es sagte, das sei nicht möglich. Nach einem kurzen Verblüffungsmoment wollten alle wissen, warum das Treffen unmöglich sei. Und der Schüler sagte, er wisse schon, dass alle Dichter tot seien, folglich könne die Dame, die vor ihnen sitze, keineswegs die Dichterin Ana Blandiana sein. Diese Reaktion eines Schulkindes zeigt, wie die rumänische Literatur in der Schule unterrichtet wird. In den Lehrbüchern werden alle Schriftsteller und Dichter wie Museumsexponate präsentiert, und deshalb bekommen die Schüler den Eindruck, dass die Literatur tot sei und ins Museum gehöre, man könne keinen direkten Kontakt, keine Interaktion mit der Literatur haben. Mit der Zeitschrift »Observator Cultural« und mit unserer Preisverleihung versuchen wir zu beweisen, dass die Literatur quicklebendig ist. Demnächst werden wir auch ein Projekt mit öffentlichen Lesungen starten, wobei Schüler von mehreren Gymnasien mit rumänischen Schriftstellern, Dichtern und anderen Künstlern zusammenkommen und direkt diskutieren können. Wir wollen unser Publikum herausfordern, wir wollen eine rege kulturelle Interaktion starten.“




Bei der diesjährigen Preisgala hat die Kulturzeitschrift Observator Cultural“ mehrere Preise für Literaturübersetzung verliehen, und zwar nicht nur für literarische Übersetzungen aus einer Fremdsprache ins Rumänische, sondern auch für Übersetzer, die rumänische Werke in eine Fremdsprache übertragen haben. Ausgezeichnet wurden die Übersetzerinnen Veronica D. Niculescu aus Rumänien und Joanna Kornaś-Warwas aus Polen. Dazu die Schriftstellerin und Literaturübersetzerin Veronica D. Niculescu:



2007 begann ich, das erste Buch von Vladimir Nabokov aus reiner Lust und Liebe zu übersetzen. Ohne Vertrag, ohne Termin, ohne Druck, ohne jede Verpflichtung. Es war ein reines Vergnügen. 2008 wurde die Übersetzung bereits veröffentlicht — es war ein Glücksfall. Es hätte nichts geschehen können, kein Vertragsabschluss, ich hätte einfach mit einem aus Lust und Liebe übersetzten Buch da bleiben können. Glücklicherweise erhielt der Verlag Polirom die Übersetzungsrechte für Vladimir Nabokov und so geschah es auch, dass meine Übertragung veröffentlicht wurde. Ich erinnere mich sehr gut an die Seiten, die mich dazu brachten, mit der Übersetzung anzufangen, sie funktionierten und blieben wie ein Motto, ein sehr nützliches Motto, wenn ich müde bin. Ich lese diese Seiten, ich erinnere mich an jene Augenblicke, als ich mich in einem Idealzustand befand, und ich wünsche mir, diesen Idealzustand jedes Mal zu erleben, wenn ich ein Literaturwerk übersetze. Es geht um einige Seiten aus dem Roman »Der Späher«, eine der Figuren spricht über ‚die Schönheit, die man nicht besitzen kann‘. Das Licht der Abenddämmerung, die sich über die Dächer der Stadt legt, der Duft einer Blume, den wir immer wieder einatmen, aber nicht besitzen können. Und das geschieht auch mit uns, wenn wir schreiben, wenn wir lesen — irgendwie versuchen wir, etwas zu besitzen, was wir nicht besitzen können.“

Foto: facebook.com/FILMIKON
Kulturchronik Samstag, 01 Februar 2025

Festival Filmikon: Filme, die menschliche und christliche Werte in den Vordergrund rücken

Das zweite Internationale Filmfestival Filmikon hat auch dieses Jahr das Publikum zu einer Auswahl von Filmen eingeladen, die im Laufe der Jahre von...

Festival Filmikon: Filme, die menschliche und christliche Werte in den Vordergrund rücken
Sursa foto: Muzeul Municipiului București
Kulturchronik Samstag, 25 Januar 2025

Aus dem Archiv: Stadtmuseum präsentiert Ausstellung zur Cantacuzino-Familie

Unter dem Titel „Die ersten Angehörigen der Cantacuzino-Familie im Bestand des Stadtmuseums Bukarest“ widmet sich die Ausstellung den...

Aus dem Archiv: Stadtmuseum präsentiert Ausstellung zur Cantacuzino-Familie
Foto: Celula de
Kulturchronik Samstag, 18 Januar 2025

Das Buch als Kunstobjekt: Die Austellung „Book.art.est“

Im Interview mit unserem Redakteur Ion Puican sprach Andreea Petrov  als Sprecherin des Veranstalters Art Cell über die Details der Ausstellung....

Das Buch als Kunstobjekt: Die Austellung „Book.art.est“
“Vis. Viață”, un documentar de Ruxandra Gubernat
Kulturchronik Samstag, 11 Januar 2025

„Traum.Leben”: Die Doku über die Generation Z

„Vis.Viață” ist die erste rumänische Beobachtungsdoku, die darauf abzielt, die Realitäten, Bestrebungen und Herausforderungen der jungen...

„Traum.Leben”: Die Doku über die Generation Z
Kulturchronik Samstag, 04 Januar 2025

Moromeții: Trilogie nach Marin Predas Werk und Leben geht zu Ende

Der erste Film von 1988 war noch eine recht getreue Adaption des ersten Bandes des berühmten Romans „Moromeții“, in dem sich Preda mit der Welt...

Moromeții: Trilogie nach Marin Predas Werk und Leben geht zu Ende
Kulturchronik Samstag, 07 Dezember 2024

Vorkriegszeit und Zwischenkriegszeit: Ausstellung im Stadtmuseum Bukarest

Die Ausstellung im Filipescu-Cesianu-Haus zeigt zum Einen unterschiedliche Fragmente des Alltags. Da wäre zum Beispiel das Essensritual der...

Vorkriegszeit und Zwischenkriegszeit: Ausstellung im Stadtmuseum Bukarest
Kulturchronik Samstag, 30 November 2024

Emotionale Performance beteiligt Publikum am Handlungsverlauf

Die Produktion stammt von einer Gruppe europäischer Künstler unter der Leitung der Regisseurin Ioana Păun. Sie konzentriert sich in ihrer Arbeit...

Emotionale Performance beteiligt Publikum am Handlungsverlauf
Kulturchronik Freitag, 22 November 2024

Spielfilm „Clara“: Soziales Drama zum Thema Migration kürzlich in die Kinos gekommen

Der Spielfilm „Clara“ ist  kürzlich landesweit in die Kinos gekommen. Die Produktion des Regisseurs Sabin Dorohoi erzählt die Geschichte von...

Spielfilm „Clara“: Soziales Drama zum Thema Migration kürzlich in die Kinos gekommen

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company