Der Brâncoveanu-Stil in der Kunst und Architektur der Walachei
Die Brâncoveanu-Kunst ist in der Walachei, dem ehemaligen südlichen rumänischen Fürstentum im Mittelalter, in der Architektur, Malerei und in der Bildhauerei vertreten.
Monica Chiorpec, 01.08.2015, 18:13
Die Brâncoveanu-Kunst ist in der Walachei, dem ehemaligen südlichen rumänischen Fürstentum im Mittelalter, in der Architektur, Malerei und in der Bildhauerei vertreten. Der Fürst Constantin Brâncoveanu war zwischen 1688 und 1714 Fürst der Walachei. Diese Epoche hat die anschließende künstlerische Entwicklung geprägt. Der Begriff wird für die Kunstwerke, die bis um das Jahr 1730 geschaffen wurden, benutzt. Kunsthistoriker vergleichen die Entstehung dieses Stils mit der westlichen Renaissance. Die Grundsteine des Brâncoveanu-Stils wurden während der 20jährigen Herrschaft des Fürsten Matei Basarab im 17. Jahrhundert gelegt. Während dieser Zeit war die Walachei politisch stabil und die Künste konnten sich entwickeln. In der Periode nach Brâncoveanu hat sich insbesondere die Architektur der Herrenhäuser entwickelt. Die Kunsthistorikerin Adriana Scripcariu über die Brâncoveanu-Kunst:
In 2014, dem Brâncoveanu-Jubiläumsjahr, haben wir ein Projekt eingeleitet, ein Buch. Wir wollten dem breiten Publikum die Schönheit des Brâncoveanu-Kulturerbes näher bringen. Das Buch ist eine Darstellung mit vielen Bildern, mit vielen einfachen Erklärungen, mit einem Lexikon für die unterschiedlichen Themen der Brâncoveanu-Kunst. Ein Kapitel ist dem Kloster gewidmet, ein anderes dem Schloss. Ein weiteres Kapitel behandelt unterschiedliche Handwerke: Steinmetzarbeit, Tischlerei, Weberei, Goldschmiedekunst. Ein Kapitel ist den Stiftern und den Stiftungen gewidmet. In diesem versuchen wir zu zeigen, wie der Wille der Stifter das ganze Monument beeinflusst. Es gibt Details, die den Baudenkmälern Leben einflößen. Wir sind mit relativ technischen Erklärungen gewohnt, mit der Größe, dem Baujahr, dem Namen des Stifters. Die Geschichten, die sich hinter diesen Stiftungen verbergen, werden uns seltener vorgestellt.“
Bis jetzt wurden viele Bücher über das Brâncoveanu-Kulturerbe geschrieben, über die unterschiedlichen Stifter und über den Bau der wunderbaren Werke. Viele unserer Historiker haben über dieses schöne Kapitel in der rumänischen Geschichte geschrieben. Wozu dann noch ein weiteres Buch darüber? — könnte man sich vielleicht fragen. Insbesondere weil das Buch keine unbekannten Details entdeckt, die von einem Archäologen erforscht wurden. Trotzdem ist das Buch innovativ, der Leser wird verstehen, warum“ — steht im Vorwort des Buches von Adriana Scripcariu Das Brâncoveanu-Kulturerbe für alle“. Die Autorin erläutert weiterhin die Struktur ihres Buchs:
Wir haben ein Anfangskapitel, das wir »Glossar der Brâncoveanu-Zivilisation in Bildern« genannt haben. In diesem Kapitel erklären wir dem Leser die Hauptelemente der mittelalterlichen rumänischen Mentalität, wer die Bojaren waren, wer die Fürsten waren und wie die unterschiedlichen sozialen Schichten in Kontakt miteinander kamen. Wir erklären die Rolle der Kirche, ein paar theologische Begriffe, die zum Verstehen des Themas beitragen. Am Ende haben wir ein sehr schönes Kapitel, das von der Kunsthistorikerin Luiza Zamora geschrieben wurde und der Kunst nach Brâncoveanu gewidmet ist. Es ist die längste Periode in der rumänischen Kunst, aus der wir viele Baudenkmäler haben. Viele von diesen sind heutzutage leider im Ruinenzustand. Das Buch sei eine angenehme Lektüre, hat man mir schon gesagt, und sehr attraktiv wegen der Bilder. Der Fotograf unseres Projekts ist George Dumitriu, der sich seit Jahrzehnten mit dem Fotografieren der Kulturdenkmäler beschäftigt. Man spürt die Erfahrung und die Herzlichkeit, mit der er gearbeitet hat. Graphisch ist das Buch auch besonders, wir wollten kein herkömmliches Kunst-Album erstellen.“
Die Sommerresidenzen des Fürsten Constantin Brâncoveanu in Potlogi und Mogoşoaia sowie der Alte Palast in Bukarest sind historische Monumente, die im Brâncoveanu-Stil gebaut wurden. In der religiösen Architektur sind die Größe und das einheitliche Konzept zu erwähnen. Das Sinaia-Kloster, das Horezu-Kloster und das Antim-Kloster in Bukarest sind einige der wichtigsten religiösen Bauten im Brâncoveanu-Stil. Die Kunsthistorikerin Adriana Scripcariu:
Man kann sich in die Brâncoveanu-Zivilisation verlieben, wenn man die Details entdeckt und die Ernsthaftigkeit, mit der die Stifter jede kleine Geste behandelten, Gesten, die zusammen die Schönheit, die wir auch heute bewundern, mit sich brachten. Ich denke hier an ein Beispiel, an das Sinaia-Kloster, das von Mihail Cantacuzino gestiftet wurde, nachdem er von einer Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten zurückkam. Man kann viele Details über diese Reise und über die Art und Weise, auf der diese Reise in der Seele dieses Stifters Spuren hinterlassen hat, entdecken. Wir können diese auf den Fresken im Sinaia-Kloster wiederfinden.“
Leider wurden echte Juwelen der Brâncoveanu-Architektur wie die Klöster Cotroceni und Văcăreşti vom kommunistischen Regime Mitte der 1980er Jahre abgerissen. Das Kloster Cotroceni wurde aber in den Jahren 2003-2004 auf demselben Platz wieder aufgebaut.