Like CNDB #1 – das Festival für Zeitgenössischen Tanz und Performance
Das 1. Festival für Zeitgenössischen Tanz und Performance Like CNDB“ wurde vom Nationalen Tanzzentrums Bukarest organisiert.
Luana Pleşea, 01.03.2014, 13:06
Es ist mehr als eine Genugtuung, dass es einen so großen Erfolg hat! Auf allen Ebenen: organisatorisch, wirtschaftlich, qualitativ — die Qualität des Publikums, die Qualität der Aufführungen. Es tut sehr gut, die Bestätigung dafür zu bekommen, dass man gute Entscheidungen getroffen hat und dass der zeitgenössische Tanz einem so breiten und sich darauf spezialisierendem Publikum präsentiert werden kann.“
Das waren die Gedanken der Choreographin Vava Ştefănescu, Interimsdirektorin des Nationalen Tanzzentrums Bukarest, am Ende des 1. Festivals für Zeitgenössischen Tanz und Performance Like CNDB“. Veranstalter war selbstverständlich das Tanzzentrum selbst, die einzige öffentliche Kulturinstitution, die den zeitgenössischen Tanz in Rumänien entwickelt und fördert.
Für das Festival konnte ein unerwartet zahlreiches Publikum begeistert werden, darunter auch viele neue Zuschauer, die für eine sehr angenehme und freundliche Stimmung sorgten, die man in einem Konzertsaal nur selten vorfindet. Laut eigenen Angaben habe das Organisationsteam des Zentrums für das Festival bewusst originelle, überraschende, unterhaltende und extravagante Aufführungen gewählt, von denen einige heute erwähnt werden sollen.
Im Jahr 2010 hatte der Künstler Mihai Mihalcea die Kulturszene mit einem Projekt gestürmt, in der die eigene Biographie zur Fiktion wurde: Er selbst verwandelte sich in Farid Fairuz und lancierte durch seine Aufführungen Fragen und Überlegungen zu Themen wie Kulturproduktion, Kapitalismus, Sexualität und Religion. Mihai Mihalcea bzw. Farid Fairuz war selbst Direktor des Nationalen Tanzzentrums zwischen 2006 und 2013 — beim Festival Like CNDB“ präsentierte er die Aufführung Realia (București-Beirut)“.
Es ist eine Aufführung, in der ich den Zuschauer vermutlich voll und ganz betören möchte, durch die Überlappung der zwei Charaktere — so dass man nicht mehr weiß, wo Farid aufhört und Mihalcea beginnt. Es ist eine Aufführung, in der ich unterschiedlichste autobiographische Geschichten zur Diskussion stelle, aber gleichzeitig knüpfe ich an viele Dinge aus der heutigen Welt an, die mich bewegen — an den Bürgerkrieg in Beirut zum Beispiel und viele andere Geschehnisse, die meine Aufmerksamkeit im Laufe der Zeit geweckt und in mir eine Spannung erzeugt haben.“
Für den Soundtrack wählte der Künstler Stücke von Dhafer Youssef, Brent Lewis, Tschaikowski und Margareta Pâslaru, die dieses gemeinsame Erleben einer doppelten Identität vervollständigen.
Für einen besonderen Moment beim Like-Festival sorgte die Choreographin Mădălina Dan, die eine Langzeit-Performance aufführte: das achtstündige Hematopoesis“, bei dem die Zuschauer im Rahmen von zwei einstündigen Zeitfenstern selbst zu Performern werden konnten. Wir fragten Mădălina Dan, was sie motiviert hat, einen solchen Versuch zu wagen.
Ich hatte eine recht ernste Motivation, genauer gesagt war es die Krankheit. Ich wäre sonst bislang nicht auf die Idee gekommen, einen Bewegungsmarathon zu veranstalten, aber ich hatte eben ein recht schwieriges Jahr hinter mir: Ich musste mich einer Behandlung unterziehen, habe erfahren, wie physischer und psychischer Schmerz sich anfühlen und wie es ist, wenn der eigene Körper nicht mehr richtig funktioniert. Ich habe mir überlegt, dass dieser Zustand durch Vitalität kompensiert werden muss. Und dann dachte ich, einen achtstündigen Marathon auf die Beine zu stellen. Ich glaube, dass mich dieser Bereich der physischen Erschöpfung interessiert, in dem man einen Zeitraum mit dem Publikum teilt, der über die gewöhnliche Dauer einer Aufführung hinausgeht. Die Tanzaufführungen dauern in der Regel eine Stunde. Ich wäre an einem Ablauf interessiert, bei dem die Menschen einen Vorgang ohne Skript, ohne Dramaturgie verfolgen. Ich habe das als offene Dramaturgie bezeichnet, im Sinne, dass Sie auch weniger interessante Momente mitverfolgen werden, denn es handelt sich dabei um eine Improvisation und, an manchen Stellen, um Komposition in Echtzeit. Es gibt einen Transformationsprozess, den die Zuschauer miterleben, und ich glaube, dass diese Betrachtung interessant ist.“
Die erste Ausgabe des Festivals für Zeitgenössischen Tanz und Performance, Like CNDB“, ist am 27. Februar mit zwei Aufführungen der Choreographin Andreea Novac zu Ende gegangen. Dabei geht es um zwei Solo-Vorstellungen, Dance a playful body“ mit dem Schauspieler Istvan Teglas und Despre tandreţe“ (Über die Zärtlichkeit“), in der Andreea Novac auch Hauptdarstellerin ist. Dance a playful body“ wurde bereits 2008 geschaffen, dennoch zieht es auch heute noch ein zahlreiches Publikum an, wie die Künstlerin selbst erzählt.
Es ist eine Aufführung, in der ich mit dem Körperkonzept spiele — der Darstellung des Körpers und dem Körper im Alltag. Beides ist in ein und derselben Person enthalten. Denn was mir an Istvan sehr gut gefallen hat und ich stets in der Aufführung versucht habe zu vermitteln, ist sein Vermögen, sehr schnell von einem Gemütszustand zum anderen überzugehen. Er ist ein Chamäleon des Körpers und ein chamäleonischer Darsteller. Und das macht diese Aufführung auch: Sie wechselt von unterschiedlichen Etappen, in denen wir den Körper als Darstellung haben und er entpersonifiziert ist, zu Zuständen, in denen der Körper in seiner Verletzlichkeit erscheint und es dann Istvan, der Mensch, ist. Es ist ein Spaziergang durch die Zustände, Emotionen, Formen.“
Über die Zärtlichkeit“ wurde vor zwei Jahren geschaffen. Wie Andreea Novac selbst gesteht, war der Ausgangspunkt rein persönlicher Natur — dann begann sie über die Zärtlichkeit der künstlerischen Tätigkeit zu sprechen:
Ich schwanke ständig zwischen der Realität und der Fiktion, zwischen ehrlich und verstellt, eine Gratwanderung, die ich selbst nicht vollständig beherrsche.“
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