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Das Porträt als Akt künstlerischer Darstellung

Das Stadtmuseum Bukarest präsentiert bis Ende August dieses Jahres die Ausstellung „Porträts: Bild und Spiegel“, die in dem wunderschönen historischen Suțu-Palast im Zentrum der Hauptstadt zu sehen ist.

Afiş expozitie (sursa foto: muzeulbucuresti.ro)
Afiş expozitie (sursa foto: muzeulbucuresti.ro)

und , 05.04.2025, 13:21

Ana Maria Măciucă-Pufu, Kuratorin der Ausstellung im Namen des Stadtmuseums, ist heute zu Gast in unserer Kulturchronik. Zunächst baten wir sie um einen kurzen geschichtlichen Überblick über ein mehrdeutiges künstlerisches Genre – das Porträt –, ausgehend von der Ausstellung Porträts im Suțu-Palast.

Das Porträt, eine Kunstform mit langer Tradition seit der Antike, nimmt in der Hierarchie der Gattungen einen ambivalenten Platz ein – oft nicht im Einklang mit dem moralischen Urteil vieler Kritiker, die darin lediglich eine Verherrlichung persönlicher Eitelkeit sehen. In der Renaissance jedoch rückte der Mensch immer stärker ins Zentrum des künstlerischen Interesses. Während Porträts im späten Mittelalter vor allem Herrscher abbildeten, blieben einfache Leute eher eine Ausnahme. Die Werke des 15. Jahrhunderts – etwa die flämischen Porträts – konzentrieren sich meist auf Gesicht und Schultern, wobei das Antlitz häufig im Profil dargestellt wird.

Im 16. Jahrhundert begannen große Porträtkünstler wie Leonardo, Raffael oder Tizian, auf größeren Leinwänden zu arbeiten. Sie zeigten ihre Modelle – Männer wie Frauen – nun nicht mehr nur im Brustbild, sondern in halber Figur oder sogar ganz stehend. Die Porträtmalerei wurde in dieser Zeit gewissermaßen erwachsen. In der Renaissance orientierte sich die Darstellung stark an der gesellschaftlichen Stellung der porträtierten Person und am Zweck des Bildes. Auch die eingesetzten Techniken und gestalterischen Mittel wurden entsprechend ausgewählt.

So entstand das psychologische Porträt – ein Bild für den intimen Gebrauch, das sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch die seelische Verfassung einer Person zeigt, über die man kaum etwas weiß. Es steht im Gegensatz zum offiziellen Porträt von Persönlichkeiten, geistlichen Würdenträgern oder Herrschern, das für öffentliche Räume gedacht war. Bei diesen Bildern steht oft nicht nur der Gesichtsausdruck im Mittelpunkt, sondern auch die Haltung der Figur und die symbolische Gestaltung des Hintergrunds.

Kaiserliche Porträts waren häufig idealisiert – sie zeigten Herrscher nicht als sterbliche Wesen, sondern als überhöhte, nahezu unvergängliche Gestalten. In der Moderne entdeckte man ähnliche Stilisierungen wieder: Porträts von Personen, die wir uns nicht als körperlich greifbar oder vom Alter gezeichnet vorstellen sollen. Ein Beispiel dafür sind die byzantinischen Heiligen – umgeben von Gold wirken sie entrückt, vergeistigt, fast immateriell. Und auch in allegorischen Szenen der Staffeleimalerei begegnen uns solche Figuren: real dargestellt, aber zugleich durch Licht und himmlische Vegetation idealisiert.

Aus der Renaissance sind besonders die Ganzgesichtsporträts der Medici-Brüder Giuliano und Lorenzo de’ Medici in der Medici-Kapelle bemerkenswert. Sie zeigen die beiden nicht in körperlicher Ähnlichkeit, sondern spiegeln vielmehr ihre Persönlichkeit und ihren Geist wider. Die Porträtmalerei hat sich seither stetig weiterentwickelt. Die besondere Kraft heutiger Porträts und Selbstporträts liegt in den tiefen, substanziellen Ebenen, auf denen sie entstehen – stets getragen von künstlerischer Emotion. Der Trend geht dabei zur Essenz: Das äußere Bild wird reduziert, das Innere rückt in den Fokus. Entscheidend sind nicht mehr die oberflächlichen Züge, sondern das, was das Gesicht einer Person über ihr Inneres erzählt.

Als Nächstes wollten wir von Kuratorin Ana Maria Măciucă-Pufu wissen, wie sich ein Besuch der Ausstellung am besten planen lässt.

 Die Ausstellung Porträts: Bild und Spiegel lässt sich auf mindestens zwei Ebenen erleben. Zum einen führt eine chronologische Linie durch die Geschichte des Porträts – von der Antike bis zur Gegenwart. Zum anderen lädt eine zweite, eher konzeptionelle Linie dazu ein, das Porträt als Idee zu erkunden – vom klassischen Idealbild bis zu modernen, abstrakten Interpretationen.  Dabei werden ganz unterschiedliche Darstellungsweisen sichtbar, die eng mit der Entwicklung künstlerischer Techniken verbunden sind. Dem sorgfältig komponierten Atelierporträt steht das spontane Bild des Augenblicks gegenüber – ein eingefrorener Moment, oft voller Leben. Die Ausstellung zeigt auch, wie sich das Bild des Gesichts gewandelt hat: von überhöhten, fast göttlichen Idealen bis zu realistischen Darstellungen, wie sie mutig schon in der griechisch-römischen Antike gepflegt wurden. … 

Zum Schluss spricht Kuratorin Ana Maria Măciucă-Pufu über das Porträt in der rumänischen Kunst – ein zentrales Thema der Ausstellung im Suțu-Palast. Sie schließt unser Gespräch mit einer spannenden Idee ab: dem Porträt als Akt künstlerischer Darstellung – in der Form einer ‚Maske‘, einer Persona.

In der rumänischen Kunst beginnt das Interesse am Porträt Anfang des 19. Jahrhunderts – mit dem Einfluss der westlichen Maltradition. Das zeigt sich auch an der großen Zahl von Porträts, die von frühen rumänischen Malern geschaffen wurden. Viele von ihnen waren sogenannte ‚Pilgermaler‘ – Künstler auf Wanderschaft, die in Mittel- und Osteuropa nach Aufträgen suchten und dabei teils längere Zeit in den rumänischen Fürstentümern blieben. Sie gelten heute als Wegbereiter der rumänischen Malerei. Einer von ihnen war Constantin Lecca, bekannt für seine Porträts prominenter Persönlichkeiten der damaligen Oberschicht. Spätere Künstler interpretierten ihre Modelle dann jeweils im Geist ihrer Zeit – geprägt von der Stilrichtung, der sie folgten, oder den ästhetischen Strömungen ihrer Epoche.

Was wir heute als Selbstdarstellung kennen, war schon im antiken Rom ein zentrales Thema. Der antike Mensch beschäftigte sich täglich damit, wie er sich durch seine Erscheinung – die Maske, die er je nach Bedarf trug – präsentieren oder auch verbergen konnte. Wie wir heute, hatte er die Wahl zwischen verschiedenen ‚Masken‘: eine für den Beruf, eine für den Alltag, eine für öffentliche Repräsentation. Was in der römischen Antike besonders wichtig war, war jedoch die ‚Persona‘ – ein Begriff, der das andere Gesicht, das Alter Ego einer Person bezeichnete. Ein und dieselbe Person, aber in unterschiedlichen Rollen.

foto: RRI
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