RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Gellu-Naum-Festival: „Der Surrealismus ist unsterblich“

Das Landesmuseum der Rumänischen Literatur in Bukarest hat in diesem Jahr gemeinsam mit der Stiftung Gellu Naum“ die erste Ausgabe eines Festivals zu Ehren des Dichters veranstaltet.

Gellu-Naum-Festival: „Der Surrealismus ist unsterblich“
Gellu-Naum-Festival: „Der Surrealismus ist unsterblich“

, 01.10.2016, 17:30

In Bukarest und in Comana bei Bukarest kamen alle Dichter zusammen, die auf die eine oder andere Weise dem letzten großen Surrealisten Europas nahe standen. Einen Dialog zwischen Raum und Zeit unterschiedlicher Schaffungsperioden – das hatten sich die Veranstalter mit den zwei großen Begegnungen vorgenommen. Das Erbe der rumänischen Literatur und die zeitgenössische geschriebene Kultur sollten verwertet werden.



Neben den eigenen Autorenlesungen haben die eingeladenen Dichter versucht, eine möglichst persönliche Antwort auf die Frage zu geben: Wie habe ich zu Gellu Naum gefunden?“ – dabei kramten sie in ihren Erinnerungen und Memoiren, Skizzen und Ideen, die allesamt in Verbindung mit dem großen Dichter des Surrealismus standen.



Gastgeberin der Veranstaltungen war die Schriftstellerin Simona Popescu. Sie ist die Autorin mehrerer Bänder über den gefeierten Dichter: Von Surrealismus und Gellu Naum“, sowie Clava. Kritifiktion mit Gellu Naum“, ein Band, der einige Jahre nach dem ersten veröffentlicht und mit einer Reihe von Essays bereichert wurde.



Sie habe jahrelang an der Seite Naums gestanden“ und dabei sei jener Sinn für die existentielle Würde immer klarer geworden, die den Grundsatz der Poesie darstelle, sagt Simona Popescu. Er hatte einen dringenden innerlichen Bedarf für Reinheit und deshalb war Naum kompromisslos mit ihm selbst und dann mit den anderen. Er versuchte sich nicht mit ihnen zu vermischen, mit ihren Fehlern. Die eigenen Fehler verursachten ihm einen tiefen Schmerz. (…) Er beging einen Fehler, also distanzierte er sich von dem Zentrum der poetischen Existenz. Die kleinste Abkehr von seinen Grundsätzen brachte Disharmonie, Trübheit und Feindseligkeit mit sich.“



Simona Popescu hatte die Idee von einem Gellu-Naum-Festival gegen Ende des Jubiläumsjahres 2015. Der Dichter kam am 1. August 1915 zur Welt. Da ein Großteil der Kritik Naum als letzten großen Surrealisten beschreibt, fragte ich Simona Popescu ob man heute noch überhaubt von Surrealismus reden kann?



Den Surrealismus gibt es noch, es sind surrealistische Dichter, die heute noch schreiben, weltweit gibt es sehr interessante Gruppen. Ich würde gerne die surrealistische Gruppe aus London bei kommenden Festivalausgaben hier haben, oder die schwedische Gruppe, die Prager Surrealisten. Es gibt auf dieser Welt Surrealisten, die sich selbst als solche vorstellen. Also gibt es die Strömung nach wie vor in der Literatur. Andererseits ist der Surrealismus, jenseits von Literatur und Vorurteilten, unsterblich. Ebenso wie die Romantik und alle literarischen Strömungen überhaupt unsterblich sind. Wir sind alle in unserer eigenen Art und Weise Surrealisten, zumindest wenn wir träumen. Wenn wir träumen sind wir alle Surrealisten, aber, ob wir es wollen oder nicht, sind wir alle auch Romantiker und Postmodernisten oder Klassizisten. Diese Dinge bekommen hin und wieder einen Namen. Den Surrealismus hat es schon immer gegeben, aber erst in den 30er Jahren bekam er einen Namen, als ihn die französischen Surrealisten theoretisierten, sie hatten den Begriff von Apollinaire übernommen. Also reden wir auch heute noch vom Surrealismus und das wird bis ans Ende der Welt der Fall sein.



Die Dichtkunst ist eine Form höherer Unzufriedenheit“, schreibt Simona Popescu. Denn sie hinterfragt Grundsätze, Systeme, Hierarchien und lehnt sich gleichzeitig heldenhaft gegen die Vulgarität auf, die einen immer menschlicheren Antlitz hat. Das, während die Unzufriedenen dieser Welt jene schrecklichen Stürme suchten, um ihre Kräfte zu messen.“ Das Zitat stammt aus Mein müder Vater“ von Simona Popescu.



Zu den Gästen des Gellu-Naum-Festivals gehörte auch Nora Iuga, die seit ihrem Debütband mit dem Surrealismus in Verbindung gebracht wurde. Sie sagt:



Ich bin absolut davon überzeugt, dass Surrealisten so geboren werden, das heißt, ich glaube nicht, dass aus Werkstätten für kreatives Schreiben ein surrealistischer Dichter entstehen könnte. Es stimmt schon, der Dichter Miron Radu Paraschivescu ist derjenige, der das Vorwort zu meinem Debütband geschrieben hat. Er sagte, zwischen mir und Gellu Naum bestünde eine gewisse Nähe. Seitdem hat es in Rumänien keine derartigen Vergleiche mehr gegeben. Ich gehörte nicht einmal zu der Gruppe der literarischen oder nichtliterarischen Freunde Gellu Naums. Ich habe Naum später kennen gelernt, weil seine Werke während der stalinistischen Zeit nicht in Umlauf waren. Ich habe sehr spät von dem Wort Surrealismus gehört, etwa Mitte der 60er Jahre. Und da habe ich eigentlich auch das erste Gedicht von Gellu Naum gelesen, es hieß Athanor. Ich las es und habe dabei eine Art elektrischen Schock verspürt, ich war sprachlos, ich hatte zwar nicht viel verstanden, aber es hatte mir ungemein gefallen. Weil ich bis dato noch nie so etwas gelesen hatte und ich nicht gewuss hatte, dass man so denken oder schreiben kann, ohne etwas zu verstehen, aber mit dem Gefühl einer derartig vibrierenden Schönheit, jenes ständigen Unerwarteten. Das war für mich der Moment, in dem ich mir bewusst wurde, dass ich oftmals das Unverständliche vorziehe, also das, was nichts ähnelt und was unverständlich bleibt, weil dort das große Geheimnis weilt. Und dieses große Geheimnis beherrscht unser Leben.

sursă foto: facebook.com/fntfestivalulnationaldeteatru
Kulturchronik Samstag, 09 November 2024

Dramaturgien des Möglichen: 34. Ausgabe des Nationalen Theaterfestivals

Drei Kuratoren wählten 31 Aufführungen aus allen Theatern des Landes. Hinzu kamen Nebenveranstaltungen wie Performance-Installationen,...

Dramaturgien des Möglichen: 34. Ausgabe des Nationalen Theaterfestivals
Foto: Adi Mărineci
Kulturchronik Samstag, 26 Oktober 2024

EXT. MAŞINĂ. NOAPTE: ein Film über sein eigenes Making-of

EXT. MAŞINĂ. NOAPTE ist der zweite Spielfilm von Andrei Crețulescu und in seiner Besetzung sind vier emblematische Schauspieler der Neuen Welle zu...

EXT. MAŞINĂ. NOAPTE: ein Film über sein eigenes Making-of
Foto:
Kulturchronik Freitag, 18 Oktober 2024

Für Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt: das künstlerische Projekt „Die Welt kennenlernen“

Im Mittelpunkt des künstlerischen Projektes stehen Kreativworkshops, Kunsttherapie, visuelle und psycho-relationale Bildung. Die Fotos des Projekts...

Für Inklusion, Gleichberechtigung und eine normale Welt: das künstlerische Projekt „Die Welt kennenlernen“
sursă foto: facebook Animest
Kulturchronik Samstag, 12 Oktober 2024

Animest: Italien als Gastland beim diesjährigen Animationsfilm-Festival

Animest setzt eine lange Tradition jährlicher Retrospektiven fort, die Ländern gewidmet sind, die Meilensteine des Kinos gesetzt haben. In diesem...

Animest: Italien als Gastland beim diesjährigen Animationsfilm-Festival
Kulturchronik Samstag, 05 Oktober 2024

Konformitätsdruck: Das Theater-Projekt „Bestiar. Konsumgut”

Das Projekt eröffnet die Debatte über die besorgniserregende Spannung der die Jugendlichen heutzutage ausgesetzt sind. Es ist die...

Konformitätsdruck: Das Theater-Projekt „Bestiar. Konsumgut”
Kulturchronik Samstag, 28 September 2024

Nachwuchstalent gewinnt Gopo-Preis: Steckbrief Nico Becker

Niko Becker begann seine Karriere auf der Bühne des Deutschen Staatstheaters in Timișoara und spielte im Alter von 15 Jahren die Hauptrolle in dem...

Nachwuchstalent gewinnt Gopo-Preis: Steckbrief Nico Becker
Kulturchronik Samstag, 21 September 2024

Anonimul – Das Unabhängige Filmfestival im Donadelta

„WTF Luci!?“, unter der Regie von Paul Radu, ist der Kurzfilm, dem die Anonimul-Stiftung den ‚Ovidiu Bose Paștină‘-Preis verliehen hat. Die...

Anonimul – Das Unabhängige Filmfestival im Donadelta
Kulturchronik Freitag, 28 Juni 2024

Rumänischer Film “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” mit der Queer Palm ausgezeichnet

Seit ihrer Einführung im Jahr 2010 wurde die Queer-Palme an Produktionen verliehen, die die Vielfalt widerspiegeln. Emanuel Pârvu wurde auf dem...

Rumänischer Film “Drei Kilometer bis zum Ende der Welt” mit der Queer Palm ausgezeichnet

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company