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Kino: Rumänische Filme in Cannes 2013

Zwei rumänische Kurzfilme Ca o umbră de nor“ – Wie ein Wolkenschatten“, unter der Regie von Radu Jude, und În acvariu“ – Im Aquarium“, von Tudor Cristian Jurgiu, konkurrieren in den Sektionen Quinzaine des Réalisateurs“ und Cinéfondation“.

Kino: Rumänische Filme in Cannes 2013
Kino: Rumänische Filme in Cannes 2013

, 03.06.2013, 17:32

Zu den Mitgliedern der Jury beim offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes, deren Vorsitzender Steven Spielberg ist, gehört auch der rumänische Regisseur Cristian Mungiu. Mungiu wurde von dem französischen Kulturministerium mit dem Orden der Künste und der Literatur im Offiziersgrad ausgezeichnet. Zwei rumänische Kurzfilme Ca o umbră de nor“ — Wie ein Wolkenschatten“, unter der Regie von Radu Jude, und În acvariu“ — Im Aquarium“, von Tudor Cristian Jurgiu, konkurrieren in den Sektionen Quinzaine des Réalisateurs“ und Cinéfondation“.



Der von Radu Jude gedrehte Kurzfilm Ca o umbră de nor“ — Wie ein Wolkenschatten“ handelt von der Geschichte eines Priesters, der von Theaterregisseur Alexandru Dabija dargestellt wird. Der Priester wird an einem hei‎ßen Sommertag ans Bett einer Sterbenden gerufen, um für sie ein letztes Gebet zu sagen. Es gibt zahlreiche Deutungen für diesen Film. Die vielleicht wichtigste davon wird durch ein Fragment des Gebets ausgedrückt, das von dem Hauptdarsteller ausgesprochen wird: ‚Mein Schurkenleben ist wie im Schlaf, ein Wolkenschatten vergangen‘.“ So erläutert Regisseur Radu Jude den Titel seines Films. Das Drehbuch schrieben Florin Lăzărescu und Radu Jude gemeinsam, Bildtechniker war Marius Panduru, während Filmproduzentin Ada Solomon war. Genauso wie bei seinen vorherigen Filmen scheut der Regisseur auch diesmal nicht davor zurück, seine Figuren in Grenzsituationen zu versetzen oder sie lächerlich zu machen. Regisseur Radu Jude:



Es gibt etwas in mir, das mich vorantreibt, die Dinge auf diese Art zu betrachten. Tschechow hat diesen Stand der Dinge am besten zusammengefasst. Ein Charakter aus »Onkel Wanja« sagt Folgendes: ‚Lange Zeit habe ich geglaubt, dass das Schicksal des Menschen jenes ist, tragisch zu sein, aber letztendlich habe ich entdeckt, dass sein Schicksal das ist, lächerlich zu sein‘. Es gibt auch etwas Komisches in der Art und Weise, wie die Menschen zu sich selbst und zu ihren Problemen stehen, etwas, das die Existenz der Traurigkeit und des Leidens nicht ausschlie‎ßt. Was mich angeht, ist das die Anstatzweise, die mich interessiert: wenn sich Traurigkeit, Unglückseligkeit und Drama so vermischen, dass man sie nicht mehr dem Lächerlichen gleichstellt.“



Ich wünsche mir ein möglichst unreines Kino. Ich stelle bei mir eine Entwicklung oder eine Rückentwicklung fest: Als ich meine ersten Filme gedreht habe, wünschte ich mir besonders stark, stilistisch kohärent zu sein. Ich wollte eine Art Selbstbewusstsein bezüglich der Kameraführung haben. Langsam stelle ich aber fest, dass diese Art Kohärenz zu einer Art Blockierung von Energien führt, die den Film in andere Richtungen führen können. Andererseits wird dort ein Akzent gesetzt, wo dieser nichts zu suchen hat“, erzählt Radu Jude über seine Erfahrung als Cineast. Er erklärt uns auch, warum er Theaterregisseur Alexandru Dabija für die Hauptrolle in Wie ein Wolkenschatten“ ausgewählt hat:



Weil er mir, bevor ich ihn kennengelernt habe, so schien, als hätte er eine äu‎ßerst komplexe innere Welt. Diese kommt in seinem Gesicht, in seiner Aussprache zum Vorschein. Ich wünschte mir sehr stark einen Hauptdarsteller mit einer reichen Innenwelt, ich wollte einen Menschen, der sich Fragen stellt, einen Menschen, der von seinem Verhältnis zur Au‎ßenwelt und von dem Sinn des Lebens gequält wird. Es schient mir, als würde man das alles im Gesicht Alexandru Dabijas erkennen, der nicht nur ein ausgezeichneter Theaterregisseur, sondern auch ein sehr guter Schauspieler ist. Während unserer Zusammenarbeit habe ich einen gro‎ßartigen Menschen entdeckt.“



Wie ein Wolkenschatten“ hatte seine Weltpremiere am 23. Mai im Théâtre Croisette“, in Anwesenheit des Regisseurs Radu Jude, der Produzentin Ada Solomon und der Darsteller.



Bevor er in Cannes in der Katergorie Cinéfondation“ gezeigt wurde, machte der Kurzfilm Im Aquarium“ von Tudor Jurgiu beim Internationalen Kurz- und Mittelfilmfestival NexT mit, das im April in Bukarest stattgefunden hat. George und Cristina versuchen sich zu trennen, schaffen es aber scheinbar nicht. Das ist die Geschichte des Films und Tudor Jurgiu sagt uns, wie er darauf gekommen ist:



Die Geschichte entfaltete sich aus mehreren Geschichten, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe. Wir haben mehrere Geschichten über Beziehungszoff. Ich wusste nicht genau, was ich mit ihnen anfangen soll, aber es waren Geschichten, die mir aufregend schienen. Nachdem ich die ganzen Materialien gesammelt hatte, habe ich einige gemeinsame Nenner gefunden. Z.B. gab es viele Beziehungen, in denen sich die Leute versöhnten, trennten, dann wiederversöhnten und dann wieder trennten. Ich habe versucht, die Geschichte um diesen Geschichtskern herum aufzubauen: Ein Paar, das eine solche Situation durchmacht, und das alles habe ich in zwanzig Minuten zusammen gefasst.“



Tudor Jurgiu zeigt sich als Befürworter einer möglichst freien und interaktiven Beziehung zu den Schauspielern:



Im Falle des Films »În acvariu« / »Im Aquarium« habe ich versucht, mich den Schauspielern auf diese Weise zu nähern. Ich war daran interessiert, einige Momente im Film zu haben, die realistisch behandelt werden und einige weitere, die diesen realistischen Rahmen sprengen. Der Zuschauer wird dann von ihrer übertriebenen Reaktion überrascht sein. Dieser Konstrast war wichtig für mich. Die Spannung innerhalb einer Beziehung bringt die Menschen dazu, sich viel anders zu verhalten als üblich. Das hat mich interessiert, dieser Kontrast, der die Leute raus aus der Normalität bringen soll.“



Bei der Auswahl für den Abschnitt Cinéfondation“ wurden 18 Filme von den insgesamt 1.550 selektiert, Produktionen, die aus weltweit 270 Ländern eingereicht wurden. Dieses Jahr läuft zum ersten Mal ein Film aus Chile bei Cinéfondation“ — Luna“ von Camila Luna Toledo. Nenben Jurgius Film werden Filme aus Russland, der Tschechischen Republik, dem Iran, den USA, Belgien, Mexiko, Frankreich und Südkorea gezeigt.

Foto: Adi Mărineci
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