Das Theater „Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea
Das Theater Anton Pann“ wurde in Mai 1990 als profesionelle Bühne offiziell eröffnet, aber die lokale Theatertradition ist über 100 Jahre alt.
Luana Pleşea, 04.01.2014, 15:41
Ich glaube nicht, daß es noch ein anderes Theater wie dieses in einer Ortschaft mit 200.000 Einwohnern gibt — neu, elegant, ausgestattet mit der besten modernen Technik. Ich werde auch das Internationale Theaterinstitut über diesen einmaligen glücklichen Fall informieren.“ Das sind die Worte des großen rumänischen Schauspielers Radu Beligan über das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea, eine Bühne, auf der im Laufe der Jahre berühmte Regisseure wie Silviu Purcărete oder Alexandru Dabija inszeniert haben.
Das Theater Anton Pann“ wurde in Mai 1990 als profesionelle Bühne offiziell eröffnet, aber die lokale Theatertradition ist über 100 Jahre alt. Das Volkstheater in Râmnicu Vâlcea war zwischen 1960 und 1980 eine der besten Bühnen für Laienschauspieler in Rumänien. Die Aufführungen Lăpuşneanul“ in der Regie von Dan Micu und Piaţeta“, inszeniert von Silviu Purcărete, sind als große Ereignisse in die jüngste Geschichte dieses Theaters eingegangen. Seit mehr als einem Jahrzehnt leitet der Regisseur Adrian Roman das Theater Anton Pann“ — während dieser Zeit gelang es ihm, die Truppe zu verjüngen:
Seit einigen Jahren bemühen wir uns, das Durchschnittsalter unserer Truppe auf das jüngste zu bringen. Ursprünglich war das Theater ‚Anton Pann‘ ein Volkstheater mit einer Truppe von Laienschauspielern. Als ich im Jahr 2000 die Leitung dieses Theaters übernahm, wollte ich eine Truppe von Profi-Schauspielern bilden. Am Anfang stellte ich mehrere junge Absolventen der Theaterschule in Craiova ein; später, das heißt vor etwa zwei Jahren, schaute ich nach Cluj und brachte eine Hälfte der Schauspielklasse des Professors Miklós Bács nach Râmnicu Vâlcea. Miklós Bács bewundere ich sehr, er ist ein fantastischer Professor und ein besonderer Mensch, der seinen Absolventen eine spezielle Geisteshaltung einflößt. Das sind nicht bloß junge Schauspieler, sondern Menschen mit einer ausgezeichneten Einstellung in Bezug auf ihre Arbeit und die Bühne — das ist schon etwas Besonderes, so etwas habe ich bei anderen jungen Schauspielern, die in meinem Theater gearbeitet haben, nicht erlebt. Das war der Anfang der Geschichte — dann sind noch drei Absolventen von der Klasse der Professorin Miriam Cuibus zu uns gekommen. Insgesamt haben wir 15 Schauspieler — 5 von der alten Truppe und 10 junge Kollegen.“
Einige Regisseure kannten bereits diese wunderbaren jungen Schauspieler von anderen Projekten. Cristi Juncu und Vlad Massaci zum Beispiel sind speziell nach Râmnicu Vâlcea gekommen, um mit dieser Truppe zu arbeiten. Adrian Roman dazu:
Ich versuche, Regisseure, die wir schon kennen, die sich mit dem Theater ‚Anton Pann‘ angefreundet haben, hierher zu bringen. Große Namen sind zu teuer, wir können uns nicht leisten, sie zu bezahlen. Die Regisseure, die bereits unsere Freunde sind, kommen gerne zu uns und machen uns auch ein Rabatt. Das Theater ‚Anton Pann‘ ist wirklich ein schönes Haus, wo man sehr gut arbeiten kann. Im Unterschied zu anderen Theatern, vor allem zu den Theatern in Bukarest, wohnen die Schauspieler hier, im Haus — es ist also sehr leicht, sie zusammenzubringen und mit dem gesamten Team kontinuierlich zu arbeiten, nicht nur bei der Generalprobe, wie in anderen Häusern. Im Sommer veranstalten wir auch Workshops – wir haben Unterkunftsmöglichkeiten, und es funktioniert sehr gut. Wir haben auch eine schöne Terrasse und einen exzellenten Probesaal, oben, auf dem Theatergebäude. Die Gäste, die uns besucht haben, haben versprochen, mit interessanten Projekten zurückzukommen. Wir versuchen, ein Team zu bilden, das unser Theater in eine gewisse Richtung orientieren soll.“
Die Orientierung des Theaters Anton Pann“ bringt eine gewisse Publikumskategorie ins Theatersaal. Dazu der Intendant Adrian Roman:
Wir zählen vor allem auf ein junges Publikum. Eine Truppe von jungen Schauspielern zieht ein junges Publikum an, das habe ich schon feststellen können. Die jungen Schauspieler besitzen die notwendige Offenheit und Mobilität. Für ein Provinztheater ist Mobilität besonders wichtig — in Kleinstädten sind die Leute nicht so beweglich, daher müssen wir ihnen entgegenkommen. Nach und nach hat unser Publikum gesehen, daß wir eine gute Truppe sind, die gute Aufführungen auf die Bühne bringt. Die älteren Leute kommen eher ins Gewerkschaftshaus, wo Stücke mit bekannten Schauspielern aufgeführt werden. Langsam bilden wir aber unser eigenes Publikum. Wir haben auch eine Kindertheatertruppe, die sehr gut mit den jungen Zuschauern kommuniziert. So lernen die Kinder sehr früh den Weg ins Theater, sie verstehen, wie eine Theateraufführung funktioniert und so bilden wir unser Publikum von klein auf. Wir gewinnen sie fürs Theater.“
Einer der Regisseure, die das Theater Anton Pann“ kennen- und liebengelernt haben, ist Cristi Juncu. In der Spielzeit 2013-2014 inszenierte Cristi Juncu eine Premiere auf der Bühne dieses Theaters — das bewegende Stück Die Belgrader Trilogie“ von Biljana Srbljanović über das Immigrantenleben in Prag, Sydney oder Los Angeles, gespielt von den 10 sehr jungen Schauspielern des Theaters. Zu dieser Truppe gehört auch Vlad Bârzanu, der 2012 die Theateruniversität in Cluj/Klausenburg absolviert hat. 2013 wurde Vlad Bârzanu bei den UNITER-Preisen in der Kategorie Nachwuchsschauspieler“ nominiert, für die Rolle des Bälgenflickers Flaut aus dem Stück Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare, inszeniert von Bálint Botos beim Theater Anton Pann“. In einer Zeit, in der junge Theaterschulabsolventen oft als unabhängige Schauspieler von einer Bühne zur anderen wechseln müssen, zieht Vlad Bârzanu den Status eines fest angestellten Schauspielers vor:
Die gegenwärtige Tendenz ist, als unabhängiger Schauspieler von einem Theater zum anderen zu wechseln, aber ich fühle mich als festes Mitglied dieser Truppe besonders gut. Ich bin Teil eines Teams, das ich gut kenne — die meisten Schauspieler kannte ich schon von der Theaterschule, wir waren Kollegen. Es ist auch sehr gut, einen festen Arbeitsplatz zu haben — heutzutage gibt es sehr viele junge Schauspieler, die nach dem Abschluß keinen weiteren Weg sehen. Und da kommt auf einmal ein Theaterintendant auf einen zu und sagt: ‚Ich habe dich auf der Bühne gesehen, ich möchte dich in meine Truppe haben.‘ Was kann man dazu sagen? ‚Wow, danke, natürlich, ich bin dabei!‘ Für mich ist es perfekt so, ich habe einen sicheren Arbeitsplatz, ich bin nicht weit von Bukarest entfernt, ich kann weiter studieren und mein Magisterdiplom machen, was will ich mehr? Das traf sich wirklich gut!“
Die Belgrader Trilogie“ präsentiert mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Herausforderungen und die Schwierigkeiten der jungen Leute, die sich als Immigranten in einem neuen Land irgendwie durchschlagen müssen. Vlad Bârzanu spricht über die Art und Weise, wie er seine Rolle als Immigrant vorbereitet hat:
Ich dachte nicht so viel an die Position des Immigranten — ich dachte mehr an die Beziehung zu meinem Bruder. Ich konzentrierte mich zuerst auf die Beziehung zwischen uns beiden, ich verarbeitete sie, und dann entwickelte sich auch die folgende Stufe der Beziehung zwischen Menschen, die nicht zuhause sind, die in einem fremden Land, allein, ohne Freunde, fern von ihren Lieben leben müssen… Es ist schwer, aber es ist auch schön. Als Schauspieler kann man in einer solchen Situation sehr viel erzählen. Was wollte ich mit der Rolle des Mika sagen? Das ist ein Stück aus der Erlebnis der Heimatferne und wie man damit zurecht kommt. Jeder von uns hat so etwas erlebt — fern von der Heimat leben, unsicher sein, nicht wissen, was der morgige Tag bringen wird, etwas tun, was man eigentlich nicht möchte, und all das als Existenz auf sich nehmen — eine ewige Unsicherheit und Sehnsucht nach seinen Lieben. Vielleicht habe auch ich so etwas zu spüren bekommen — ich bin in Baia Mare, im Nordwesten Rumäniens geboren und aufgewachsen, habe in Cluj/Klausenburg, in der Landesmitte, studiert, und jetzt lebe ich im Süden, in einer ganz anderen Region des Landes. Ich bin von zuhause weit entfernt, ich bin auch ein kleiner Emigrant — wenn man es so sehen will. Selbstverständlich ist meine Situation nicht so kompliziert wie die eines echten Emigranten, aber das hat meine Einbildungskraft angefeuert.“
Erst seit dem 25. September 2009 hat das Theater Anton Pann“ ein eigenes Haus — an jenem Tag wurde das erste Theatergebäude, das als professionelles Schauspielhaus geplant, gebaut und eingerichtet wurde, in Râmnicu Vâlcea eröffnet. Das Haus hat zwei Theatersäle, ein Amphitheater im Freien, ein Probesaal, eine Terrasse und mehrere Unterkunftsräume — somit besitzt das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea eines der modernsten und am besten ausgestatteten Theatergebäude in Rumänien.
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