Kloster Dragormirna erhält EU-Preis für Kulturerbe
Am 5. Mai wird im Wiener Burgtheater der Preis der Europäischen Union für das kulturelle Erbe bzw. der Europa-Nostra-Preis verliehen. Das nordostrumänischen Kloster Dragomirna wird in der Kategorie Konservierung“ geehrt.
Luana Pleşea, 30.08.2014, 15:56
Am 5. Mai wurde im Wiener Burgtheater der Preis der Europäischen Union für das kulturelle Erbe bzw. der Europa-Nostra-Preis verliehen. Die Auszeichnungen wurden von der EU-Kulturkommissarin Androulla Vassiliou und dem Vorsitzenden von Europa Nostra, dem Tenor Plácido Domingo, ausgehändigt. Auf der Liste der 27. Gewinnerprojekte, die aus einer Liste von 160 Nominierungen aus 30 Ländern gewählt wurden, stand auch ein rumänisches Projekt, das in der Kategorie Konservierung“ geehrt wurde: die Restaurierung der Fresken des Klosters Dragomirna im Kreis Suceava, die aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Das Restaurierungsteam bestand aus 50 Profis und Studenten, geleitet von der Universitätsdozentin Dr. Carmen Solomonea, der Vorsitzenden der Abteilung Wandmalerei, Konservierung-Restaurierung, Kunstgeschichte und –theorie an der Kunsthochschule George Enescu“ in Iaşi (Jassy). Die Initiative, sich für den EU-Preis für das kulturelle Erbe Europa Nostra 2014 anzumelden, ging von Frau Solomonea und dem Team aus, wie die Projektleiterin selbst berichtet:
Wir waren der Ansicht, dass wir das tun müssen, ganz einfach um eine sehr interessante Arbeit und ein rumänisches Kulturdenkmal zu fördern, dessen Wandmalerei zum ersten Mal nach 400 Jahren restauriert wurde. Wir hatten es am Anfang nicht gehofft, dass wir unter die Gewinnerprojekte kommen, weil die Konkurrenz jedes Jahr sehr stark ist. Die Auswahlkriterien sind recht streng, im Sinne, dass hohe Qualitätsansprüche an die Kompetenzen gestellt werden, man berücksichtigt das Alter des geförderten Kulturerbes, aber auch die Qualität der Restaurierungarbeiten an sich, oder ihre Darstellungsweise. Und das alles muss aus dem jeweiligen Projekt hervorgehen.“
Das Kloster Dragomirna ist ein bedeutender Festungskomplex 12 Kilometer nördlich von Suceava. Es wurde vor über 400 Jahren gebaut, die Wandmalerei wurde im Rahmen des genannten Projekts zum ersten Mal wiederhergestellt — die Malereien seien besonders wertvoll, erklärt Frau Dr. Carmen Solomonea.
Eine sehr präzise Datierung ist nicht möglich, zumindest nicht anhand einer Urkunde, die Kirche hat keine Stifterinschrift wie die anderen. Aber wir wissen aus den Dokumenten der damaligen Zeit, dass der Metropolit Anastasie Crimca, der Stifter der Kirche, die Wandmalerei spätestens 1629 in Auftrag gegeben haben kann, danach hatte er diese Macht nicht mehr. Also ist die Wandmalerei Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden, die Arbeiten, die das Kirchenschiff und den Altarraum überdecken. Die Malerei in den übrigen Räumen ist überhaupt nicht erhalten. Zur damaligen Zeit war es recht schwierig, große Mengen an Farbe zu besorgen, große Goldmengen — denn fast ein Drittel der bemalten Fläche ist mit Blattgold überzogen, es ist geschnitzter Stein, den die Maler mit einem feinen Fresko überdeckt und mit Blumenmotiven, mit Vogelbildern geschmückt haben. Und darin besteht auch der Unterschied zwischen der Malerei von Dragomirna und den anderen. Das Repertoire ist etwas anders, neuartiger. Wahrscheinlich stand das auch unter dem Einfluss anderer Zeiten, die sich damals abzeichneten. Wahrscheinlich waren es westliche Einflüsse. Ich meine damit diese geschnitzten und bemalten Elemente.“
Eines der Auswahlkriterien der Jury bei den Europa-Nostra-Preisen war die Auswirkung der Projekte auf die Sichtbarkeit des entsprechenden Kulturdenkmals. Und im Falle von Dragomirna sind die Auswirkungen der Restaurierungsarbeiten schon jetzt sichtbar, behauptet Frau Solomonea; bereits während der Durchführungsphase des Projekts, zwischen August 2010 und März 2012, war dies festzustellen.
Hier hat man zum ersten Mal die Malerei restauriert, das Gesamtbild wurde dadurch verändert. Davor war sie von Rauch völlig überdeckt, von Ablagerungen im Laufe der Zeit, deshalb war die Malerei nicht richtig zu sehen, sie war unverständlich. Und jetzt kann einschließlich das ikonographische Programm gelesen werden — es gibt Besucher, die sich für diesen Bereich interessieren und das jetzt unternehmen können. Nach Abschluss der Arbeiten habe ich eine Änderung der Sichtbarkeit des Klosters beobachten können. Und dieser Aspekt hat mich überzeugt, für die Europa-Nostra-Preise zu kandidieren. Ich habe mich auch an einigen der Arbeiten an den anderen Denkmälern der Bukowina beteiligt, aber dort war die Förderung bereits gesichert. Hier gab es keinen bestimmten Fahrplan, das Kloster erfreute sich nicht des Bekanntheitsgrades, den es verdient hätte — weil es eben anders ist als die anderen Klöster der Region, es wurde in Zeiten des Wandels gebaut, als die Gesellschaft ihre Denkweise zu ändern begann. Man begann den Übergang zur Moderne, auch wenn es erst Anfang des 17. Jahrhunderts war. Ich habe gesehen, dass noch während der Restaurierung sehr viele Touristengruppen hier waren, die sich das gerne angesehen hätten. Und wir haben mit dem Andrang auch gerechnet. Wir haben die Öffentlichkeit informiert, dass das Kloster nach dem Projekt besichtigt werden kann. Es sind dann viel mehr Gruppen gekommen als sonst. Die Leitung des Klosters sagte uns, dass es jetzt anders wahrgenommen wird. Die Förderung muss weiter gehen. Und es ist bereits eine Monographie des Klosters vorgesehen, die eben auch diesen restaurierten Teil beinhalten soll, mit Bildern — die gesamte Wandmalerei wurde während der Arbeiten und am Ende photographiert, damit dieses Album gedruckt und auch zum Verkauf angeboten werden kann.“
Die diesjährigen Gewinner des Europäischen Preises für das kulturelle Erbe gesellen sich damit den weiteren 360 Preisträgern zu, die von der Europäischen Kommission und Europa Nostra ab 2002 gewürdigt wurden. Die Jury, der jedes Jahr unabhängige Experten aus ganz Europa angehören, bewertet die nominierten Projekte in vier Kategorien: Konservierung, Forschung, vorbildliche Beiträge, Bildung und Sensibilisierung des Publikums. Alle Gewinner erhalten eine Plakette oder eine Trophäe. Die sechs Gewinner des Großen Preises“ bekommen zusätzlich ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.
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