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Internationales Tanzfilmfestival in Bukarest bei vierter Auflage

Zum vierten Mal in der Folge fand Anfang September in Bukarest das Internationale Tanzfilmfestival (BIDFF) statt. Die in Rumänien einzigartige Veranstaltung bedeutet Filme, aber auch Aufführungen, Workshops, Ausstellungen.

Internationales Tanzfilmfestival in Bukarest bei vierter Auflage
Internationales Tanzfilmfestival in Bukarest bei vierter Auflage

, 15.09.2018, 17:30

Jedes Jahr entwickelt sich das Tanzfilm-Festival rund um ein Thema. In diesem Jahr lautete das Thema (RE) TRACING“. Die Choreografin Simona Deaconescu, künstlerische Leiterin des Festivals, erläutert:



Wir sind im Jahr des hundertjährigen Jubiläums und haben uns viele Gedanken darüber gemacht, was dieses Jubiläum für uns bedeutet. Für mich und das Team, mit dem ich arbeite, ist der Prozess der letzten 100 Jahre sehr wichtig. Und wir haben versucht, mit ihm aus der Perspektive der Menschen, die diesen Prozess durchlaufen haben, in Beziehung zu treten. Weil es einige Generationen gibt, die diesen Prozess durchlaufen haben und die Art und Weise, in der sie Widerstand geleistet haben, die Beharrlichkeit, mit der sie versucht haben, ihr Leben weiterzuführen und ihre Wünsche zu erfüllen… Und selbst wenn das Festival dieses »historische« Thema hat, bezieht es sich sehr auf die Art und Weise, wie Menschen die Geschichte gesehen haben, wie ihre Wahrnehmung sie verändert hat. Wie sehe ich diese Geschichte durch den Filter der Gegenwart, aber auch mit Blick auf die Zukunft.“




Am ersten Tag des Festivals schlugen die Veranstalter im Rahmen des Jubiläumsjahres die Projektion MIDNIGHT SPECIALS | Eine Auswahl rumänischer Archivfilme“ vor, ein Programm in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Tanzzentrum Bukarest (CNDB), in dem die Projektion stattfand. Corina Cimpoieru ist die künstlerische Beraterin der Forschungsabteilung des Zentrums.



Der Tanzfilm hat keine offizielle oder informelle Geschichte im Sinne ständiger Annäherungen an das Thema des Tanzes oder an die Schaffung eines Filmgenres. Es ist eher ein retroaktiver und rückblickender Ansatz der Wiederentdeckung der Geschichte des rumänischen Tanzes, ein Ansatz, den das CNDB bereits seit einigen Jahren durch eine Reihe von Projekten gewählt hat, darunter auch diese Zusammenarbeit mit dem Nationalen Filmarchiv. Dabei haben wir seltene Auftritte von Tänzern in verschiedenen Filmgenres, vom Stummfilm bis hin zu TV-Berichten über den Tanz, Nachrichtensendungen der 1950er Jahre, Kunstdokumentarfilmen, die im Alexandru-Sahia-Studio entstanden sind.“




BIDFF hat auch Filme gezeigt, die nicht im offiziellen Wettbewerb liefen. Darunter den rumänischen Spielfilm Mein Leben auf einem Bein geprobt“ von Bogdan Mustaţă, bei dem Iulia Weiss die Choreographie leitete. Ein 3D-Experimentalfilm, sagt der Regisseur und Drehbuchautor Bogdan Mustaţă, Gewinner des Goldenen Bären für den besten Kurzfilm Ein guter Tag am Strand“ bei den Berliner Filmfestspielen 2008.



Ich begann mit einigen sehr technischen Sachen, in denen es um Film, um den Regisseur geht. Ich begann mit diesem Wunsch, mit Schauspielern ohne Erzählung und ohne die Psychologie des Charakters und ohne soziale Relevanz zu arbeiten, und ich wollte sehen, wie und welche Werkzeuge ich nutzen kann, um mit ihnen so einfach wie möglich zu reden, nicht mit dem Vorwissen der menschlichen Psychologie oder des Lebens im Kopf. Dann fing ich an, zu arbeiten. Wie können wir mit unserem Körper umgehen, was können wir mit unserem Körper tun, wie können wir diese Dinge nutzen?“




Das Drehbuch, das ebenfalls von Bogdan Mustaţă geschrieben wurde, ist eine Analyse der Beziehung zwischen dem Gedächtnis und der Identität einer Person.



Ich hatte zwei Beziehungen. Eine Beziehung wurde auf Filmzitaten aufgebaut, die andere Beziehung auf Zitaten aus Theaterstücken, und die Filme und Songs haben wir aus einem Bereich des Gedächtnisses ausgewählt. Ich war daran interessiert, die Identität einer Person anhand all dieser Erinnerungen zu definieren — eine Menge falscher Erinnerungen, eine Menge Erinnerungen, die uns auf eine bestimmte Weise definieren. Es sind keine Filme aus einem bestimmten Bereich. »Hiroshima«, »Letztes Jahr in Marienbad«, aber auch Filme wie »Armageddon« oder »Before Sunrise« sind sehr leicht erkennbar. Bei »Before Sunrise« zum Beispiel war ich an diesem Gefühl interessiert, das du hast, wenn du jemanden triffst, den du nicht kennst, und dann kannst du dich neudefinieren, du kannst alles über dich erzählen. Das ist der Reiz, eine völlig unbekannte Person zu kennen. Alles, was du an dir nicht magst, kann sich ändern, weil du es erzählst und bewusst nur das auswählst, was du erzählen willst. Du fängst an, neue Erinnerungen zu schaffen. Und diese Wünsche und Erinnerungen geben uns eine neue Identität.“




Ab dem Jahr 2016 hat das BIDFF einen wichtigen Teil der Ressourcen des Festivals auf die Schaffung eines Tanzfilmmarktes in Rumänien konzentriert, indem Künstler ermutigt wurden, solche Produktionen zu schaffen. Der Nationale Wettbewerb wurde so geboren. Zwei Jahre später hat sich die Anzahl der Bewerbungen in diesem Wettbewerb verdreifacht. Zum besten rumänischen Film von den 10 ausgewählten Kurzfilmen wurde dieses Jahr STATES UPROOTED unter der Regie und Choreographie von Ioana Ţurcan gewählt. Ein Film über Entwurzelung, Übergangsriten, Identität und unterschiedliche Auffassungen: Rumänien und die USA. Die Dreharbeiten fanden während der Reisen der Künstlerin im Zeitraum 2012–2017 statt. Ioanna Ţurcan erzählt, dass die fünfjährigen Dreharbeiten nicht für dieses kurze Feature gedacht waren:



Ich arbeite so. Ich habe ein audiovisuelles Archiv erstellt, das ich mit Material aus verschiedenen Reisen aktualisiere. Ich fing vor allem damit an, als ich 2012 in die Vereinigte Staaten reiste. Ich war mit »Work and travel« dort. Wir blieben für drei Monate in den Staaten und für den Rest des Jahres war ich hier. Dann hat sich das Ganze geändert. Wir haben den Rest des Jahres dort und ca. 3 Monate au‎ßerhalb der USA verbracht. Und ich bemerkte einige soziale Unterschiede, Mentalitäten, Ansätze, Identitäten und Wahrnehmungen. Da ich lange dort wohnte, machte mir das zu schaffen. Ich wusste nicht, wie ich mich wahrnehmen sollte. Aus diesem Grund habe ich diese Art von Hin und Her gewählt, denn das habe ich jedes Jahr gemacht. Einmal hin, einmal wieder nach Hause usw. Wir haben angefangen, einen Film zu drehen, der nicht nur in den Kinos gezeigt werden kann, sondern auch meinen Wunsch zum Ausdruck bringt, die Umwelt zu erleben. Weil es Tanzszenen, Kampfszenen, verschiedene Arten von Video-Performances beinhaltet. Das ist ziemlich experimentell, interdisziplinär, würde ich sagen.“




Der Gewinner des Internationalen Wettbewerbs war der Kurzfilm NIGHT DANCING“, eine Ko-Produktion in Rumänien / UK, unter der Regie von Barney Cokeliss, Choreografie Louise Tanoto, Jacob Ingram-Dodd und Jason Thorpe.

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