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Hermannstadt: Museen von Weltrang

Das bekannte Brukenthal-Museum, das 2017 seinen 200. Jahrestag feiert, und das ASTRA-Freilichtmuseum für Volkskunde, das wie eine Miniatur-Nachbildung Rumäniens wirkt, sind schon Grund genug, Hermannstadt einen Besuch abzustatten.

Hermannstadt: Museen von Weltrang
Hermannstadt: Museen von Weltrang

, 04.07.2015, 17:45

Das Nationale Brukenthal-Museum wurde vom Baron Samuel von Brukenthal errichtet, der von der Königin Maria Theresia zum habsburgischen Gouverneur von Siebenbürgen ernannt wurde. Samuel von Brukenthal bekleidete als einziger Siebenbürger Sachse öffentliche Ämter in Wien. Im siebenbürgischen Hermannstadt lie‎ß der Baron ein barockes Palais nach dem Stil der wienerischen Paläste erbauen. Ab 1754 begann er in Wien die ersten Stücke für seine Sammlungen zu erwerben. 1817 wurden diese der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Samuel von Brukenthal hinterlie‎ß eine Sammlung, die als eines der umfangreichsten Kulturnachlasse Europas gilt.



Professor Dr. Sabin Adrian Luca, Intendant des Hermannstädter Brukenthal-Museums, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



Es ist durchaus wichtig, zu verstehen, dass diese Sammlung von einem Menschen erworben wurde, der über die Grenzen der Kultur Siebenbürgens hinausging, einer Provinz, deren Gouverneur er 10 Jahre lang war. Er hatte sich anscheinend von Geburt an in die europäische Kultur integriert. Er studierte in Deutschland, bereiste viele Länder, widmete sich aber seiner Heimat Siebenbürgen. Während seiner Wiener Jahre hatte er verschiedene Sammlungen und eine wertvolle Bibliothek zusammengestellt, die er nach Hermannstadt mitnahm. Ein Jahr vor seinem Tod hinterlie‎ß er ein einzigartiges Testament in der Epoche, laut dem seine Sammlungen und ein Teil seines Vermögens nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und das Museum der Sächsischen Nation bilden sollten. 1817 wurde folglich das Brukenthal-Palais im Zentrum von Hermannstadt auf Wunsch des Barons in ein öffentliches Museum unter Aufsicht des Evangelischen Kollegs, also des heutigen Nationalkollegs »Samuel von Brukenthal«, umgewandelt. In zwei Jahren feiert das öffentliche Museum den 200. Jahrestag und ist somit das drittälteste öffentliche Museum in der Welt nach dem British Museum und dem Louvre.“




Das Nationale Brukenthal-Museum umfasst neun Gebäude, darunter fünf Paläste und Sammlungen mit knapp 1,7 Mio. Exponaten. Laut Museumsintendant Sabin Adrian Luca handele es sich dabei um die umfangreichste integrierte Sammlung Rumäniens. Ein Kulturerbe, das nicht nur gepflegt, sondern auch gefördert werden soll. Unser Gesprächspartner Sabin Adrian Luca erläutert:



Diese Kulturgüter sollen auf mehreren Ebenen genutzt werden. Wir beteiligen uns an rumänischen Ausstellungen, die als Wanderausstellungen auch im Ausland präsent sind. Wir betreiben ein breites Restaurierungsprojekt, das sich über die nächsten 40 Jahre erstreckt. Wir sto‎ßen au‎ßerdem Projekte an, die unsere Kulturgüter fördern. Am Anfang war ich von der Sammlung flämischer und niederländischer Malerei völlig überrascht und beeindruckt. Später habe ich in Brüssel erfahren, dass sie eigentlich die grö‎ßte Sammlung flämischer und niederländischer Malerei in einem europäischen Land nach den Sammlungen in Belgien und den Niederlanden darstellen. Unsere Sammlung italienischer Malerei findet ebenfalls ein breites Publikum, insbesondere unter Touristen aus Westeuropa.“




Das Nationale Brukenthal-Museum ist das erste rumänische Museum, das mit dem EU-Preis für Kulturerbe Europa Nostra“ ausgezeichnet wurde. Es handelt sich um eine Auszeichnung, die jedes Jahr herausragende Leistungen im Bereich der Erhaltung von Kulturerbe ehrt. Das Brukenthal-Museum ist auch das erste Museum in Rumänien, das sich dem The Best in Heritage“-Exzellenz-Club anschloss.



Eines der grö‎ßten Museen in Rumänien ist der nationale ASTRA- Museumskomplex, dessen Tradition ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Der Komplex umfasst derzeit unter anderen vier Museen, mehrere Werkstätte, eine gro‎ße Bibliothek und das Filmstudio ASTRA Film“. Als besonders attraktiv gelten das Museum der traditionellen Volkskunst ASTRA sowie das Freilichtmuseum, das in einem wahren Naturparadies liegt, nämlich im Naturpark Dumbrava Sibiului (Hermannstädter Jungwald). Museumsintendant Ovidiu Baron kommt zu Wort mit Einzelheiten:



Dieses Museum ist ein sogenanntes Miniatur-Rumänien, eine verkleinerte Nachbildung des ganzen Landes. Viele Auslandsrumänen kommen hier auf Besuch und sie finden sich in dieser Nachbildung ihres Landes wieder, weil das traditionelle rumänische Dorf in den letzten Jahrzehnten eine eher negative Entwicklung erfahren hat. Alle, die zurück nach Rumänien kehren, und alle, die vorbeifahren, sind herzlich eingeladen, dieses kleine Rumänien zu besuchen. 30% unseres Publikums stellen die ausländischen Touristen dar und das erfreut uns besonders. Es handelt sich um einen gro‎ßzügigen Raum für ein ethnologisches Museum, ASTRA gehört allerdings zu den grö‎ßten Freilichtmuseen in der Welt. Es präsentiert die rumänische Zivilisation und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit, die Entwicklung der architektonischen Denkmäler, der bäuerlichen Technik. Das Museum wurde allerdings in den Sechzigern ursprünglich als Museum für bäuerliche Technik gegründet.“



Freilichtmuseum ASTRA aus der Vogelperspektive:






Den Begeisterten der Natur und der Tradition bietet das ASTRA-Museum den perfekten Rahmen für ihre Traum-Ferien. Ovidiu Baron erläutert:



Dieser Platz war von Anfang an als lebendiges Museum gedacht. Daher wurden drei traditionelle Wirtshäuser hierher verlegt, die die Besucher mit traditionellen Speisen anlocken. Eines davon bietet seinen Gästen auch Unterkunft. Neulich haben wir hier auch eine Herberge eröffnet. Hier aufs Gelände des Freilichtmuseums haben wir zudem auch drei alte rumänische Kirchen verlegt, die ihrem ursprünglichen Zweck dienen. Eine davon bietet das normale Gottesdienst-Programm einer orthodoxen Kirche in Rumänien. Vor zwei Jahren haben wir auch eine Dorfschule auf das Gelände des Freilichtmuseums verlegt. Hier wird das Programm »Schule im traditionellen Dorf« abgewickelt, dem sich sowohl Kinder als auch Jugendliche und Erwachsene anschlie‎ßen. Das vielfältige Programm der Sommerschule bietet ihren Gästen unter anderen die Möglichkeit, Töpfern und Weben am Webstuhl zu lernen, sowie zahlreiche Workshops, die die Kreativität fördern und traditionelle Tänze zu lernen ermöglichen.“




Das Freilichtmuseum ASTRA ist mit allen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen, darunter auch mit dem Fahrrad. 2014 wurde ein Radweg eröffnet, der das Zentrum von Hermannstadt und die Ortschaft Răşinari über das Museum ASTRA verbindet.

Foto: facebook.com/Clara.the.Romanian.school.teacher
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