Der Comics-Kolporteur: Goethe-Institut lädt zu einschlägigem Online-Festival ein
Das Projekt setzt sich zum Ziel, während der Coronavirus-Pandemie eine besondere, beliebte und für das breite Publikum zugängliche Kunstform wieder in die Aufmerksamkeit zu bringen: die Comics.
Monica Chiorpec, 05.09.2020, 17:30
Viele Kulturprojekte sind wegen der Einschränkungen angesichts der Coronavirus-Pandemie online gegangen. Das ist auch der Fall des Programms Der Comics-Kolporteur“, das vom Goethe Institut Bukarest in Zusammenarbeit mit dem Kulturverband Jumătatea plină“ (Halbvoll“) organisiert wird. Worum es geht, erfahren wir vom Präsidenten des Vereins, Octav Avramescu:
In diesen etwas anderen Zeiten, die wir gerade erleben, hätten eine Reihe von Comics-Festivals stattfinden und Bücher veröffentlicht werden sollen. Der Bereich der Comics sollte eine sehr interessante, wenn nicht gar sehr intensive Aktivität haben. Aber das ist leider nicht passiert, also dachten wir, warum nicht zusammen mit dem Goethe-Institut ein Online-Projekt zusammenzustellen. Dafür haben wir zwanzig rumänische Künstler aller Altersgruppen ausgewählt, um sie ihre Erfahrungen während des Lockdowns austauschen zu lassen.“
Mihai Ionuţ Grăjdeanu ist einer der zwanzig rumänischen Künstler, die sich der Initiative anschlossen. Über seine Beteiligung am Projekt sagte er:
Ich hatte nur ein Blatt Papier zur Verfügung, auf dem ich meine Eindrücke von dieser Situation gezeichnet habe. Der Lebensstil eines Künstlers, in der Regel eines Freiberuflers, der von zu Hause aus arbeitet, unterscheidet sich nicht wesentlich von bestimmten Aspekten, die während des Lockdowns gültig waren. Wenn man zum Beispiel an einem Comic-Projekt arbeitet, sei es ein Graphic-Roman oder ein Comic-Album, gibt es eine Zeit selbst auferlegter Isolation, die drei bis sechs Monate dauern kann, wenn man sich nur darauf konzentrieren muss, um eine große Anzahl von Comic-Streifen erfolgreich abzuschließen.“
Für einen rumänischen Comiczeichner folgen die kulturellen Ereignisse im Laufe eines Jahres mit einer gewissen Regelmäßigkeit aufeinander. Während der ganz besonderen Situation der letzten Monate sind aber viele Kulturprojekte online gegangen, einschließlich visueller Projekte, so dass Mihai Ionuţ Grăjdeanu sich an die neue Realität anpassen musste:
Seit etwa sieben Jahren organisiere ich auch Ausstellungen, sowohl für mich selbst als auch für andere Künstler in diesem Bereich. Ich arbeite mit mehreren Museen zusammen, kümmere mich um Ausstellungseröffnungen und was ich am wichtigsten finde, ist, dass ich in öffentlichen und privaten Schulen Comics unterrichte. Ich habe eine Reihe digitaler Projekte entwickelt. Im Monat März haben wir zudem eine neue Ausgabe des Magazins »BD Historia, historische Comic-Strips« herausgebracht, die natürlich online bestellt werden kann.“
Diese Kunstform vereint Aspekte von Literatur und bildender Kunst. Ionuţ Grăjdeanu erklärt die Funktionen dieser Art von Kunst:
Der Streifen, den ich für dieses Projekt entworfen und gezeichnet habe, sieht aus wie ein Hausplan, gezeichnet auf einer Seite, wo die Rahmen die Wände des Hauses sind. Man kann ein wenig aus dem Fenster schauen, man sieht etwas von der Straße draußen. So habe ich am Anfang die Zeichnung strukturiert. Mein Text übermittelt eine bestimmte Botschaft. Diese Art von Comics kann in verschiedene Genres passen. Der Comic, mit dem ich mich an diesem Projekt beteiligte, ist vom Zeitgeschehen inspiriert, er widerspiegelt einen gewissen Moment in der Geschichte. Es ist aber auch ein humorvoller Streifen, mit einem satirischen Dialog.“
Das Projekt Der Comics-Kolporteur“ hat zudem eine starke soziale und erzieherische Komponente. Für Mihai Ionuţ Grăjdeanu gelten Comics auch als potenzielle Ressourcen für die Erforschung des Lebens während der Pandemie:
In der Zukunft können Comics als grafische Referenzen verwendet werden, da die Handlung sich in einem gewissen Zeitraum abspielt. Vor allem aber sind Comics sorgfältig erstellt, so dass sie ein Nachschlagewerk für die Forschung in verschiedenen Bereichen sein können. Es gibt auch Web-Comics, die die Leute auf ihren Handys und Tablets lesen können.“
Der größte Vorteil dieser Art von bildender Kunst ist, dass sie für das breite Publikum leicht verständlich ist. Octav Avramescu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:
Comics sind ein Medium, das spielerisch sein kann, aber das ist nicht das Wesentliche daran. Sie sind nicht nur eine Karikatur oder ein Witz, sie erzählen eine Geschichte. Und die Autoren verwenden Bilder, um einfache Geschichten zu erzählen, die wir alle verstehen.“
Das Projekt des Goethe-Instituts Bukarest soll auch im Herbst fortgesetzt werden, auch mit Künstlern aus Deutschland. Octav Avramescu dazu:
Die Kunst profitiert von den Corona-Einschränkungen. Es gibt eine Menge Ideen, an denen wir gearbeitet haben und die wir umsetzen werden. Dieses Projekt ist damit nicht beendet. Die zwanzig Autoren, die sich an unserem Projekt beteiligt haben, werden in diesem Herbst, wenn sich die Situation verbessert, eine Ausstellung zusammenstellen.“