FILIT 2018: Literatur- und Übersetzungsfestival in Jassy mit Prominenz
Die 6. Ausgabe des Internationalen Festivals für Literatur und Übersetzung in Iaşi – FILIT, das vom 3. bis 7. Oktober stattfindet, bringt millionenfach verkaufte Autoren dem Publikum in der Hauptstadt der rumänischen Moldau näher.
Corina Sabău, 06.10.2018, 17:30
Mit dabei beim FILIT in Iaşi sind diesmal keine geringeren als Jonathan Franzen (USA), Jón Kalman Stefánsson (Island), Kamila Shamsie (Großbritannien), Sylvie Germain (Frankreich), Jurij Andruchowytsch (Ukraine), Eduardo Caballero (Spanien), Evald Flisar Lorenzo Silva (Spanien), Yannick Haenel (Frankreich), Tomas Zmeskal (Tschechien), Lluis-Anton Baulenas (Spanien), Goce Smilevski (Mazedonien), Roland Orcsik (Ungarn), Sveta Dorosheva (Ukraine/Israel), Carl Frode Tiller (Norwegen), Catherine Gucher (Frankreich).
Der Autor und Drehbuchautor Florin Lăzărescu, einer der Gründer und Organisatoren des wichtigsten rumänischen Literaturfestivals, ist ziemlich stolz auf die zahlreichen Veranstaltungen und die prominenten Gäste:
FILIT ist so großartig, im Grunde ist es eine Synthese aus mehreren Projekten, und jedes dieser Projekte ist so komplex, dass es als eigenständiges Festival betrachtet werden könnte. Von den FILIT-Abenden im Nationaltheater bis hin zu Veranstaltungen im Zentralzelt, wo es innerhalb von fünf Tagen 40 Veranstaltungen gibt. Um nur ein paar Events in Erinnerung zu rufen, erwähne ich jene im Haus der Kindheit, im Fantasy-Haus, über das so beliebte Projekt der Schriftsteller in Gymnasien. Aber wie gesagt, es gibt völlig unterschiedliche Ereignisse, jedes mit seiner eigenen Struktur. Wir sprechen von 130 Veranstaltungen in fünf Tagen. FILIT ist also letztlich eine Literaturshow. Um nur auf den Abend der Poesie zu verweisen, veranstalten wir diesmal einen Marathon mit 50 Dichtern, die Creme der zeitgenössischen Poesie. Ihre Namen sind nicht so klangvoll wie die zu den FILIT-Abenden eingeladenen Gäste, Jonathan Franzen aus den USA, Sylvie Germain aus Frankreich oder Éric Vuillard, der Goncourt-Preisträger. Aber diese Dichter ziehen auch ein sehr zahlreiches Publikum an. Und ich denke, das ist einer der Erfolge des FILIT, dass es ein sehr großes Publikum anzieht. Zum Beispiel hatten wir einen Gast, der uns erzählte, dass er von dem bekannten russischen Schriftsteller Jewgeni Wodolaskin herausgefunden hat, was FILIT bedeutet, der hatte das Festival als außergewöhnlich beschrieben.“
FILIT bringt neben Autoren auch Hunderte von Kulturschaffenden zusammen: Übersetzer, Verleger, Festivalorganisatoren, Literaturkritiker, Bibliothekare, Buchhändler, Manager und Journalisten. Florica Ciodaru-Courriol hat aus dem Rumänischen ins Französische übersetzt und mehrere Bände veröffentlicht, darunter von Hortensia Papadat-Bengescu, Rodica Draghincescu, Marta Petreu, Iulian Ciocan, Ioan Popa, Cătălin Pavel, Horia Ursu — bei Verlagen wie Jacqueline Chambon, Non Lieu, LÂge dHomme, Autre Temps, Autrement, Didier Jeunesse. Wir haben sie eingeladen, uns zu erzählen, an welchen Veranstaltungen sie bei der aktuellen Ausgabe des Festivals in Iaşi teilnehmen will.
Ich bin beim FILIT dabei, um eine Schriftstellerin aus dem französischsprachigen Raum zu präsentieren, Catherine Lovey, deren Werk bei einem großen Verlag in Frankreich veröffentlicht wurde und die ich aus dem Französischen ins Rumänische übersetzt habe. Beim FILIT bin ich zuständig für mehrere Übersetzungsworkshops, darunter ein Workshop mit dem Titel ArsTraducendi — eine Werkstatt für Schüler in den letzten Jahrgängen am Nationalen Kolleg in Iaşi. Soweit ich verstanden habe, werden die besten Schüler der besten Gymnasien in Iaşi dabei sein. Einige von ihnen traf ich letztes Jahr beim FILIT, als ich eine sehr interessante Werkstatt leitete, gemeinsam mit meinem Mann, dem Übersetzer Jean-Louis Courriol. Mit ihm gemeinsam werde ich eine Konferenz am Französisch-Lehrstuhl der Universität Alexandru Ioan Cuza besuchen, moderiert von der Übersetzerin und Professorin Simona Modreanu. Für dieses Treffen habe ich einen kurzen Auszug aus dem Roman »Die Festung« gewählt, geschrieben von Tudor Ganea, einem vielversprechenden jungen Schriftsteller, also werden wir ausgehend von diesem Buch arbeiten. Eine weitere Veranstaltung, an der ich teilnehme, ist ein Treffen mit französischen und rumänischen Verlegern mit dem Titel »Wen interessiert die rumänische Literatur?« Ich bin mir sicher, ich werde da sein, weil mir die rumänische Literatur sehr wichtig ist.“
Ein Novum der Edition wird die Veröffentlichung der Buchreihe Geschichtenerzähler“ sein, die rumänische Autoren wie Ion Creangă, Mihai Eminescu oder Mihail Sadoveanu in den Fokus rückt. Die Schriftstellerin und Journalistin Adela Greceanu nahm die Herausforderung an, zusammen mit weiteren zehn zeitgenössischen rumänischen Schriftstellern an dem Projekt Geschichtenerzähler“ teilzunehmen und schrieb Die Geschichte von Vasile Alecsandri.“
Die Geschichte von Vasile Alecsandri kann nicht aus dem Kontext seiner Generation gerissen werden, die Generation von 1848, die extrem wichtig für unsere moderne Geschichte war, die eigentlich mit dieser Generation beginnt. Mit ihnen beginnt alles — und mit ihren Eltern, jenen aufgeklärten Großgrundbesitzern der Moldau und Walachei. Obwohl sie nach wie vor orientalische Kleider tragen, wie in den Gemälden jener Zeit zu sehen ist, schicken sie ihre Kinder vor allem nach Paris zum Studieren, aber auch in andere wichtige europäische Hauptstädte. Und diese Kinder, die in Paris studieren — darunter auch Vasile Alecsandri –, lernen dort, was Fortschritt ist, Modernität, wie eine Revolution beginnt. Sie kehren also in die rumänischen Fürstentümer zurück und versuchen, das anzuwenden, was sie von den französischen Revolutionären gelernt haben. Und ebenfalls dort erfahren sie mehr über die Idee des Nationalstaates, die sie in die rumänischen Fürstentümer bringen wollen. Letzten Endes gelingt es ihnen sogar, diesen Traum zu erfüllen. Das sind die wundervollen Zeiten eines Neuanfangs.“
Das Internationale Festival für Literatur und Übersetzung Iaşi — FILIT — ist ein Projekt, das vom Kreisrat Iaşi durch das Nationale Museum für rumänische Literatur in Iaşi finanziert wird. Die diesjährige Auflage findet unter der Schirmherrschaft der Europäischen Kommission statt.