Gelegenheitsspione – Oana Giurgius neue Doku
Oana Giurgiu, Regisseurin, Filmproduzentin und Direktorin des Transilvania International Film Festival (TIFF) feierte 2015 mit ihrem Aliyah DaDa Premiere. Jetzt kehrt sie mit einem neuen Dokumentarfilm zurück: Gelegenheitsspione.
Corina Sabău, 24.05.2022, 13:41
Basierend auf wahren Begebenheiten und Zeugenaussagen erzählt der Film die Geschichte einer ungewöhnlichen Spionageaktion, die den Verlauf des Zweiten Weltkriegs entscheidend prägte: die Rekrutierung junger Zionisten aus Palästina, die in ihre osteuropäischen Heimatländer, darunter auch nach Rumänien, zurückgeschickt wurden, um Informationen über die Deutschen zu erhalten.
Der Dokumentarfilm wurde auf dem TIFF 2021 uraufgeführt und gewann die Besondere Erwähnung der Jury im rumänischen Wettbewerb des Astra Film Festivals Sibiu 2021. Oana Giurgiu sagt im Interview mit RRI, dass sie viel Zeit in den Dokumentarfilm investiert hat und dass die Geschichte des Films auf einer Sequenz aus ihrem ersten Film Aliyah DaDa basiert.
Es handelt sich um eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, genauer gesagt aus dem Jahr 1944, einem Jahr mit vielen Umwälzungen und Kehrtwenden, einem Jahr, in dem sich der Krieg dem Ende zu nähern schien und nach Lösungen gesucht wurde, um das Schicksal der alliierten Gefangenen in Osteuropa zu klären. Es ist eine Zeit, in der jemand in einem Geheimdienst die sehr kühne und ungewöhnliche Idee hat, einige einfache Leute zu rekrutieren um sie nach Osteuropa zu schicken, denn diese Mission hätte nicht von britischen oder amerikanischen Spionen durchgeführt werden können, sie wären sofort gefasst worden. Und so kam es zu dieser Lösung, die Spione unter denjenigen zu rekrutieren, die es geschafft hatten, vor dem Krieg nach Palästina auszuwandern.
Um die Geschichte der Gelegenheitsspione zusammenzufassen, kann ich sagen, dass sie so etwas wie Inglourious Basterds in einer Real-Life-Version ist, denn diese Dinge sind wirklich passiert, und ich – das muss ich zugeben – wurde durch den Trailer des Films von Quentin Tarantino inspiriert. Die Geschichte der Gelegenheits-Spione ist in Rumänien wenig bekannt, und auch in den anderen Ländern, in denen die Handlung spielt, ist sie kaum bekannt. Es muss gesagt werden, dass die Geschichten im Film sich nicht nur in Rumänien abspielen, sondern in mehreren Ländern. Leider sind wir es gewohnt, unsere lokale, nationale Geschichte in einem größeren internationalen Kontext zu erfahren, aber wir wissen nie, wie sich bestimmte politische oder militärische Entscheidungen beispielsweise auf die unmittelbaren Nachbarländer, auswirken.“
Um die Geschichten der Gelegenheitsspione zu rekonstruieren, verwendet Oana Giurgiu eine Reihe von Fotografien, die von Alex Gâlmeanu aufgenommen wurden. Der Schnitt stammt von Letitia Ștefănescu, das Sounddesign von Sebastian Zsemlye und die Originalmusik von Matei Stratan. Die Dreharbeiten fanden in Rumänien, Israel und der Slowakei statt, wie Oana Giurgiu berichtet:
Ich bin eine Gelegenheitsregisseurin. Bei meinem ersten Film war es ähnlich, denn ich wollte viele köstliche, umfangreiche Geschichten erzählen, bei denen es schade wäre, sie nicht zu erzählen. In diesem Fall, bei Dokumentarfilmen, die Geschichten aus der Vergangenheit erzählen, besteht das Problem darin, dass die Bildunterstützung, die man aus den Filmarchiven erhält, die einzigen Bilder, die man aus dieser Zeit haben kann, eine ziemlich schlechte Qualität mitbringen. Da es um den Krieg geht, besteht das Material, das man in einem solchen Film verwenden kann, neben den Aufnahmen von der Front meist auch aus den Tagebüchern der Beteiligten, aus diesen Kriegstagebüchern. Bei dem Versuch, die persönlichen Geschichten meiner Protagonisten zu illustrieren, musste ich eine Lösung finden, um sie mit einigen Schauspielern zum Leben zu erwecken, und ich wählte dafür die Fotoserien.
Es war eine Höllenarbeit, und ich würde nicht noch einmal damit anfangen. Ich arbeite seit langem mit der Regisseurin des Schnitts, Letiția Ștefănescu, zusammen, deshalb kann ich sagen, dass wir viel von einem Film gemeinsam haben, ich kann mich nicht als alleinige Autorin eines Films bezeichnen, das könnte ich sowieso nicht tun. Im Falle dieses Films muss ich all diejenigen erwähnen, die an der Fertigstellung des Werks beteiligt sind. Alex Gâlmeanu, der Autor der Fotos, ist ein außergewöhnlicher Künstler, die Originalmusik wurde von Matei Stratan komponiert und der gesamte Soundtrack ist ein Werk für sich. Das Sounddesign stammt von Sebastian Zsemlye, praktisch sind alle Geräusche rekonstruiert, die gesamte Klangkulisse. Ich denke, dass Gelegenheitsspione ein Film ist, der zeigt, was Teamwork bedeutet.
Zu den Darstellern des Films Gelegenheitsspione gehören die Schauspieler Paul Ipate, Daniel Achim, Ioan Paraschiv, Mihai Niță, George Bîrsan sowie zahlreiche Laiendarsteller. Zu den Sprechern der Filmfiguren gehören Istvan Teglas, Ionuț Grama und Radu Bânzaru.