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Junge Theaterautorin im Rampenlicht: Elise Wilk

Der jungen Theaterautorin Elise Wilk gelang der Durchbruch in der rumänischen Theaterszene. Mittlerweile werden ihre Stücke auch im Ausland inszeniert und sie wurde vielfach ausgezeichnet.

Junge Theaterautorin im Rampenlicht: Elise Wilk
Junge Theaterautorin im Rampenlicht: Elise Wilk

, 02.04.2016, 17:30

Der jungen Theaterautorin Elise Wilk gelang der Durchbruch in der rumänischen Theaterszene. Mittlerweile werden ihre Stücke auch im Ausland inszeniert und sie wurde vielfach ausgezeichnet. Im gro‎ßen Teil ihrer Stücke setzt sich die Kronstädter Dramatikerin mit den Problemen der Jugendlichen auseinander und spricht somit aktuelle Themen an, die in Rumänien und im Ausland eine gute Resonanz beim Publikum finden.



Mit ihrem Stück Die grüne Katze“ (Pisica verde“) ist die Dramatikerin Elise Wilk im deutschsprachigen Raum ins Rampenlicht getreten. 2014 hatte das Stück eine szenische Lesung in Berlin, im kommenden Jahr wurde es in Zürich von Enrico Beeler beim Jungen Schauspielhaus inszeniert. In Rumänien erhielt Die grüne Katze“ 2013 den Preis für Nachwuchsdramatiker der Irischen Botschaft in Bukarest und wurde insgesamt in sechs Sprachen übersetzt. Im Stück, das die Kronstädter Theaterautorin 2012 für ein Projekt des Theaters 74 in Târgu Mureş schrieb, setzt sie sich mit dem Problem der orientierungslosen Jugendlichen auseinander, die dem Alltag nichts abgewinnen können, und spricht somit universelle Themen an. Elise Wilk:



Das erste Mal, als ich sehen konnte, dass die Probleme wirklich universell sind, war es in Rom, als das Stück eine szenische Lesung hatte, und die Schauspieler haben mir gesagt, dass sie sich in meinen Figuren wiedererkennen. In Berlin erlebte ich das Gleiche, auch in Russland, wo es zweimal von verschiedenen Ensembles aufgeführt wurde. Ich dachte, es ist leicht verständlich, wenn mein Stück dem russischen Publikum gefällt, weil die Situation sie auch ansprechen könnte… Diese Welt mit Plattenbauvierteln und mit Wodka, den sie in Clubs trinken, aber als ich erfahren habe, dass das Stück in der Schweiz aufgeführt werden sollte, hätte ich nie gedacht, dass Jugendliche aus der Schweiz sich mit denselben Problemen identifizieren können. In der Schweiz war ich bei vielen Publikumsgesprächen dabei, konnte direkt Feedback bekommen. Im Stück geht es um Roxana, deren Eltern in Spanien sind, im Text steht es aber einfach: ‚Meine Eltern sind in Spanien und ich wohne mit meiner Gro‎ßmutter‘. Wenn man das in Rumänien sagt, dann verstehen alle, dass die Eltern nach Spanien gezogen sind, um dort zu arbeiten, aber in der Schweiz dachten sowohl die Schauspieler als auch der Regisseur, dass die Eltern in die Rente gegangen sind und sich ein Ferienhaus auf Mallorca oder auf Ibiza gekauft hätten, also für sie bedeutete das: ‚Meine Eltern machen Urlaub oder sind langfristig hingezogen.‘ Das wichtigste: Meine Eltern sind nicht da und das ist in Rumänien und in der Schweiz dasselbe Problem.“




In ihrem Stück lässt die Theaterautorin eine Welt entstehen, in der jede der sechs Figuren, drei junge Frauen und drei junge Männer, auf ihre eigene Art und Weise nach Sicherheit und Halt in ihrem Leben suchen, in einem Leben, in dem ihnen die Eltern als Bezugspunkt fehlen. Die grüne Katze wird von der Gestalt Dani immer wieder, bei jeder Gelegenheit erwähnt. Das Fantasietier spielt eine zentrale Rolle in der Handlung, die bis zuletzt ein tragisches Ende nimmt. Elise Wilk:



Es wird viel über Fantasie und unsere Einbildungskraft geredet. Oft hilft uns die Fantasie, den grauen Alltag zu vergessen. Zum Beispiel Dani, der sich diese grüne Katze einbildet, die gar nicht existiert. Die grüne Katze steht für die Kraft der Fantasie. Viele Leute versuchen mithilfe der Fantasie ihre Probleme zu überwinden und sich Sachen einzubilden, die eigentlich gar nicht existieren. Diese Träume helfen ihnen, aber die Kraft der Fantasie kann auch zerstören.“



Auszug aus der Grünen Katze“:









In Rumänien werden nur wenige Stücke für Jugendliche geschrieben. Elise Wilk erhielt nach dem Stück Die grüne Katze“ ein positives Feedback. So ist sie auf die Idee gekommen, eine Trilogie zu schreiben. Das zweite Stück, Papierflugzeuge“ (Avioane de hârtie“), hat voriges Jahr den Nationalen Dramenwettbewerb gewonnen. Was die beiden Stücke gemeinsam haben, sei der Ort, wo sich die Handlung abspielt, eine kleine rumänische Provinzstadt, und die Situation der Kinder, die ohne Eltern aufwachsen, weil sie im Ausland arbeiten, sagt die Theaterautorin. Derzeit arbeitet Elise Wilk am dritten Teil der Trilogie. In dem Stück Papierflugzeuge“, setzt sich die Dramatikerin jedoch mit einem anderen Thema im Universum der Jugendlichen auseinander, das in Rumänien selten angesprochen wird: das Mobbing in der Schule.



In Rumänien ist der Anteil der Inszenierungen nach ausländischen Autoren höher als jener der Inszenierungen einheimischer Autoren. Elise Wilk hat jedoch als junge Dramatikerin den Durchbruch in der rumänischen Theaterszene geschafft. Der Weg vom ersten Versuch bis zum ersten Erfolg sei weder kurz noch leicht gewesen, sagt die Theaterautorin. Elise Wilk:



Ich schrieb Theater, aber ich war nicht so begeistert von dem, was ich geschrieben hatte. Dann habe ich die Ausschreibung eines Wettbewerbs von DramAcum gesehen, sie haben junge Talente gesucht, unter 26-Jährige, die Theater schreiben. Ich habe damals mein Stück »Es geschah an einem Donnerstag« (»S-a întâmplat într-o joi«), das aus Monologen bestand, die alle an einem Donnerstag passieren, hingeschickt. Ich war unter den Gewinnern, es gab auch eine Lesung in Bukarest und damals war es zum ersten Mal, dass professionelle Schauspieler mein Stück vorgetragen haben. Das Stück hätte man in Bukarest aufführen sollen, aber es geschah nicht mehr, weil die Regisseurin nach Amerika ausgewandert ist. Von Theaterhaus zu Theaterhaus ist es irgendwann an jemanden gekommen, der es auch inszeniert hat, aber erst nach zwei Jahren.“




Mit dem ersten Erfolg, den Elise Wilk dem Theaterstück Die grüne Katze“ verdankt, kam auch die grö‎ßte Herausforderung: der Leistungsdruck. Mit der Angst, dass ihr nächstes Stück, die Komödie Zimmer 701“ (Camera 701“), den Geschmack des Publikums nicht treffen könnte, hat sich auch die Dramatikerin konfrontiert. Alle sieben Texte, die sie geschrieben hat, wurden mittlerweile inszeniert. Die grö‎ßte Freude, die einem Dramatiker die erfolgreichen Inszenierungen bringen, sei laut der rumänischen Theaterautorin die positive Resonanz beim Publikum, die sogar wichtiger als eine positive Rezension über das Theaterstück sei.



Die 1981 geborene Theaterautorin hat mehrere Studiengänge abgeschlossen: Journalismus, Literatur und Kommunikation, szenisches Schreiben. Elise Wilk ist auch Journalistin bei der Allgemeinen Deutschen Zeitung“ in Kronstadt und Chefredakteurin der Wochenzeitung Karpatenrundschau“. Einer der zwei Berufe liegt ihr doch näher am Herzen:



Ich habe gerade gestern darüber nachgedacht — das ist interessant: Ich schreibe, seitdem ich ein Kind bin, mein erster Versuch galt den Kurzgeschichten. Ich wollte Journalistin werden, weil ich dachte, ein Journalist ist eine Art Schriftsteller, aber vor der ganzen Erfahrung im Theater gefiel mir der Journalismus, glaube ich, mehr als jetzt. Jetzt denke ich, dass ich erstens Theaterautorin bin und dann Journalistin. Man kann nicht beides auf einmal mit derselben Freude machen, man kann nicht zwei Sachen auf einmal gleich viel lieben, aber ich liebe meine Jobs, weil sie starke Ähnlichkeiten aufweisen.“




Am Jahresanfang feierte ihr Stück Sprengstoff“ (Exploziv“) in der Regie von Andrei Măjeri seine Premiere beim Nationaltheater Marin Sorescu“ im südrumänischen Craiova. Es handelt sich um eine moderne Inszenierung von Euripides Drama Die Bakchen“. Die Autorin mit Einzelheiten:



Es war meine erste Erfahrung, einen Klassiker neu zu interpretieren, das ist eigentlich keine getreue Neuadaption von Euripides, ich habe nur einige Ideen und Figuren vom ursprünglichen Text beibehalten. Die Handlung ist ganz anders, also es ist nicht eine klassische Neuinterpretation. Es hat mir Spa‎ß gemacht und ich glaube, dass ich vielleicht später nochmals versuche, einen Klassiker neu zu adaptieren.“




Der Regisseur Bobi Pricop wurde für seine moderne Inszenierung des Stückes Die grüne Katze“ beim Kinder- und Jugendtheater in Iaşi für die Preise des Rumänischen Theaterverbands UNITER nominiert. Zum ersten Mal in Rumänien wurde das Stück im System Silent Disco inszeniert. Die Zuschauer werden dabei eingeladen, die clubähnlich ausgestattete Bühne zu betreten und die Geschichte der sechs Gestalten live mitzuerleben, indem sie den Dialog über drahtlose Kopfhörer hören.



Mit Märtyrer“ von Marius von Mayenburg hatte Elise Wilk vor ein paar Jahren angefangen, deutsche Dramaturgie aus dem Deutschen ins Rumänische zu übersetzen. Die Theaterautorin zählt zudem zu den zehn rumänischen Dramatiker/Innen, die ins internationale Programm Fabulamundi. Playwriting Europe“ 2015-2016 aufgenommen wurden.




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Foto: facebook.com/FILMIKON
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